Fünf Punkte für Löwen aus englischer Woche

Fünf Punkte für Löwen aus englischer Woche

1. FC Heidenheim - KSV Hessen 0:0 (0:0)
Nach dem 5:1-Heimsieg gegen den SSV Reutlingen und dem 2:2 am Dienstagabend bei Eintracht Frankfurt II, punktete das Team von Trainer Mirko Dickhaut auch im dritten Spiel binnen acht Tagen. Beim 0:0 auswärts gegen den 1.FC Heidenheim war Torhüter Dennis Lamczyk der überragende Akteur auf dem Platz und sicherte den Löwen das letztendlich leistungsgerechte Remis. In der 80. Spielminute erhielt Christoph Keim die gelb-rote Karte und fehlt im nächsten Spiel gegen den TSV Großbardorf (Samstag, Auestadion, 14 Uhr).

Es sind diese Spiele, bei denen wegen der auf beiden Seiten verpaßten Sieg- und Torgelegenheiten mitunter hernach bei den Beteiligten beim Feedback gern der Konjunktiv auftaucht und keiner so recht sicher ist, ob nun ein Sieg verpasst oder eine Niederlage verhindert wurde (siehe auch Kommentar am Artikel- Ende von FCH- Trainer Frank Schmidt).

Im ersten Aufeinandertreffen in der Fußball- Geschichte zwischen dem 1. FC Heidenheim 1846 und dem KSV Hessen Kassel, hatten beide Teams ihre überlegenen und unterlegenen Spielphasen, sodass am Ende unter dem Strich das Remis durchaus den gezeigten Leistungen entsprach. Vor dem Duell zwischen dem Tabellenachten und –siebten hatten sich beide Teams in den beiden Ligapartien zuvor mit acht bzw. sieben erzielten Toren offensiv regelrecht „ausgetobt“ und die „Nullnummer“ vor 2.460 Besuchern im beschaulichen Albstadion im ca. 50.000 Einwohner zählenden Heidenheim an der Brenz, unweit von Aalen und Ulm in Ost- Baden- Württemberg gelegen, war keineswegs ein Langweiler.

Engagierter Mirko Dickhaut in der Coaching- Zone
zoomEngagierter Mirko Dickhaut in der Coaching- Zone
Foto: Harry Soremski

Dabei sorgte der KSV Hessen im Gastgeber- Lager insbesondere vor der Pause für wiederholte Schrecksekunden im Heidenheimer Strafraum und liess zwei hundertprozentige Torgelegenheiten ungenutzt. Zunächst führte eine famose, direkte Hereingabe von Rechtsaußen durch den erkältungsgeschwächten Dennis Tornieporth fast zum Eigentor von Bauer- Bewacher Johannes Meier (22.), doch der reaktionsschnelle FC- Keeper Erol Sabanov konnte die Aktion gerade noch mit einem Reflex bereinigen. Beim Nachschuss hatte der zuverlässige Heidenheimer Rückhalt und Kapitän jedoch das Nachsehen und Glück auf seiner Seite. Kassels Enrico Gaede hatte den Abpraller gekonnt aufgenommen, sich aus kurzer Distanz eigens in günstige Schussposition gebracht, um dann jedoch in Rückenlage die Lederkugel über das Gehäuse zu jagen.

Günstige Einschussmöglichkeit wenig später auch für Thorsten Bauer, der an diesem Herbsttag auf dem besten Wege schien, um sein erstes Auswärtstor in der neuen Saison zu erzielen. Der Top- Torjäger, der später in der zweiten Halbzeit mit feinen Schüssen zwei Mal nur knapp scheitern sollte, hatte sich gekonnt halblinks im Strafraum durchgesetzt und Freiraum geschaffen. Statt jedoch selbst den Torabschluss zu suchen, passte der 30jährige quer und gut gemeint auf den mitgelaufenen René Ochs (zuletzt drei Mal in Folge Torschütze vom Dienst), dem jedoch noch ein Heidenheimer vor dem Einschuss zuvor kam und diese für den letztjährigen Tabellenvierten der damaligen Oberliga Baden Württemberg (hinter dem SC Freiburg II, SSV Ulm, SV Waldhof Mannheim, jedoch noch zwei Zähler vor dem SC Hoffenheim 1899 II) brenzlige Situation bereinigte (30.).

Somit blieb es beim 0:0 zur Pause und in der 2. Halbzeit schien sich mit zunehmender Spieldauer dann beim KSV Hessen der Kräfteverschleiß der „englischen Woche“ bemerkbar zu machen. Während übrigens Heidenheims Coach Frank Schmidt seine Start- Elf gegenüber dem 3:0-Sieg beim TSV 1860 München II vom Samstag zuvor unverändert beließ, hatte KSV- Trainer Mirko Dickhaut gegenüber seiner Startformation in den Spielen gegen den SSV Reutlingen sowie bei Eintracht Frankfurt II bei diesem zweiten Auswärtsspiel binnen weniger Tage zwei personelle Veränderungen vorgenommen. Praktiziert im Defensivbereich. Für Rechtsverteidiger Daniel Möller erhielt diesmal der 20jährige Florian Heussner den Vorzug und wirkte somit erstmals von Beginn an mit. Außerdem rückte für den bereits am Dienstag in der Frankfurter Commerzsbank Arena von Oberschenkelproblemen geplagten Linksverteidiger Sascha Streubert, der verletzungsbedingt in Heidenheim nur zuschauen konnte, zum zweiten Mal in dieser Spielzeit Sebastian Busch in die Startelf. Und zwar auf die „Sechserposition“ neben Enrico Gaede, während der in den bisherigen vier Liga- Partien im defensiven Mittelfeld so überzeugende Christoph Keim auf seinen alten Wirkungskreis als Linksverteidiger zurück beordert wurde.

Von dort erlebte der 27jährige, der später noch zur tragischen Figur werden sollte, wie kurz nach der Pause KSV- Keeper Dennis Lamczyk einen Volleyschuss von Martin Klarer unten aus der Torecke holte und fortan zu ganz großer Form auflief. Der 21jährige „Lammo“ machte in diesem Spiel in Heidenheim sein „Gesellenstück“ und brachte die Gastgeber, die in der 2. Halbzeit Chancenvorteile besassen, schier zur Verzweiflung. So auch in der Schlussminute gegen den satten Schuss aus 14 Metern von Christian Gmünder.

Noch Klärungsbedarf um seine gelb- rote Karte: Christoph Keim (Mitte, hier mit Zeugwar Uwe Heller, links,  und Physiotherapeut Niko Siebert)
zoomNoch Klärungsbedarf um seine gelb- rote Karte: Christoph Keim (Mitte, hier mit Mannschaftsarzt Dr. Marco Spielmann, links, und Physiotherapeut Niko Siebert, rechts)
Foto: Harry Soremski

Zu diesem Zeitpunkt waren die Löwen nurmehr zu Zehnt. Warum, wußten hernach viele nicht so wirklich. Christoph Keim, der wegen eines Foulspiels in der 40. Minute mit der gelben Karte vorbelastet war, solle laut Aussage des Linienrichters an der Außenlinie ein Handspiel begangen haben. Der 24jährige Regensburger Schiedsrichter Eduard Beitinger teilte nach Spielende zwar KSV- Trainer Mirko Dickhaut auf Nachfrage mit, dass er es selbst aus seiner Position nicht gesehen habe, nach Rücksprache mit seinem Assistenten jedoch darüber unterrichtet wurde und somit folglich gelb-rot zeigte. Somit ist Christoph Keim im nächsten Heimspiel gegen den TSV Großbardorf gesperrt.

Folgende Stellungnahme der bzw. des Unparteiischen ist überliefert: „Spieler Nr. 3 Keim (Kassel) wurde in der 40. Spielminute wegen Beinstellen und Verhinderung eines Gegenangriffes verwarnt. Diese Verwarnung war zwingend erforderlich. Der gleiche Spieler spielte den Ball in der 80. Spielminute unsportlich an der Seitenausliniie mit der Hand. Die Verwarnung und somit G/R war zwingend“.

Trainer Mirko Dickhaut will sich im übrigen am Sonntag, sofern dann das Spielvideo vorliegt, den Vorgang auf DVD nochmal konkret anschauen.

Am Ende bleibt diesbezüglich jede Menge Diskussionsstoff und den über zehn Minuten dezimierten Löwen der eine angepeilte Zähler gegen einen leistungsstarken Aufsteiger. Und: wie schon in Frankfurt, die Erkenntnis, dass in dieser KSV- Mannschaft, die sich vorübergehend auf Tabellenrang 5 verbesserte (Sonntag sind jedoch noch drei Spiele) und erstmals in dieser Saison in der Liga ohne Gegentor blieb, eine prima Moral steckt.

Erfreulich auch, dass Mittelfeldspieler und Neuzugang Harez Habib nach seiner auskurierten Verletzung erstmals bei einem KSV- Regionalligaspiel im Kader war, während Philip Herbold und Jan Niklas Hanske (wurde am Freitag operiert) noch fehlen. Nach zwei Auswärtsspielen empfangen die Löwen am kommenden Samstag mit dem TSV Großbardorf  den nächsten Aufsteiger. Anpfiff gegen die Elf um den Ex- KSVer Pascal Groß nahe Schweinfurt ist am kommenden Samstag um 14 Uhr im Auestadion, wo die Löwen bisher besonders überzeugten und zwei eindrucksvolle Siege praktizierten.

Herbert Pumann

KOMMENTARE DER TRAINER BEI DER PRESSEKONFERENZ

Mirko Dickhaut (KSV Hessen): „Das war ein 0:0 der besseren Sorte. Nachdem mein Kollege Frank Schmidt im Vorfeld so zitiert wurde, dass Heidenheim schwer zu besiegen ist, waren wir entsprechend motiviert und ich kann mit dem Punkt leben. Zumal wir nach der gelb-roten Karte zu Zehnt diese Phase überstanden haben. Überhaupt gab es viele Phasen im Spiel, wo jeweils eine von beiden Mannschaften am Drücker war. Unser Torwart Dennis Lamczyk hat sehr gut gehalten.“

Frank Schmidt (1. FCH): „Aus unserer Sicht weiß ich nach diesem Spiel nicht, ob in Anbetracht des 0:0 das Glas nun halb leer oder halb voll ist. Die erste Halbzeit war ausgeglichen, wobei Kassel Großchancen hatte. In der zweiten Halbzeit kam uns wahrscheinlich zugute, dass Kassel am Dienstag noch ein Spiel hatte. Wir haben alles probiert und ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Kassel hat das gut gemacht und war gut organisiert. Der KSV hat eine gute Mannschaft und wird aus meiner Sicht am Saisonende im vorderen Drittel der Tabelle zu finden sein“.

1. FC Heidenheim: Sabanov (Cap) – Jurczyk, Meier, Endler, Feistle – Maier, Klarer – Essig, Schnatterer, Gmünder – Jarosch. Trainer: Frank Schmidt.

Eingewechselt: 65. Spann für Schnatterer, 72. Bagceci für Essig, 77. Bergheim für Maier

Bank: Baum (ETW), Adrianowytsch, Gündüz, Heidecker.

KSV Hessen Kassel: Lamczyk – Heussner, Schönewolf (Cap.), Latifi, Keim – Busch, Gaede – Tornieporth, Wölk, Ochs – Bauer. Trainer: Mirko Dickhaut.

Eingewechselt: 74. Bravo Sanchez für Tornieporth, 86. Petrukhin für Bauer

Bank: Wolf (ETW), Lenz, Möller, Habib, Stadel

Schiedsrichter: Eduard Beitinger (Regensburg) – Assistenten: Steffen Ehwald, Markus Hertlein

Zuschauer: 2.460

Gelbe Karten: Essig (Foulspiel, 38.) – Keim (Foulspiel, 40.), Tornieporth (Foulspiel, 58.), Bravo Sanchez (Foulspiel, 77.), Wölk (Foulspiel, 82.)

Gelb- Rote Karte: Keim (Handspiel, 80.)

Aufstellung

Veröffentlicht: 20.09.2008

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 18.04.2024