Als KSV Sieg vor Augen hatte, folgte der eiskalte Schock

Als KSV Sieg vor Augen hatte, folgte der eiskalte Schock

1860 München II - KSV Hessen 2:1 (1:0)
Nachdem Thorsten Bauer auf hervorragende Vorarbeit von René Ochs in der 61. Minute den frühen Rückstand (10. Minute Philipp Hosiner) wett machte, war der Tabellenzweite KSV Hessen drauf und dran das 2:1 zu erzielen. Das fiel dann jedoch auf gefrorenem Terrain im altehrwürdigen Stadion an der Grünwalderstraße neun Minuten vor Spielende auf der Gegenseite wiederum durch den Österreicher Hosiner. Die 2. Halbzeit begann mit zehnminütiger Verzögerung, da sich SR- Assistent Markus Kugele auf eisigem Boden eine Sprunggelenkverletzung zuzog und durch einen von der Tribüne kommenden Ersatz-Linienrichter ersetzt wurde. Kevin Wölk fehlt wegen der fünften gelben Karte im nächsten Spiel.

Die Freitag-Flutlichtspiele in der Fremde bekamen dem KSV im November nicht, wobei auch diese Niederlage wie die in Ulm nicht sein brauchte. KSV-Coach Mirko Dickhaut war erneut zu personellen Veränderungen gezwungen, wobei Florian Heussner (für Daniel Möller) auch aus taktischen Gründen, die mit dem Gegner zu tun hatten, den Vorzug erhielt. Mentor Latifi kehrte nach zweimonatiger, verletzungsbedingter Pause wieder in die Start-Elf zurück, in der gegenüber dem begeisternden 3:1-Heimerfolg über Eintracht Bamberg Christoph Keim wegen der fünften gelben Karte fehlte. Die handelte sich im „Löwen-Duell" diesmal auch KSV-Spielmacher Kevin Wölk bereits in der Anfangsphase ein, wodurch der 23jährige Ex-Bochumer am 6. Dezember beim nächsten Auswärtsspiel in Aschaffenburg fehlen wird.

Dass überhaupt gespielt wurde, darf differenziert betrachtet (siehe auch Kommentar auf Pressekonferenz von Mirko Dickhaut) werden. Der etatmäßige KSV- Kapitän Thorsten Schönewolf, der ebenso wie Christoph Keim mit nach München kam und diesmal die Binde an Routinier Enrico Gaede weiter reichte: „"Auf diesem Platz durfte bei solchen Bedingungen nie angepfiffen werden. Da ist ja noch Eis drauf". Und das war vor allem auf der Haupttribünenseite, wo nach 13 Spielminuten Linienrichter Markus Kugele umknickte und auf Grund einer Bänderverletzung im Sprunggelenk bei Halbzeit ausschied (siehe „Besondere Vorkommnisse" am Bericht-Ende).

Führte das KSV-Team in München: Enrico Gaede, der diesmal die Kapitänsbinde trug
zoomFührte das KSV-Team in München: Enrico Gaede, der diesmal die Kapitänsbinde trug
Foto: Harry Soremski

Noch in Vollbesitz seiner Kräfte konnte Kugele die ersten erfrischenden KSV-Angriffe ansehen, denn die diesmal in ihren schwarzen Alternativ-Trikots antretenden Gäste machten da weiter, wo sie vor einer Woche gegen Bamberg aufgehört hatten. Über links ging alles blitzschnell und - wie bewährt - per Direktpass...Thorsten Bauer auf Enrico Gaede, der spielte auf Linksaußen Dennis Tornieporth frei, der wiederum im rechten Moment nach innen in den Strafraum passte, wo inzwischen der Ex-Siegener angekommen war. Doch der 26jährige Ruhepol der Löwen hatte auf dem frostigen Geläuf in dieser Szene keinen guten Halt und somit legte er sich den Ball erst noch vom rechten auf den linken Fuß. Durch die Zeitverzögerung konnte ein Münchener Abwehrbein den Schuss noch ins Toraus abfälschen (6.). Nach dem anschließenden Eckball kam dann Harez Habib ebenfalls im Strafraum frei zum Schuss, verfehlte jedoch das Gehäuse von Keeper Krauss.

Dann probierte es Torjäger Thorsten Bauer per Rechtsschuss, der abgefälscht wurde und dadurch eine sichere Beute für TSV-Torhüter Markus Krauss war, der den Ball vor dem heran kommenden René Ochs behauptete (8.). Der KSV Hessen blieb dran und wollte ein frühes Führungstor, doch das gelang ausgerechnet in dieser anfänglichen KSV- Druckphase den Gastgebern mit ihrem ersten Angriff. Welch ein kurioses Tor...das ins Bild dieses Abends und der gegebenen Bedingungen passte. Billard im KSV-Strafraum! Alexander Eberlein, der ebenso wie Florian Jungwirth am Montag noch dem TSV-Profikader beim 1:0-Sieg in Rostock angehörte, holte von halbrechts einen fulminanten Schuss mit rechts raus. Von einem eigenen Mitspieler an der Strafraumgrenze abgefälscht, veränderte der Ball die Richtung und landete am Pfosten, ehe die beiden Münchener Stürmer Mustafa Kucukovic und Philipp Hosiner heran schnellten. Kucukovic war der erste, zog direkt ab und scheiterte am reaktionsschnellen KSV-Keeper Dennis Lamczyk, der dann jedoch gegen den zweiten Nachschuss von Hosiner machtlos war (10.).

Für den 19jährigen Österreicher aus dem Burgenland das vierte Saisontor. Doch die Kasseler Löwen waren keineswegs geschockt und die Antwort folgte postwendend. Zunächst scheiterte René Ochs, der nur schwer von den Weiß-Blauen zu stoppen war, und dann Thorsten Bauer. Für beide war jeweils im Strafraum der aufmerksame Schlussmann Krauss Endstation(11./12.).

Gestärkt durch das Führungstor und vor den Augen vom Sechziger Profi-Coach Marco Kurz und Geschäftsführer Stefan Reuter (ehem. Welt- und Europameister), zeigte die Elf von Dieter Märkle (im Vorjahr 1. FC Heidenheim) jetzt auch ihre Offensiv-Qualitäten. Der 22jährige Mustafa Kucukovic (14 BL-Spiele für Hamburger SV, 50 Zweitligaeinsätze für Greuther Fürth & TSV 1860), wie Krauss, Eberlein und Schwarz zum Profi-Kader gehörend, zog beherzt aus der Distanz ab und der Ball klatschte an den Pfosten (15.).

Torszenen fast im Minutentakt in der ersten Viertelstunde, doch den Kasseler Löwen wollte trotz Offensivelan einfach kein Treffer gelingen. Auch nicht als erneut René Ochs - die beginnende Skisaison lässt grüßen - in Slalom-Manier über rechts im gegnerischen Strafraum unterwegs war und nur in Keeper Krauss seinen Meister fand (16.). Das muntere hin und her ging weiter - wirklich ein abwechslungsreiches und offensivfreudiges Spiel für die Zuschauer, von denen jedoch nur 800 vor Ort waren. Davon sorgten auf der Gegenseite ca. 200 Sechziger-Fans lautstark für Stimmung, doch auch die weit angereisten ca. 50 KSV-Fans machten sich immer wieder lautstark bemerkbar und erlebten dann im KSV-Strafraum eine wahre Schrecksekunde, als Sandro Kaiser gegen Mentor Latifi und Sascha Streubert zu Fall kam. Latifi erhielt die gelbe Karte und der TSV einen Strafstoss, den Standard- Spezialist Schick zwar mit Wucht, doch an den Innenpfosten schoss (31.). Von dort sprang der Ball fast bis ins Seitenaus.

Beim ersten Elfmeter gegen sich in dieser Saison, bleibt der KSV Hessen somit weiter ebenso ohne Gegentor wie nach Eckbällen. Dafür erzielten die Nordhessen ihrerseits diesbezüglich schon Tore. Mentor Latifi z. Bsp. nach einem Eckball in Frankfurt in der Commerzbank Arena. Der 24jährige war auch diesmal in ähnlicher Szene nah dran am Torerfolg, als Kassels Nr. 4 einen Eckball von Kevin Wölk am ersten Pfosten verlängerte und Keeper Kraus Mühe hatte. Schließlich auch das Glück des Tüchtigen, dass der überzeugende Enrico Gaede beim Nachschuss aus Nahdistanz den Ball nicht im Netz unterbrachte (36.).

Erhielt auf Giesings Höhen in München seine 5. Gelbe Karte: KSV-Spielmacher Kevin Wölk
zoomErhielt auf Giesings Höhen in München seine 5. Gelbe Karte: KSV-Spielmacher Kevin Wölk (L).
Foto: Harry Soremski

Was folgte war die verlängerte Halbzeitpause, da durch die Verletzung des Linienrichters die zweite Halbzeit erst mit zehnminütiger Verspätung erfolgte. Nicht lange warten ließen dagegen nach Wiederanpfiff die Aktivitäten zur Aufholjagd beim Dickhaut-Team. Zunächst passierte viel über links, wo der unermüdliche René Ochs für viel Betrieb sorgte. Ob von Sascha Streubert oder nach feiner Kombination über mehrere KSV-Stationen frei gespielt, fehlte dem 24jährigen bei seinen Hereingaben nur noch der krönende Abschluss. Der war dann endlich in der 61. Minute perfekt. Wie beim Münchener Tor, auch hier eine kuriose Szene. Über links war René Ochs unnachahmlich in den Strafraum gedrungen, passte - fast von der Toraußenlinie aus - fest nach innen, wo ein Sechziger Abwehrspieler den Ball an den Innenpfosten abfälschte. Von dort bemühten sich Keeper Krauss und Torjäger Thorsten Bauer im Fünfmeterraum um das Spielgerät und der 31jährige Instinkt-Fußballer aus Kassel gewann das „Privat-Duell" und bugsierte den Ball irgendwie über die Torlinie zu seinem 15. Saisontor im 15. Spiel.

Und: das 50. Tor im 83. Regionalligaspiel (in Folge...!), wobei Thorsten Bauer seit dem Aufstieg in 2006 noch keine Liga-Partie verpasst hat! Welch eine Fabel-Bilanz und Tor-Quote!

Durchatmen allemal über den ersehnten Ausgleichstreffer. Durchatmen allerdings auch kurz darauf im KSV-Strafraum, wo der früher in der Jugend von Schalke 04 spielende Mustafa Kucukovic aus günstiger Position eine Großchance vergab und den Ball über das Tor vom Ex-Schalker Dennis Lamczyk drosch (62.).

Beide Teams wollten den Sieg. Beim KSV Hessen allen voran in der folgenden Phase Dennis Tornieporth, der sich wiederholt über rechts, teilweise gegen zwei Gegner, durchsetzte. Bei einer der Hereingaben des KSV-Vorlagengebers vom Dienst schnappte Keeper Krauss dem einschussbereiten Thorsten Bauer gerade noch den Ball vom Fuss weg. Kurz danach wurde eine Flanke des 26jährigen Ex-Emdeners abgeblockt, doch „Tornie" schaltete beim Abpraller selbst am schnellsten, um beim satten Nachschuss aus 20 Metern am 21jährigen TSV-Schlussmann, der vor der Saison vom SSV Reutlingen kam, zu scheitern (78.).

Wie schon zwei Wochen zuvor beim Freitag-Flutlichtspiel in Ulm hatte der KSV Hessen auch diesmal beim Stand von 1:1 und seiner darauf folgenden Angriffs-Phase - Duplizität der Partien - den Sieg vor Augen, um am Ende mit leeren Händen die weite Heimreise anzutreten. Fußball ist nun mal Ergebnissport. Und während die Kasseler Löwen das mögliche 2:1 versäumten, fiel es auf der Gegenseite, als Matchwiner Philipp Hosiner aus sechs Metern nach einer Rechtsflanke am höchsten stieg und ungehindert einköpfte (81.).

Der Tabellenzweite bäumte sich zwar in den Schlussminuten gegen die dritte Auswärtsniederlage der Saison, und Trainer Mirko Dickhaut brachte mit Lukas Lenz und Sebastian Pilch (Regionalliga-Debüt) zwei weitere Stürmer, doch die „kleinen Löwen" ließen sich den ersten Heimsieg der Saison (bis dato je drei Remis und Niederlagen) auch inklusive der zweiminütigen Nachspielzeit nicht mehr nehmen.

Herbert Pumann aus München

Kommentare auf Pressekonferenz

Mirko Dickhaut (KSV): „Ich gratuliere dem Gegner zum ersten Heimsieg, obwohl wir dafür nicht die Mannschaft sein wollten, die das möglich macht. Den Umständen des Platzes entsprechend haben beide Teams ein gutes Spiel geliefert, das auch technisch auf hohem Niveau stand. Dafür gebührt beiden Mannschaften ein Kompliment. Wir hadern nicht mit den Platzverhältnissen, weil auch wir spielen wollten, nachdem wir seit gestern in München waren. Die Sechziger hatten ein paar Pfostenschüsse, doch auch wir nach dem 1:1 eine starke Phase, um das das 2:1 zu machen. Wir müssen uns jetzt gut auf das nächste Auswärtsspiel in Aschaffenburg in einer Woche vorbereiten."

Dieter Märkle (TSV II): „Ich bin heilfroh, dass es endlich geklappt hat. Wir wollten unbedingt den Sieg und hatten gleich vier Pfostenschüsse. Für diese Bodenverhältnisse haben wir ein sehr gutes Spiel gesehen, mit einem zwar glücklichen, doch auch verdienten Ende für uns. Wir haben jetzt in den letzten drei Spielen sieben Punkte geholt und wollen in der für uns englischen Woche jetzt am Dienstag im Nachholspiel gegen Aschaffenburg wieder punkten".

TSV 1860 München II: Krauss - Jungwirth, Tausendpfund (Cap.), Leist, Hammann - Kaiser, Eberlein, Schwarz, Schick - Kucukovic, Hosiner. Trainer: Dieter Märkle.

Eingewechselt: 86. Ratei für Hammann, 90. Majdancevic für Hosiner.

Bank: Seibold (ETW), Knauer, Wittek, Schittenhelm, Schmitt

KSV Hessen Kassel: Lamczyk - Heussner, Stadel, Latifi, Streubert - Gaede - Habib, Wölk - Tornieporth, Bauer, Ochs. Trainer: Mirko Dickhaut.

Eingewechselt: 89. Lenz für Habib und Pilch für Streubert.

Bank: Wolf (ETW), Herbold, Möller, Wittke, Busch.

Schiedsrichter: Robert Kampka (Mainz) - Assistenten: Markus Kugele (ab 46. Jonas Beinhofer, TSV Mumau), Manuel Hellwig

Zuschauer: 800

Tore: 1:0 Hosiner (10.), 1:1 Bauer (61., Vorabeit Ochs), 2:1 Hosiner (81., Kopfball)

Gelbe Karten: 32. Schwarz (Foulspiel), 34. Hammann (Foulspiel), 90.+1 Kaiser (Unsportlichkeit) - 28. Wölk (Unsportlichkeit, 5.), 31. Latifi (Foulspiel), 45.+3 Ochs (Foulspiel), 80. Habib (Foulspiel), 90. Lenz (Unsportlichkeit)

Besond. Vorkommn.: Schick schießt Foulelfmeter an Pfosten (31. Min.); in der 13. Minute rutschte Linienrichter Markus Kugele auf dem eisigen Boden an der Seitenlinie aus und verdrehte sich den Fuß, um von KSV-Physiotherapeut Niko Siebert behandelt zu werden. Der Vereinsarzt des TSV 1860 München II diagnostizierte eine Bänderverletzung. Daraufhin veranlasste SR Robert Kampka eine Stadiondurchsage, um einen qualifizierten Ersatz zu finden. Jonas Beinhofer vom TSV Mumau stellte sich als geprüfter SR vor und übernahm fortan die Linienrichter Tätigkeit auf der Gegentribünenseite, von wo Manuel Hellwig auf die Haupttribünenseite wechselte. Der Einsatz war mit SR-Beobachter Kai Teuber abgestimmt worden. Aufgrund der Vorkommnisse begann die zweite Halbzeit mit 10-minütiger Verspätung.

Aufstellung

Veröffentlicht: 28.11.2008

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Datum des Ausdrucks: 23.04.2024