Löwen reifes KSV- Kino mit E.T.

KABINENGEFLÜSTER
Wenn ein Neuzugang zurĂŒckzahlt! Und zwar die aufmunternde UnterstĂŒtzung und das in ihn gesetzte Vertrauen der Fans, aber auch des Trainers. Praktiziert durch Erich Strobel. Wohlgemerkt nach seinem Innenpfosten- Schuss, der noch nicht zum erhofften ersten Regionalliga- Tor im Löwen- Dress fĂŒhrte, folgten – Fans haben ein GespĂŒr dafĂŒr - erste „Erich-Strobel- GesĂ€nge“ und da es ja obendrein in der zweiten Halbzeit gegen den TSV 1860 MĂŒnchen II im Auestadion auf das „KSV- Fan- Tor“ ging (man sollte die psychologische Wirkung dessen nicht unterschĂ€tzen) schien es eine Frage der Zeit, wann der 21jĂ€hrige Ex- Karlsruher trifft.

Und dass auch Thorsten Bauer vom „ehrlichen Erich“ profitiert, wurde unmissverständlich demonstriert. Die beiden passen menschlich und fußballerisch zusammen, harmonieren, sind ähnlich in punkto Charakter und Einstellung. Der Youngster hat einen großen Aktionsradius, ist laufstark, emsig, systemgeschult und verschafft seinem erfahrenen Sturmpartner die benötigten Freiräume.

Und Thorsten Bauer selbst?! Er ist und bleibt ein Phänomen (und Strafraum- Phantom). Wer dem gebürtigen und bekennenden Kasseler (Löwen) in der 1. Halbzeit beim Torabschluss und Fußball ERSTMALS zugesehen hat, könnte sich verwundert gefragt haben „wie, der ist hier seit Jahren der Top- Torjäger“? Doch das ist eben Thorsten Bauer. Keiner ärgert sich über vertane Torchancen mehr wie er selbst. Doch „TB“ handelt nicht nur impulsiv, leidenschaftlich sondern auch durchdacht und reißt seine Mitspieler gerade auch dann mit, wenn es (noch) nicht so läuft. Bemerkenswert wie er Misslungenes über Wut, zusätzlichen Willensschub und Motivation (er personifiziert das „jetzt erst recht“) in positive Energien umwandelt und unverdrossen weiter sein Ziel verfolgt.

Zunächst ein Adrenalin- Ausstoß mit Verbal- Attacke gegen den Schiedsrichter (alles dosiert bei „Totti“ und deshalb keine gelbe Karte, obwohl – siehe letzte Saison – er vermutlich der erste KSVer sein wird, der fünf gelbe Karten allesamt wegen Meckerns erhält – im Vorjahr vier…). Dann nach Anpfiff zur zweiten Halbzeit mit Anstoß- Steilpass auf Daniel B. das symbolische Zeichen auf Sieg und weitere Signale folgten. Bsp.: nach dem Freistoß von Daniel B. konnte TSV- Keeper Andreas Rössl nur prallen lassen, Thorsten B. reagierte am schnellsten, brachte das Spielgerät aus für ihn selbst ungünstiger Schussposition INSTINKTIV vom einen Pfosten auf Höhe des anderen. Zwar konnte er – das schafft selbst der Fußball- Gott nicht – in der Kürze dort nicht auch noch stehen, doch beinahe hätte die butterweiche Hereingabe zum Kopfball- Führungstor durch Sebastian Busch gereicht.

So musste Kassels Torschütze vom Dienst selbst ran. Und wie! Sturmpartner Erich S. wurde zum Wegbereiter und Thorsten Bauer drosch den fälligen Foulelfmeter- Ball derart vehement unter die Latte, dass das runde Leder, bevor es noch mal vor die Schuhe des Schützen fallen konnte, lieber ins Netz fiel. Die Bann brechende Aktion entsprang zuvor genannter, eigener Wut gepaart mit einer geballten Ladung an Entschlossenheit, Willensstärke und Siegermentalität. Danach konnte die Nr. 10 des KSV Hessen auch ruhig die Eckfahne anvisieren, von nun an war praktisch jeder Schuss ein Treffer und Bauer ballerte, um sich selbst für seinen bekannt unermüdlichen Fleiß zu belohnen (wobei natürlich durch den Platzverweis von Innenverteidiger Tausendpfund nun auch die Sechziger Abwehrzentrale geöffnet war). Und egal ob Erich S. bei der mustergültigen Kopfball- Vorarbeit beim zweiten Tor (Ausgangspunkt übrigens der sich stetig steigernde Jan Fießer) oder Arne Schmidt, der sich nahtlos nach seiner Einwechslung einfügte und binnen weniger Minuten Akzente setzte und das 3:0 ebnete…auch die „Kronprinzen“ von „König Bauer“ waren schnell gefunden.

Zum Dank legte der dreifache Torschütze dann zum Schlusspunkt gekonnt Sturmpartner Strobel auf, für den dieses eine Tor, auch weil erste im KSV- Dress, wie eine Erlösung gewesen sein dürfte. Für Thorsten Bauer stehen nach dem Dreierpack (in gerade mal 15 Spielminuten!) gegen die „kleinen Löwen“ aus München (für die der KSV im Vorjahr Lieblings- und übermächtiger Gegner war) nunmehr für seine Löwen 20 Regionalliga- Treffer in 37 Regionalliga- Spielen in Folge und insgesamt 95 Tore in 170 OL- und ReLi- Spielen zu Buche. Und wenn er so weiter macht, schafft der erfolgshungrige Goalgetter noch rechtzeitig vor seinem 30. Geburtstag am 28. September (einen Tag vor dem Auswärtsspiel in Pfullendorf) sein 100. Liga- Tor oder gar die 103 Treffer von seinem „Fußball- Gott- Vorgänger“ Helmut Hampl.

Gratulation erst Mal zum ersten Hattrick und Dreierpack in der Regionalliga, Thorsten B.! Zumindest letzteres erlebte Erich S. bereits in blutjungen Jahren…denn im letzten Jahr erzielte der badische Stürmer als 20jähriger selbst drei Tore für den KSC II in Darmstadt. Jetzt geht’s für das Löwen- Sturmduo (und die KSV- Fans, die im Mai 2006 schon mal in Frankfurt ein Auswärts- zum Heimspiel für den KSV Hessen werden ließen) zum spannungsgeladenen Hessenderby zum mit Ex- Profis ergänzten Aufsteiger- Team des FSV 1899 Frankfurt. Mal sehen, wer im KSV- Angriff im Volksbankstadion für den anderen den Weg frei macht? ET - Erich + Totti – werden bei allem gestärkten Selbstvertrauen und Selbstsicherheit gut beraten sein, sich nicht auf den Lorbeeren vom vergangenen Wochenende auszuruhen.

Ausruhen – wenn auch ungewollt – musste sich zuletzt der kleinste Löwe im Team, Martin Scholze, nachdem vor ein paar Tagen sein „Ess- Zimmer“ aufgeräumt, pardon eine Zahn- Operation vorgenommen wurde. Ich geb´s ja an dieser Stelle zu…ich freue mich darauf wenn der Ex- Hamburger im ersten Regionalliga- Einsatz von Beginn an für die Löwen Gegnern die Zähne oder besser die Hacken zeigt. Der gerade Mal 19jährige erinnert – wie die Vorbereitungs- und Trainingseindrücke bewiesen haben – in der Tat in seinem fußballerischen Auftreten an den „großen“ Mehmet Scholl, der am Mittwochabend in München sein Abschiedsspiel feiert. Der KSV- Scholli versprüht Spielwitz und eine Passpräzision, dazu diese Freistoß- und Eckballqualitäten. Der gebürtige Görlitzer hat ne Menge Gefühl im linken Fuß. So wie unser Wiener! Liebevoll gemeint: der Ossi und der Ösi – die beiden Kreativ- Kicker und Filigran- Techniker aus der fußballerischen Feinkost- Abteilung im Löwen- Lager.
Denis Berger - am Samstag der Spieler der ersten Halbzeit! Mit gekonnten Einlagen wirbelnd und dem Ball am linken Fuß klebend, dazu dem versteckten Instinktpass ala Ex- Fußballweltmeister Uwe Bein…!

Soviel fürs erste mit den Löwen- Linksbeinern, die der KSV Hessen Kassel in dieser Anhäufung wohl selten zuvor in einem Kader hatte. Einen ereilte am Samstag ein Schicksal wie es nun wirklich eine absolute Rarität ist. Sebastian Zinke! Ausgerechnet vor dem Pokal- Finale am Mittwochabend gegen seinen Jugend- Klub TSV Wolfsanger solch ein Pech. Nachdem Trainer Matthias Hamann sich dazu entschlossen hatte, zum dritten Mal in Folge die gleiche Start- Elf ins Spiel zu schicken, funktionierte das auch, doch dann…Sebastian Z. kam im Spiel nicht an! Während die Kapitäne Thorsten Schönewolf und Manuel Duhnke bereits um die Platz- Wahl buhlten, praktizierte der 22jährige Defensivspieler noch einen kurzen Antritt, um dann jäh abzubrechen, weil der Oberschenkelmuskel zu machte. Vor einer Woche in Reutlingen nach Tritt (des Gegners), was zur Sprunggelenk- Verletzung und Auswechslung führte, jetzt nach Antritt. Kuriosum am Rande: wie sich nach Spielende durch die verbindliche Info des Schiedsrichters herausstellte, brauchte „SeZi“ gar nicht aus- und „Buschi“ eingewechselt zu werden, weil schlichtweg die Partie noch nicht angepfiffen war. Es gilt zwar von den jeweils dafür autorisierten Vereinsvertretern beider Teams bis 30 Minuten vor Spielbeginn einen offiziellen, virtuellen DFB- Spielbericht über die Mannschafts- Aufstellung samt Start- Elf und Auswechselspieler fonline frei zu schalten, doch dieser kann nach Spielende vom Schiedsrichter oder dessen Assistenten noch korrigiert werden. Und zwar, wenn ein Spieler ausfällt, was ja durchaus auch mal beim Aufwärmen passieren kann. Somit hätte Trainer MH neben der Einwechslung von Arne Schmidt und Tobias Oliev sogar noch einen dritten Akteur bringen können.

Es mutet fast schon wie ein Pyrrhus- Sieg an, dass dem KSV Hessen an diesem Tag die „Sechser“ ausgingen, denn auch der nachrückende Sebastian Busch schied in der 2. Halbzeit nach einem Ellbogencheck aus. Wie sieht es derzeit überhaupt im Löwen- Lazarett aus? Entwarnung! Die Verletzung bei Sebastian Zinke stellte sich als Muskelverhärtung heraus, sodass der Ex- Kölner nach kurzer Ruhepause ab Donnerstag voraussichtlich wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren wird. Und Sebastian B. ? „Buschi“ ging erst nach einem Freistoßknaller von Münchens Burkhard und dann nach einem Ellbogen- Check des athletischen Holebas zu Boden, doch war – typisch für den Rotschopf – schon am Montag wieder im Training. Und Sebastian der Dritte, Wojcik? „Wojci“ saß ja bereits am Samstag auf der Bank und wirkte am Sonntag im Löwen- Landesligateam mit, um kurz vor dem Abpfiff zum 2:0- Endstand zu treffen.

Ein kollektives Treffen des Löwen- Teams gab es am Samstag nach dem Spiel, als die Neuen ihren offiziellen Einstand bei einem reinen Mannschaftsabend gaben.

Wenn die Neuzugänge zahlen…!

Herbert Pumann

Montag, 13. August 2007

Veröffentlicht: 13.08.2007

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024