Löwen schwammen die BÀlle davon

KABINENGEFLÜSTER
Bevor wir zum Abschluss und der Fortsetzung beim Einblick in die Löwen- Personalakte – Teil IV, hier: Zugabe der Extravaganten - kommen, vorab zum abendlichen GesprĂ€chs- Thema nach dem Abschluss- Training am Freitag vor dem Reutlingen- Gastspiel.

Nahe Nürtingen – der Heimatstadt von Hölderlin und TV- Entertainer Harald Schmidt – vom Spielort „Kreuzeiche- Stadion“ in Reutlingen ca. 24 Kilometer entfernt, trainierten die Hamann- Schützlinge nur ein paar Busminuten vom Mannschaftshotel visavis vom Neckar. Obwohl Fangnetze in der Höhe eines American- Football- Tores vorhanden waren, landeten beim Schuss- Training drei vom KSV Hessen aus Kassel eigens mitgebrachte Bälle von drei Löwen geschossen im Fluss….stromabwärts Richtung Stuttgart….und wenn sie nicht gestrandet sind, schwimmen sie noch immer (weiter)...!

Wer weiß…vielleicht gibt´s ja ehrliche Finder und Fischer im Ländle…und zu Wasser? Auch noch offen ist, warum bei der Partie am Samstag in der Halbzeitpause die SSV- Spieler fast fünf Minuten früher auf dem Rasen waren wie Gegner KSV Hessen und das Schiedsrichter- Gespann und irritiert umherstanden? Hat da der pfiffige Trainer Matthias H. etwa ähnlich in die Trickkiste gegriffen wie mein früherer Landesliga- und Bezirksoberliga- Trainer Manfred Wy. aus Homberg/Efze (ehemals Torhüter bei Hermania Kassel), der im Stile eines Schiedsrichters gelegentlich in der Halbzeitpause nach acht bis zehn Minuten an des Gegners Kabinentür klopfte, flugs verschwand, während schwupps die Spieler – wie die Hühner per „putt, putt, putt“ aus dem Stall – herauskamen, weil sie glaubten, der Unparteiische war´s, wodurch des Gegners Halbzeit- Besprechung verkürzt wurde? Geholfen zu haben schien es ja, denn nach Wiederanpfiff geriet Reutlingen kurzzeitig gehörig unter Druck und binnen weniger Minuten beinahe auf die Verliererstraße. Nun denn, warum es wirklich so war, bleibt erst mal Kabinen- Geheimnis, jetzt zu den Spielern Sebastian Wojcik und Dominik Suslik, die mit Respekt in die Rubrik „Extravagante“ bzw. „Eigenwillige“ gehören.

 

Sebastian Wo. – seit Januar bei den Löwen, Heimat Oldenburg. Auf Anhieb – wie bei all seinen vorherigen Stationen (SV Wilhelmshaven, FC St. Pauli, Rot- Weiß Essen, Holstein Kiel) bei den Fans akzeptiert und saugte den Mythos „Stadion am Millerntor“ auf St. Pauli und im „Stadion an der Hafenstraße“ in Essen vor großer Kulisse regelrecht auf. Fühlt sich, glaube ich, vor vollen Rängen erst so richtig wohl: der in punkto Strafraum- Aggressivität „Ulf Kirsten- Typ“. Womöglich liegt es an seinen kämpferischen Tugenden auf dem Platz und seiner offenen Art auf Menschen zuzugehen und schnörkellos seine Meinung zu sagen (und zu vertreten), dass der gelernte Raumausstatter (wie Lothar Matthäus) so bei Fußball- Fans ankommt.

Mit 28 Lenzen bereits nach Kapitän Thorsten Schönewolf und Thorsten Bauer der drittälteste Feldspieler im ReLi- Kader des KSV Hessen (ohne Standby- Akteur und Löwen- Landesliga- Coach Mirko Dickhaut). Kennt die Fußball- Szenerie samt Automatismen. Galt beim SV Werder Bremen unter Trainer Thomas Schaaf, der, bevor er Bundesliga- Trainer an der Weser wurde, dort von 1987 bis 1995 als Jugend- Koordinator agierte, damals als begabter Nachwuchsspieler. Ärgert sich derzeit nach gelungener Saison- Vorbereitung, über erneutes Verletzungspech, muskulärer Art im Oberschenkel. „Ich bin echt genervt. Nach meiner Eingewöhnungszeit in Kassel und von der Leistung her meinem wohl schlechtesten halben Jahr in meiner Zeit als Fußballer, will ich hier endlich angreifen“, brennt der selbstkritische Stürmer und Vater eines 12jährigen Sohnes auf seine Rückkehr ins Team und will auf dem Rasen das Vertrauen zurück geben, das ihm viele Fans und Trainer MH als Vorschuss gaben und dessen Kredit nicht verspielt ist.

Bleibt authentisch, ist ein extravaganter Typ – auch in punkto Mode und Auftreten – der oft seinen eigenen Weg geht, auf dem Spielfeld auch dahin, wo es weh tut. Hat - als einziger KSVer - eine eigene Homepage (wenn diese auch derzeit „streikt“ wie der gebürtige Pole mit doppelter Staatsbürgerschaft verriet) und liebt seinen sehr gepflegten Mischlings- Hund Typ "Golden receiver“ mit dem prächtig schwarzen Fell fürsorglich. Der wurde am 3.3.06 geboren und heißt Pepper….ja, Tabasco- Genießer „Wojci“ mag´s scharf….das – ist liebevoll gemeint – „Kampfschwein unter den Löwen“ würde sich bestimmt auch bei scharfen Flanken ins Zeug und in den Matsch legen…!

Wieder mal in einem Match dabei sein würde auch gern der nächste eigenwillige Löwe: Dominik Su.! Der Akademiker im Team! Wünschen wir Denker Dominik erst mal, dass der gebürtige, friedlebende Göttinger nicht Pendler zwischen Löwen- Lager und –Lazarett bleibt. Er wird gebraucht! Auf dem Fußball- Feld mit Sieger- Mentalität. Hat – wenn er spielt - eine beachtliche Sieges- Quotienten- Bilanz und für einen 22jährigen bereits eine bemerkenswerte Fußball- Historie. Kaum zu glauben, die Nr. 15 des KSV Hessen ist noch U-23-Spieler! Und auf dem Rasen verrät der Abitur- Inhaber einen IQ, der schwer zu toppen ist. Hat im Defensivverhalten (...im Offensivverhalten eher zwischen Genie und Wahnsinn...) eine schnelle Handlungs- und Auffassungsgabe, antizipiert Bälle, sieht und erkennt viel.

Nicht eingebildet, doch sehr gebildet. Der BWL- Student mit u.a. Fachrichtung Sportmanagement macht sich viele Gedanken, auch über den Fußball hinaus. Ist intelligent, analytisch und sympathisch, auch wenn er gelegentlich nicht nur Gegenspieler mit klugem und meist konsequentem Abwehrverhalten zur Verzweiflung bringt und außerhalb des Fußballfeldes mal „zerstreuter Professor“ und mal gut strukturierter Stratege sein kann. Fährt meist mit dem ICE- Zug von Studien- und Wohnort Göttingen zum Training nach Kassel, ist nur gelegentlich – empfehlenswert am kommenden Donnerstag, wenn die Bahn streiken sollte - mal mit dem „Oldie“- KFZ vom Opa unterwegs. Hat ein eigenes Fitness- Programm. Stets motiviert, menschlich, und solidarisch. Die ausgeprägte Solidarität und Kollegialität spüren Mitspieler, er genießt Akzeptanz bei ihnen…ein absoluter Team- Player! Bei Auswärtsspielen bisher Zimmerkollege von „Fußball- Gott“ Thorsten Bauer. Eigenwillig, doch auch stets mannschaftsdienlich und Defensiv- Allrounder! Leistungsbewußt! Absolvierte als Jugendlicher mal ein Probe- Training beim FC Bayern München, spielte mit FCB- Keeper Michael Rensing in der Niedersachsen- Auswahl und trainierte bereits als Nachwuchskicker bei der 1. Mannschaft von Göttingen 05 mit. Hat auch einen fußball- talentierten, jüngeren Bruder.

Fährt bei verletzungsbedingter Zwangspause für ein Auswärtsspiel wie im Dezember 2006 in Hoffenheim schon mal privat wie ein Rucksack- Tourist mit dem Zug und auf Schusters Rappen als Fan zu seinem Team. Respekt! Letzter Löwe in der Geburtstags- Jahres- Liste (30.12.1984). Typisch Steinbock- Geborene: eigen- und weiterentwicklungswillig, facettenreich, zielorientiert, motiviert, fleißig, manchmal Sturkopf, andersartig eben und dabei durchaus gesellig und Harmonie liebend. Ist in der 2. Mannschaft oder der Studenten- Auswahl genauso motiviert wie im Regionalliga- Team. Würde vermutlich selbst, wenn Holger Brück nachts anruft, kommen, um in der Löwen- Traditionself auszuhelfen. Ja, ist hilfsbereit. Stammt aus der Jugend von Hann. Münden. Ist dank seiner aufrichtigen, sozialen und kommunikativen Art bei vielen beliebt: „Susi“ wie ihn Zimmerkollege Thorsten B. ruft oder „Lucio“ wie ihn die Fans tauften! Seit dieser Saison auch Trikot- „Moddell“ - siehe ebay- Versteigerung der KSV- Trikots „Löwen gegen Rassismus“…(war Daniel B. etwa nicht greifbar…?), wo – Stand Montagabend – laut dem Löwen-Fan- Beauftragten Lämmi bereits insgesamt für die 21 Trikots 1.200 Euro zu Buche stehen. Und Deadline ist erst in sieben Tagen….für ebayianer zählt ja erst wirklich das „Biet- Finale“…!

Kommen wir nun zu einem, den ich mir statt als ebayianer eher als Börsianer vorstellen könnte. Er bildete mit Dominik S. in den letzten beiden Ligazeiten oft ein eingespieltes Innenverteidiger- Paar: Thorsten Schönewolf – der Kapitän. Kein extravaganter! Selbstbewusst, selbstbeherrscht, selbstsicher, MODERAT! Wenn nicht bereits Sozialversicherungsfachangestellter könnte der 34jährige Diplomat werden. Der mit seinem neuen Abwehr- Partner Tobias Willers längste Löwe im Team ist über vieles Erhaben und steht über den Dingen. Zeigt nicht nur körperlich Größe. Zieht mentale Energie nicht aus anderen oder aus Lobhudeleien und von Schulterklopfern, sondern aus eigener Kraft oder aus der Familie, in der er ein fürsorglicher, pflichtbewusster Ehemann und Vater (im Mai 2007 kam Sohn Lasse auf die Welt) ist.

Ist bodenständig, pflicht- und verantwortungsbewusst und setzt fußballerisch auf Kontinuität. Auch privat: seit über zehn Jahren mit Nadine liiert, seit einem Jahr mit ihr verheiratet. Alles, was er macht, sein Leben plus Gestaltung, wirken geregelt! Hat ein seriöses Auftreten samt Gentleman- Tugenden. Kommt bei Teenagern wie Betagten gleich gut an. Dabei freundlich, doch nicht verbindlich. Ein Vorzeige- Mensch und –Fußballer, der passionierte KSVer und – wie sein Berufskollege Thorsten Bauer (beide seit 2002 nonstop im Verein) – Löwe mit Leidenschaft und Herz. Spielt das, was er kann und überlässt das filigrane anderen – wobei seine sehenswerten Fallrückzieher in des Gegners Strafraum schon für Verblüffung gesorgt haben.

Hat eine gesunde Selbsteinschätzung seines Leistungsvermögens und schon viele Kritiker und Nörgler eines Besseren belehrt. Geht mit Kritik, selbst wenn sie überzogen oder ungerechtfertigt ist, gelassen und souverän um. Verliert selten die Beherrschung oder Contenance. Als der letzte Saison fast ohne Ausnahme zuverlässige und tadellose Abwehrchef am Ostersamstag diesen Jahres gegen Darmstadt 98 mal – was selten vorkam und ihn dann auch menschlich macht - patzte, wurde das mit harscher und überzogener Kritik, ja gar Zynismus, in den Medien – sogar von vereinseigenen Berichterstattern – bewertet.

Und wie reagiert „Schöne“? Der gebürtige Kasseler lässt all das nicht an sich ran und gibt ein paar Tage später mit einer überragenden Leistung und obendrein dem Siegtor beim 2:1- Erfolg in Pfullendorf seine, die sportliche, Antwort. Gut so! Ein würdiger Kapitän, der für alle Spieler und alles ein offenes Ohr hat und souverän mit Reife gepaart mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn sowie der Portion Einfühlungsvermögen auftritt und einwirkt. Bringt sich als langjähriger Mannschafts- Verantwortlicher und Mitglied des Spieler- Rats immer wieder mit be- und durchdachten Ideen und Impulsen aktiv zur Weiterentwicklung der Mannschaft und des Vereins ein. Hat schon den Trainer- Grundschein und…ich blicke mal in die Glaskugel…wird bestimmt mal ein befähigter und souveräner Trainer und Übungsleiter. Auf weiterhin „Schöne Zeiten“ beim KSV Hessen…!

Abschließend noch mal zur eingangs beschriebenen „schönen Bescherung“…: Falls kein Finder, dann bitte Ballspenden – auch gern im Dreierpack – ab sofort an KSV- Zeugwart Uwe Heller.

Apropos Uwe H.! Kennen Sie schon den Spruch des Monats in der Trainings- Kabine an der Damaschkestraße, wo, nebenbei bemerkt, als neuer „Mitarbeiter des Monats“ das eingerahmte Konterfei von Mirko Tanjic hängt:

Wer ist schneller...Uwe Heller!

Herbert Pumann

Dienstag, 7. August 2007

Veröffentlicht: 07.08.2007

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 20.04.2024