Wenn die Chefrolle wechselt

Verantwortung

Der Kapitän hieß Busch gegen Vellmar. Er hieß Zinke gegen Schrecksbach. Und er hieß Willers gegen Cheltenham. In der Saisonvorbereitung beim Fußball-Regionalligisten KSV Hessen Kassel herrschte die Kapitäns-Rotation. „Und es ist gut möglich, dass wir die Binde während der Saison auch mal an andere Spieler vergeben", sagt Trainer Matthias Hamann.

In der Regel wird der KSV-Kapitän freilich Thorsten Schönewolf heißen. Wie in der Vorsaison eingesetzt vom Trainer. Ihm zur Seite steht der gewählte Mannschaftsrat, zu dem neben Schönewolf auch Oliver Adler, Sebastian Zinke und Tobias Willers gehören.

Den ungewöhnlichen Wechsel in der Chefrolle begründet der Trainer so: „Ich brauche verantwortungsbewusste Spieler. Gerade die Jungen müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen." Bei den Spielern kommt das offenbar gut an. Zumindest bei denen, die die Binde bereits tragen durften (siehe oben). „Man wird gedrängt, Verantwortung zu übernehmen", sagt Tobias Willers. „Es ist eine Ehre. Und als junger Spieler kann man sich so     besser zeigen", findet Sebastian Zinke.

Die Idee hat Hamann aus Liverpool übernommen. „Da habe ich ein Spiel meines Bruders gesehen und mich gewundert, dass nicht Sami Hyypiä Kapitän war", erzählt er. Trainer Gerard Houllier, so erklärte Bruder Dietmar später, hat die Spielführerbinde häufiger weitergereicht. Hamann gefiel das.

Bei den Löwen sah er den richtigen Zeitpunkt nun gekommen. Weil nach dem Umbau der Mannschaft viele junge Spieler dazugekommen sind und vor allem im Mittelfeld die Routiniers fehlen. „Wir haben ja nur noch Adler, Schönewolf und Bauer. In den Jahren vorher war die Struktur gefestigter", sagt Hamann.

Der, der ein Teil seines Amtes abgeben muss, sieht das ähnlich. „Die Sache ist abgesprochen und völlig okay", erklärt Thorsten Schönewolf, „angesichts der vielen Neuen bringt uns das in der Entwicklung weiter." Die Grenzen der Rotation setzen die Spieler ohnehin von allein. „Es darf nicht ausufern", sagt Sebastian Busch, „die Hauptverantwortung sollte bei zwei, drei Spielern bleiben." Und Sebastian Zinke erklärt: „Während der Saison ist Thorsten unser Kapitän und hat das Sagen."

Von Frank Ziemke | HNA-Sportredaktion | Dienstag, 24. Juli 2007

 

Und das sagt...

Käpt´n Schönewolf

"Kapitän ist eine sehr ehenrvolle Aufgabe. Ich mache das gerne. Die Rotation rüttelt auch nicht an meinem Status. Mein Stand in der Mannschfat hat nicht gelitten."

 

Käpt´n Berger

"Als ich die Binde hatte, war mein Ehrgeiz noch einmal zusätzlich angestachelt. Der Wechsel ist eine gute Sache. So trägt jeder etwas mehr Verantwortung."

 

Käpt´n Busch

"Die Idee ist nicht schlecht. Als ich in Vellmar als Kapitän aufgelaufen bin, habe ich mir aber keine großen Gedanken darüber gemacht. Ich bin aufgetreten wie immer."

 

Käpt´n Willers

"Ich sage auch ohne Kapitänsbinde, wer hinten wo hinlaufen soll. Trotzdem ist es schon etwas andes mit Binde. Man ist dann Führungsspiler Nummer eins. Eine gute Idee."

 

Käpt´n Zinke

"In Köln war ich zuletzt auch Kapitän. Es war für mich also nichts Neues. Ich fand den Wechsel gut, gerade bei einer so jungen Mannschaft. So wird die Verantwortung verteilt."

 

Veröffentlicht: 24.07.2007

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