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Seit dem FĂŒhrungstreffer kommen die Löwen nicht mehr ganz so hĂ€ufig und zielstrebig nach vorn Richtung Friedberger Tor.

Barcelona-Bericht oder wenn Löwen ins SchwÀrmen geraten

Trainingslager-Tagebuch Harez Habib
Den Erlebnis- Abend in der imposanten Fußball- Arena Nou Camp, der HeimstĂ€tte des Renommierclubs FC Barcelona, hatten sich die KSV- Kicker dank intensivem Pensum im Trainingslager an der Costa Brava verdient. 140 Kilometer vom Quartier entfernt, besuchten Trainer Mirko Dickhaut und sein Team am Donnerstagnachmittag zunĂ€chst die katalonische Hauptstadt (1,6 Mio. Einwohner) am Mittelmeer und am spĂ€ten Abend (Anstoß 21.30 Uhr) die Pokal-Partie von "Barca" vs. den Stadtrivalen Espanyol. Nachfolgend der Barcelona- Bericht eines Spielers, hier Harez Habib, wie er dieses Reise- Highlight erlebt hat.

"Meeeeeeessi, Meeeeeeessi, Meeeeeeeessi!"

Es läuft die 75. Spielminute im Viertelfinal-Rückspiel des spanischen Pokals zwischen dem FC Barcelona und dem Stadtrivalen Espanyol. Fast 80.000 Zuschauer skandieren gegen 23 Uhr Ortszeit den Namen des argentinischen Fussballstars Lionel Messi im Trikot von "Barca" .

Tatort ist das legendäre Camp Nou, Heimstätte der Katalanen und das größte Stadion in Europa mit einem Zuschauervermögen von knapp 120.000 Leuten. Einen Unterschied nehme ich dieses Mal jedoch als glühender Barca-Fan wahr. Ich sitze nämlich nicht mit meinen Freunden im heimischen Kassel vor dem Fernseher, sondern ich bin einer dieser 80.000 Fans. Unglaublich, aber wahr. Mir wurde der Wunsch erfüllt, einmal in diesem Stadion ein Spiel zu sehen.

Rückblende: Es ist Donnerstag, der 29. Januar 2009. Ich stehe wie in den letzten drei Tagen im Hotelzimmer auf. Doch im Gegensatz zu den letzten Tagen, werden mir heute die schweren Einheiten unseres Konditionstrainers Dominik Suslik, auch bekannt als Felix ( in Angedenken an den als Schleifer bekannten Trainer des VFL Wolfsburg Felix Magath), keine Sorgen bereiten.

Harez Habib, vorn, im KSV- Trainingslager an der Costa Brava
zoomHarez Habib, vorn rechts neben René Ochs auf dem Sportplatz in Fortiá im KSV- Trainingslager.
Foto: Privat

Ich weiß nämlich, dass heute mein Traum in Erfüllung geht, endlich ein Heimspiel des FC Barcelona sehen zu können. Neben mir liegt mein Zimmerkollege Kevin Wölk, der genauso wie ich mit einem Lächeln aufsteht. So vergeht die zweistündige Morgeneinheit wie im Flug, auch wenn der Konditionszirkel dem einen oder anderen doch sehr zu schaffen macht. Um 16.30 Uhr ist das jedoch alles vergessen. Bei leicht bewölktem Wetter erreichen wir in vier Kleinbussen die katalanische Hauptstadt und es kommt gleich zum ersten Problem.

Wo finden wir einen Parkplatz? Nach ca. 45 Minuten Warten und dem Verzehr eines Baguette geht es endlich los. Die Parkplätze sind gefunden, die Tickets fürs Spiel verteilt und Trainer Mirko Dickhaut wünscht der Mannschaft bis zum Spiel viel Spass in der Innenstadt. Meine Gruppe ist leicht gefunden. Mit Renè Ochs und Yusuf Barak, zwei ebenfalls seit Kindesbeinen bekennende Barca-Fans, sowie Kevin Wölk, Mentor Latifi und dem Fussballgott Thorsten Bauer geht es zum Placa de Cataluna.

Nach einem deftigen Essen in einer Pizzeria, dem Kauf von Postkarten für ihre geliebten Freundinnen von "Boris" (Thorstens neuer Spitzname dank seines überragenden Serve- und Volley Spiel beim Tennis anlehnend an Boris Becker), "Dr. Wölk" und "Mentos" sowie Yusufs Kauf von Nasenspray, geht es zum ersten Hauptziel. Nein, noch nicht zum Camp Nou, sondern zur offiziellen Barca-Boutique. Nachdem Yusuf, René und ich uns hier neu eingekleidet haben und für die nächsten Jahre erst einmal gut ausgestattet sind, geht es im Taxi zum Stadion. Die Vorfreude aber auch eine gewisse Anspannung steigt von Minute zu Minute.

Im Stadion wird man aber von solch einer wahren Gefühlswelle ergriffen, die auch nicht eingefleischte Barca-Fans ergreifen würde. Unsere Mannschaft sitzt leicht verteilt im Block 98, schräg hinter dem Tor gegenüber der großen Stadionleinwand. Nachdem der Rasen bewundert wird, aber auch die Architektur des Fußballtempels sowie viele Fotos vor dem Spiel geschossen werden, beginnt der Countdown. Als die Espanyol-Spieler zum warm machen einlaufen, werden sie von gellenden Pfiffen begleitet. Keine fünf Minuten später folgen dann die Barca-Akteure. Ein tosender Applaus beginnt, sodass man sich als Zuschauerneuling schon zu diesem Zeitpunkt fragt, was los sein wird, wenn mal ein Tor für Barca fällt. Geht man durch die Aufstellung des FC Barcelona, kann man nur mit der Stirn runzeln. Ein Thierry Henry, Samuel Eto'o oder Andres Iniesta sitzen nur auf der Bank.

Auch Philip Herbold, der aus seiner Hannoveraner Zeit auch die dortige TUI-Arena kennt, freute sich über das Erinnerungsfoto aus dem Fußballtempel von Barca
zoomAuch Philip Herbold, der aus seiner Hannoveraner Zeit die dortige TUI- Arena kennt, freute sich über das persönliche Erinnerungsfoto aus dem Fußballtempel in Barcelona
Foto: Privat

Ein Luxusproblem, was in der Regionalliga Süd wohl nur unser Trainer Mirko Dickhaut hat. Das Spiel ist schnell erzählt. Barca führt 3-0, kommt durch zwei Fernschüsse noch mal in Bedrängnis, gewinnt aber am Ende wohlverdient mit 3-2. Viel wichtiger als das Ergebnis sind jedoch die emotionale Achterbahnfahrt, die ein jeder Fan dort durchmacht. In jeder freien Minute schauen sich Yusuf Barak, René und ich uns gegenseitig an und schütteln nur mit dem Kopf darüber, dass wir tatsächlich dort sitzen und dieses Spiel miterleben dürfen. Wie nah man am Spiel im Camp Nou ist, zeigt eine Szene, als Lionel Messi abgegrätscht wird und die ganzen Fans sich wutentbrannt erheben und anfangen, den Espanyol Spieler zu beschimpfen, als seien sie selber gefoult worden.

Es geht ein Pfeiffkonzert durch das Stadion, dass mir wohl nie mehr aus dem Ohr geht. Doch am Ende des Spiels ist alles vergessen. Mit Siegeshymnen und Liedern verlassen dann die 80.000 Zuschauer glücklich und zufrieden ihren Fussballtempel. Für die Einen ein Spiel wie jedes andere, für uns jedoch eines der schönsten Erlebnisse in unserem Leben.

Um 2 Uhr Morgens liege ich wieder in meinem Hotelzimmer und kann immer noch nicht fassen, was da passiert ist. Ich drehe mich nach rechts und sehe Kevin liegen, der mit einem leichten Grinsen eingeschlafen ist. Ich denke mir, dass ich das genauso machen werde, auch mit dem Wissen, dass am nächsten Tag Dominik wieder auf uns wartet.

Harez Habib (aufgezeichnet von Herbert Pumann)

Sonntag, 1. Februar 2009

Veröffentlicht: 01.02.2009

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Datum des Ausdrucks: 24.04.2024