Noch einmal Fußballfest zum Saisonabschluß

KSV Hessen - SC Borussia 04 Fulda 4:1 (1:1)
Starke Löwen überrennen Borussen nach der Pause.
Ende gut, alles gut für den KSV Hessen? Fast. Denn als nach dem klaren 4:1 (1:1)-Sieg über Borussia Fulda die Fans den Rasen des Auestadions stürmten, da schlich so doch etwas Wehmut mit in die Herzen der Löwen-Spieler. "Es wäre ein Traum gewesen, wenn wir heute hier das echte Endspiel um die Meisterschaft bestritten und so gewonnen hätten", ließ ein nachdenklicher Thorsten Schönewolf verlauten, um festzustellen: So war es wenigstens ein versöhnlicher Saisonabschluss. Ja, das war es auf jeden Fall, das Spiel gegen den Tabellennachbarn aus Fulda, der nach dieser Saison den Weg in die Landesliga antreten muss (siehe Artikel unten). Doch im vorerst letzten Oberligaspiel zeigten die Domstädter zumindest in Halbzeit eins ihre Klasse. Schnelles Konterspiel mit offensivem Mittelfeld (Gerster, Unger) und drei (!) Angriffsspitzen. Da endete die wilde Jagd zwar sehr oft im Abseits, auch musste Torwart Zoran Zeljko zweimal per Fußabwehr glänzend parieren, doch einmal fanden die Borussen ihr Ziel. Kurz vor der Halbzeit traf A-Jugendspieler Pfeiffer nach einem Lattentreffer von Bunzenthal ins Kasseler Tor. Das reichte aber nur zum zwischenzeitlichen Ausgleich, denn die Löwen hatten bereits vorgelegt. Durch Adem Usta, der nach einem abgefälschten Freistoß von Radler den Ball artistisch ins Gästetor bugsierte (10.). Eine verdiente Führung der ohne die verletzten Chalaskiewicz, Krause und Cesar angetretenen Kasseler, die ihre Führung eigentlich noch rasch hätten ausbauen müssen. Aber der diesmal in der ersten Hälfte stark aufspielende Tobi Nebe traf mit einem Weitschuss nur den Pfosten und Artur Tews setzte den Nachschuss am Tor vorbei ins Aus (12.). Und beide Akteure vergaben weitere Chancen: Nebe fand mit strammem Schrägschuss (18.) und nach schönem Solo (43.) in Borussen-Keeper Gurski seinen Meister. Tews zielte noch einmal freistehend übers Tor (30.). Aber was solls, wenn man einen Usta in Bestform hat. Acht Minuten nach dem Seitenwechsel verwertet dieser ein hohes Anspiel von Busch zum 2:1. Ustas zehntes Saisontor. Ja es läuft prima. "Ich hoffe, das bleibt auch in der kommenden Saison so", freute sich der später unter viel Applaus für Julio Cesar ausgewechselte Stürmer. "Durch die zwei schnellen Tore des KSV lief es bei uns nicht so. Und nach dem 3:1 ist meine Mannschaft zusammengebrochen", musste Fuldas Trainer Andrzej Rudy zerknirscht eingestehen. Nach dem tollen Lupfer von Thorsten Bauer zum 3:1 (der 28. Treffer des Torschützenkönigs) war die Borussen-Abwehr nur noch ein Spielball der immer stärker auftrumpfenden Löwen. Umjubelter Schlusspunkt: Abwehrspieler Nico Radler krönte seine tadellose Leistung mit einem plazierten Kopfball zum 4:1.

<i>Von Rolf Wiesemann

HNA-Sportredaktion, 06.06.04</i>


KSV Hessen: Zeljko - Schönewolf, Radler, Keim - Tews, Busch, Istenic (46. Steffen), Rudolph, Nebe (79. Kayacik) - Cesar (68. Cesar), Bauer.

Borussia Fulda: Gurski- Horr, Wischermann, Ndjoumeck - Gerster (46. Carusso), Perez, Unger, Wengerek - Anli, Pfeiffer, Buntenthal.

Zuschauer: 1.800

Schiedsrichter: Pfuhl (Viermünden)

Tore: 1:0 Usta (10.), 1:1 Pfeiffer (44.), 2:1 Usta (53.), 3:1 Bauer (68.), 4:1 Radler (88.)


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<img border="1" src="/pictures/04-06-05-190104_thomale.JPG" align="left"><b>Stimmen zum Spiel:</b><br>Hans-Ulrich Thomale (Trainer KSV Hessen Kassel):"Das war heute noch einmal ein würdiger Abschluss. Ich möchte mich bei der Mannschaft bedanken und bin stolz auf sie. Dass wir mit diesem Kader so etwas geleistet haben, ist bemerkenswert. Man kann die Saison am Nico Radler festmachen. Nico kommt aus den unteren Spielklassen und hat sich mit bescheidenen Mitteln zu einem guten Oberligaspieler gemausert. Und dann ist da natürlich noch unser klasser Stürmer Thorsten Bauer, der mit 28 Toren Oberliga-Torschützenkönig geworden ist."

Andrzej Rudi (Trainer Borussia Fulda):"Was soll ich noch sagen. Nach dem 3:1 ist meine Mannschaft zusammengebrochen. Wie ich gehört habe, spielen wir nächste Saison in der Landesliga. Das ist natürlich bitter. Man kann es als Symbol sehen, dass wir unser letztes Spiel gerade in Kassel absolvieren mussten, die nach ihrem Zwangsabstieg auch wieder aufgetaucht sind."





<b>Was auffiel</b>
Erfolgreiche KSV Hessen Traditionsmannschaften von '54 und '64, ein tolles Fußballspiel mit vielen sehenswerten Spielzügen und vor allem vielen Toren. Die 1800 Zuschauer im Kasseler Auestadion kamen so richtig auf ihre Kosten und bedankten sich auch dafür. Mit stehenden Ovationen wurde die Löwen schon während des Spiels bedacht, was in letzter Zeit nicht alltäglich war.
Doch das Spiel war für viele nicht Hauptthema, vieles drehte sich an diesem Samstagnachmittag um die Zukunft von Borussia Fulda und dem neuen Kader des KSV. Während für Fulda jetzt klar ist, dass sie keine Lizenz für die Oberliga erhalten (siehe Artikel unten) und in der nächsten Saison in der Landesliga kicken müssen, wird heftig über die Zu- und Abgänge bei den Löwen spekuliert. Bleibt Chala oder wechselt er vielleicht nach Darmstadt? Hat Nebe schon beim KSV Baunatal unterschrieben, gehen Keim und Istenic oder wird Cesar vielleicht in der kommenden Saison im europäischen Ausland spielen oder wieder nach Brasilien zurückkehren? Spekulationen auch um Spieler aus Fulda, die jetzt ja bei den Löwen anheuern könnten. Die Gerüchteküche brodelt, wie jedes Jahr nach einer Saison. Fest scheint jedoch zu stehen, dass der KSV Hessen wohl auch im nächsten Jahr eine schlagkräftige Truppe beisammen haben wird.

<i>Fotos/Text: Carsten Müller</i>




<span class='smallfett'>Der Niederlage folgt Zwangsabstieg</span>

<i>Schwarzer Samstag für Borussia Fulda.</i>

KASSEL/FULDA. Zuerst gab es die deutliche 1:4-Niederlage im Kasseler Auestadion. Gleich danach die Hiobsbotschaft aus Frankfurt. Am Samstag um 17 Uhr teilte der Hessische Fußball-Verband (HFV) den Verantwortlichen des Fußball-Oberligisten Borussia Fulda mit, dass dem Klub die Lizenz für die kommende Saison in der Oberliga verweigert wird. Damit steigt der osthessische Traditionsklub in die Landesliga Nord ab. "Das ist eine traurige Geschichte für uns, aber ich habe bereits meine Bereitschaft signalisiert, weiterzumachen", erklärte Andrzej Rudy gestern noch im Kasseler Auestadion zu der Nachricht, die er unmittelbar nach Spielschluss erhalten hatte. Allerdings gab sich der Borussen-Trainer auch gleich wieder optimistisch: "Man kann es als Symbol sehen, dass wir unser letztes Spiel gerade in Kassel absolvieren mussten, die nach ihrem Zwangsabstieg auch wieder aufgetaucht sind." Rudys Hoffnung: "Ich glaube, auch in Fulda gibt es genug Menschen, die in dieser schwierigen Situation ein Herz für die Borussia haben." Das wird auch nötig sein, um den von Krisen geschüttelten und jetzt gestürzten Klub wieder aufzurichten. Mit seiner Entscheidung, die Lizenz zu verweigern, hat der HFV einen Schlussstrich hinter die organisatorischen und finanziellen Eskapaden des Fuldaer Sportdirektors Ross Shtyn und dessen von ihm gegründeter Fußball GmbH gezogen. "Wir werden den Verein auf jeden Fall wieder auf sichere Säulen stellen und diese Show, die hier ablief, beenden", sagte der kommissarische Vorstandsvorsitzende Erwin Kascherus. Er kündigte zugleich an, dass das Kapitel Ross Shtyn in der Johannisaus schnell zu Ende gehen könnte. Kascherus: "Ich weiß nicht, ob Herr Shtyn in Fulda wohnen bleibt. Ich glaube aber nicht, dass er das Landesligateam unterstützen wird." Durch den Fuldaer Abstieg ist der VfB Marburg in der Oberliga gerettet. Dafür geht Braunfels in die Relegation mit den Tabellenzweiten der Landesligen. In der Landesliga Nord gibt es dagegen keine Veränderungen. Borussia Fulda nimmt den Platz ihrer zweiten Mannschaft ein, die dadurch in die Bezirksoberliga absteigen muss.


<i>(WIE/ZEK, HNA-Sportredaktion, 06.06.04)</i>

Aufstellung

Veröffentlicht: 05.06.2004

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 16.04.2024