Teilweise Fussball aus dem Zauberkasten

KSV Hessen - SV 1919 Bernbach 5:1 (4:1)
Durch einen 5:1-Erfolg gegen den SV Bernbach hat der KSV Hessen seinen zweiten Tabellenplatz in der Oberliga Hessen behaupten können. Vor 2.100 Zuschauern im Auestadion erzielten Breitenreiter, Bauer, Steffen, Mayer und Cesar die Treffer für eine phasenweise begeisternde KSV-Mannschaft.
Fußball kann schon eigenartig sein. Da sind die Löwen viele Wochen Spitzenreiter Eschborn dicht auf den Fersen, haben realistische Chancen auf den Sprung in die Regionalliga. Doch das gekicke war zu dieser Zeit teilweise erbärmlich. Nun ist vier Runden vor Schluss, bei einem Rückstand von sieben Punkten, die Messe realistischerweise gelesen und schon packen die Männer von Thomas Freudenstein den Zauberkasten aus.

"Dafür sind viele Faktoren ausschlaggebend", stellt der neue Coach fest. "Wir sind nun offensiver ausgerichtet, legen größere Schwerpunkte auf die Eroberung des Balles." Aber auch das Team, das bis vor wenigen Wochen eine bunt zusammen gewürfelte Ansammlung von Einzelkämpfern war, tritt wieder als ein solches auf. Mag sein, dass der Druck des unbedingt gewinnen müssen weg ist. Mag sein, das sich eine Mannschaft mit fünf Neuzugängen erst finden muss. Faktum ist, dass der KSV zur Zeit richtig ansehnlichen Fussball bietet und es wieder Spass macht, ins Auestadion zu gehen. Nach dem "Tore-Quartett" gegen Klein-Karben und Marburg legten die Löwen nun sogar noch einen drauf. 5:1 gegen den SV Bernbach, in einem phasenweise begeisternden Spiel. Insbesondere die Techniker Mayer (als Libero!), Cesar, Kayacik und Owusu spielten mit den Rot-Schwarzen aus dem Freigerichter Ortsteil phasenweise Jo-Jo.

Los ging es bereits in Minute vier. Bernbachs Keeper Thorsten Rohrbach hatte bei einem 25-Meter-Freistoß-Knaller von Andreas Mayer gerade noch die Fäuste dazwischen, doch der nachfolgende Eckball brachte dann die Löwen-Führung. Von der rechten Seite flankte Ahmet Kayacik butterweich auf Andre Breitenreiter, der die Lederkugel dann über die Linie grätschte. Und weiter ging es in Richtung Bernbacher Tor. Nach einem Abwehrfehler angelte sich Julio Cesar den Ball, flankte auf den sträflich freien Thorsten Bauer, der zum 2:0 einköpfte. Das ganze nach erst sechzehn Minuten. Und die kecken Löwen sattelten noch einen drauf. Wieder wuselte sich Julio Cesar über links durch, Steffen war da - 3:0. Danach musste dann der spielfreudige, aber auch rot gefährdete Nico Steffen vom Platz, für ihn kam Silas Owusu.

Es kam die Zeit der Strafstöße. In der 43. Minute foulte Nico Radler den Bernbacher Agiralioglu. Zu Recht gab es einen Elfer, der gefoulte verwandelte selber, obwohl Zoran Zeljko die Ecke ahnte. Und bevor diese spektakuläre Halbzeit zu Ende ging, stellten die Löwen den alten Abstand wieder her. Allerdings mit gnädiger Unterstützung von Schiedsrichter Weix. Einen dubiosen Strafraum-Faller von Julio Cesar belohnte er mit Elfmeter, Andreas Mayer liess sich dieses Geschenk nicht nehmen - 4:1.

Die zweite Halbzeit war dann eine Gratwanderung zwischen Zauberfussball und brotloser Kunst. Teilweise sahen die Zuschauer tolle Pässe , Kombinationen und etliche technische Schmankerl. Doch der letzte Zug zum Tor fehlte, manch möglicher Treffer wurde durch übersteigerten Spieltrieb selbst verhindert. So gab es dann nur noch ein Törchen in Durchgang zwei. Nach zwei tollen Vorlagen durfte Julio Cesar auch noch seinen Treffer erzielen, ein Strafstoß nach Foul an Nico Radler machte es möglich.

Nun stehen die Derby-Wochen an. Nacheinander warten Lohfelden, Baunatal und Vellmar auf den KSV. Kein Geheimnis wird es sein, dass diese Teams bissiger agieren werden, als die erschreckend schwachen Bernbacher. Aber wie sagte Thomas Freudenstein so schön nach dem Spiel: "Man spielt nur so stark, wie es der Gegner zulässt." Ganz so eigenartig ist Fussball halt doch nicht.

Oliver Zehe

KSV Hessen: Zeljko - Mayer - Krause, Radler - Dietrich, Steffen, Stock, Kayacik, Breitenreiter - Cesar, Bauer.

SV Bernbach: Rohrbach - Rimac, Dressbach, Zinkhan - Henning, Oymak, D. Trageser, Koc, Kraft, Wirsing - Agiralioglu.

Ausgewechselt: 40. Owusu für Steffen, 70. Schmidt für Kayacik, 75. Dayangan für Stock - 30. Neis für Rimac, 67. Dadic für Agiralioglu, 73. Huth für Zinkhan.

Zuschauer: 2.100. Schiedsrichter: Weix (Haselgrund).

Tore: 1:0 (4.) Breitenreiter, 2:0 (16.) Bauer, 3:0 (30.) Steffen, 3:1 (43., Foulelfmeter) Agiralioglu, 4:1 (45 + 2., Foulelfmeter) Mayer, 5:1 (85., Foulelfmeter) Cesar.


Stimmen zum Spiel:

Thomas Freudenstein (Trainer KSV Hessen): "Wir waren heute hoch überlegen und haben den Gegner durch unsere Aggressivität in der ersten Halbzeit enorm geschwächt. Wir haben uns die Bälle schnell erkämpft und richtig guten Fussball gespielt."

Reinhold Jessl (Trainer Bernbach): "Die erste Halbzeit war für uns eine einzige Enttäuschung. Immerhin haben wir im zweiten Durchgang den Schaden so gering wie möglich gehalten".

Ali Marzban (Trainer FC Eschborn, der im Auestadion seinen nächsten Gegner Bernbach ausspionionerte): "Das war ein prima Oberliga-Spiel. Kassel wirkte total befreit und hat tollen Fussball gespielt."

Aufstellung

Veröffentlicht: 05.05.2003

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024