Löwen für Aufholjagd und Moral nicht belohnt

VfB Stuttgart II - KSV Hessen 1:0 (1:0)
Mit einem 1:0- (Halbzeit 1:0) Erfolg siegte der Tabellenzweite VfB Stuttgart II gegen den KSV Hessen, der für seine Aufholjagd und Moral nicht belohnt wurde und nun auf Platz 9 rangiert. Wie einige KSV- Spieler beteuerten entsprang das Tor des Tages einer klaren Abseitsstellung von Torschütze Fischer, während der sehenswerte Freistoß- Treffer von Daniel Möller, der den Ausgleich bedeutet hätte, auf Initiative des Linienrichters aberkannt wurde. Dabei hatte der Schiedsrichter bereits zum Mittelpunkt gezeigt und sich selbst VfB- Schlussmann Ulreich mit dem Tor abgefunden. *SIEHE AUCH HR-BILDER am ENDE dieses BEITRAGS*

Verheißungsvoller Start, respektable Schluss- Offensive seitens des KSV Hessen, dazwischen der Tabellen- Zweite VfB Stuttgart II das Spiel bestimmend! So lässt sich das dritte Duell nach dem Wiederaufstieg des KSV Hessen vor einem Jahr mit dem U-23-Team des Deutschen Meisters komprimiert zusammenfassen.

Im zweiten Auswärtsspiel in Folge brachte KSV- Cheftrainer Matthias Hamann - wie erwartet - eine neue Start- Elf, nachdem zuvor in vier Partien dieselben Akteure begonnen hatten. Die personellen Veränderungen konkret: Thorsten Schönewolf und Sebastian Busch begannen an Stelle von Erich Strobel und Arne Schmidt. Neu auch die taktische Formation. Vor Keeper Oliver Adler fanden sich gleich drei Dreier- Ketten und vorn wurde Thorsten Bauer als alleinige Spitze aufgeboten (siehe auch Schema unten).

Das neue System funktionierte erstaunlich schnell und gut, denn die Löwen verzeichneten leichte Spielvorteile in der Anfangsphase. Und: die erste Torchance. Denis Berger setzte sich an seiner früheren Wirkungsstätte links im VfB- Strafraum durch, ehe sein Linksschuss nur knapp am zweiten Pfosten vorbei ging. Beinahe hätte der heraneilende Serdar Bayrak den wohl eher als Torschuss geplanten Ball sogar noch erwischt (11.).

Wenig später ließen die spielstarken „Liga- Minimalisten" (zuletzt in vier Spielen ein Treffer pro Partie) auf der Gegenseite das erste Mal aufhorchen. Der Freistoß von Spielführer Peter Perchtold, der am Vortag noch nebenan im Gottlieb- Daimler- Stadion ein paar Minuten Bundesligaluft schnupperte, wurde von der KSV- Abwehrmauer derart unglücklich abgefälscht, dass Joachim Schwabe der Ball plötzlich vor die Füße fiel. Aus wenigen Metern, halblinks im Strafraum, wusste der Linksverteidiger mit der Großchance allerdings nichts anzufangen und traf die Lederkugel nicht (15.).

Kurz darauf Durchatmen im VfB- Lager. Nach dem ersten KSV- Eckball des gut beginnenden und im zweiten Spielabschnitt nachlassenden Denis Berger, köpfte der am ersten Pfosten postierte Abwehrspieler Tobias Willers und Schlussmann Sven Ulreich musste sein ganzes Können aufbringen (18.). Ein Stuttgarter Abwehrspieler bereinigte schließlich endgültig diese brenzlige Situation, die nicht nur die KSV- Führung sondern zugleich insgesamt das erste Auswärtstor an diesem 13. Spieltag in der Regionalliga Süd bedeuten konnte.

Stattdessen kam der VfB fortan besser in Spiel! Und zu seinem obligatorischen 1:0- Führungstor. 13 Spiele, 11 Mal eine 1:0- Führung vor der Pause für die Schützlinge von Erfolgs- Trainer Rainer Adrion. Doch was für ein umstrittener Treffer! Die Schwaben hatten auf Höhe des KSV- Strafraumes Einwurf. Der gelangte zu Christian Träsch, der den Ball unverzüglich diagonal in den Strafraum flankte. Während die KSV- Hintermannschaft komplett aufgerückt war und auf abseits stellte, fanden sich zwei VfBer am Elfmeterpunkt allein. Stuttgarts Nr. 9 - Manuel Fischer - drosch den Ball mit feinem Volleyschuss unhaltbar für KSV- Keeper Oliver Adler ins Netz (29.). Das sollte die Löwen das erste Mal in diesem Spiel mächtig erzürnen, denn wie Trainer Matthias Hamann später wissen ließ (siehe auch Statement der Trainer), beteuerten die KSV- Abwehrspieler, dass hier eine klare Abseitsstellung vorlag. Die Fahne des Linienrichters blieb unten und dem KSV nichts anderes übrig, um zum vierten Mal in Folge auswärts einem (vor der Pause kassierten) 0:1- Rückstand hinter her zu laufen.

Und während die Gäste nach dem Gegentor irgendwie ihre Linie und teilweise auch Ordnung verloren, wirkte die Elf um Bundesliga- Profi Matthieu Delpierre, der Franzose sollte nach seiner Verletzungspause eine Halbzeit Spielpraxis sammeln, in dieser Phase bis zur Pause wie beflügelt und demonstrierte ihr Kombinationsvermögen samt läuferischer und fußballerischer Qualitäten. Vor allem der pfeilschnelle Mittelfeldspieler Matthias Morys war schwer zu stoppen und verfehlte mit einem fulminanten 22- Meter- Schuss knapp das KSV- Gehäuse (38.).

Nach dem Seitenwechsel brachte KSV- Coach Matthias Hamann mit Erich Strobel für den gelb-rot gefährdeten Sebastian Busch eine Offensivkraft und stellte auf ein vertrautes System um. Möller, Schönewolf, Willers und Kümmerle bildeten nunmehr die Vierer- Abwehrkette, Fießer und Zinke die „6er- Position" und Thorsten Bauer bekam Erich Strobel an seine Seite. Es schien auch gleich munter für die Gäste los zu gehen, doch nachdem Thorsten Bauer mustergültig Denis Berger frei gespielt hatte und dieser sich grad mit dem Ball mutterseelenallein auf das VfB- Tor aufmachte, ertönte jäh der Pfiff. Die Fahne war oben - abseits.

Dem gegenüber machte der VfB II, der auswärts noch unbesiegt ist, daheim jedoch schon gegen Regensburg (1:2) und Ingolstadt (0:1) verloren hatte, in dieser Phase so weiter, wo die Schwaben vor der Pause aufgehört hatten. Druckvoll! Morys war mal wieder flink unterwegs und streifte mit seinem Linksschuss aus zwölf Metern das Außennetz, ehe Oliver Adler bei einem strammen Rechtsschusss von Johannes Rahn mit einer Glanztat die Löwen im Spiel hielt. Als danach VfB- Torjäger Sebastian Hofmann (bisher sieben Tore) das KSV- Gehäuse mit seinem Schuss ebenso verfehlte (59.) wie Rahn per Kopf aus acht Metern nach Maßflanke von Feisthammel (60.), kam die Zeit der Löwen! Angetrieben von Serdar Bayrak. Der 22jährige Türke übernahm Verantwortung, Initiative und wiederholt den Ball. So auch in der denkwürdigen 67. Spielminute. Serdar Bayrak hatte aus dem Mittelfeld heraus den am gegnerischen Strafraum entgegenkommenden Erich Strobel bedient, der mit dem Rücken zum Tor zu Fall gebracht wurde. Beim fälligen Freistoß standen Denis Berger und Daniel Möller bereit. Der Ex- Reutlinger nahm Maß und schoss den Ball an der VfB- Mauer vorbei mit rechts ins rechte Toreck. Während Schiedsrichter Raphael Seiwert auf Tor erkannte und sich auch der Stuttgarter Schlussmann Ulreich mit dem Ausgleichstreffer abgefunden zu haben schien, hatte der Linienrichter jedoch die Fahne gehoben. Abseits? Nein! Wie sich später herausstellte, soll es ein indirekter Freistoß gewesen sein. Doch auch das ändert nichts an der Umstrittenheit der Tor- Annullierung. Denn wie die mächtig aufgebrachten KSVer später bemerkten, soll Ulreich den Ball gar berührt haben. Zwei umstrittene Tor- Szenen also - die zum 1:0 (wir erinnern uns) und jetzt zum Ausgleichstor, das keins werden sollte.

Was folgte waren wütende Attacken des KSV Hessen und eine packende Schlussphase. Zunächst zog Sebastian Zinke aus 30 Metern ab und mit dem strammen Linksschuss hatte Ulreich im Tor seine Müh und Not. Der VfB- Keeper konnte den Ball nur abprallen lassen, Erich Strobel war gedanken- und laufschnell herbei geeilt, um aus wenigen Metern am reaktionsschnellen Stuttgarter Rückhalt zu scheitern (74.). Der KSV blieb dran und die VfB- Abwehr geriet nun von einer Verlegenheit in die andere. So auch nach dem Eckball von Jan Fießer, als Berger schon einschußbereit an der Strafraumgrenze bereit stand, doch der aufgerückte Tobias Willers im Eifer dem besser postierten Österreicher zuvor kam und überhastet den Ball über das Tor schoss (78.). Dann verpasste der fleißige Strobel den finalen Pass auf Serdar Bayrak, der nur noch Keeper Ulrich vor sich gehabt hätte (81.). Während bei stets gefährlichen VfB- Kontern sowohl Keeper Oliver Adler (gegen den Distanzschuss von Träsch, 82.)als auch Routinier Thorsten Schönewolf (gegen den eingewechselten Mayer, 88.) abgeklärt auf dem Posten waren, stürmten die Löwen bis zum Schluss inklusive vierminütiger Nachspielzeit unverdrossen. Thorsten Bauer schien dann nicht nur sein 100. Ligator, sondern auch das Happy- End beschert. Nach einem sehenswerten Drehschuss im Strafraum holte der reaktionsschnelle Sven Ulreich jedoch den Ball aus dem Toreck (90.).

Somit wurden die Löwen nicht für ihre Aufholjagd und Moral belohnt, sollten jedoch auf die nach der Pause gezeigte Leistung aufbauen, wenn es im bevorstehenden Heimspiel gegen den Karlsruher SC II (Samstag, 3. November, 14 Uhr, Auestadion) um drei Pflicht- Punkte geht!

Herbert Pumann aus Stuttgart

STATEMENTS DER TRAINER

Matthias Hamann (KSV): „Auf die Leistung in der zweiten Halbzeit können wir aufbauen. Kompliment an meine Mannschaft, wie sie in der zweiten Halbzeit Druck ausgeübt hat. Wir haben leider einen Punkt verloren, der heute mitzunehmen war. Was das Gegentor betrifft, so sagen meine Spieler, es sei klar abseits gewesen und unser Freistoßtor korrekt. Wir müssen jetzt im nächsten Heimspiel gegen Karlsruhe mit der entsprechenden Ausrichtung einen Sieg einfahren."

Rainer Adrion (VfB): „Wir waren heute offensiv ausgerichtet und nach dem Führungstor sowie in der 1. Halbzeit haben meine Spieler in Spielanlage, -Sicherung und -Kontrolle überzeugt. Eine Stunde lang waren wir heute richtig gut. Neben dieser positiven Phase, war ich jedoch nicht mit der ersten und letzten Viertelstunde des Spiels zufrieden. Die Mannschaft hatte in der letzten Viertelstunde Angst, wieder wie vor einer Woche in Frankfurt den Ausgleich in letzter Minute zu erhalten. Man hat gesehen, dass unser Platz Zwei Glück ist und wir da nicht hingehören."

VfB Stuttgart II: Ulreich - Feisthammel, Pisot, Delpierre (46. Kovacevi), Schwabe - Rahn, Träsch, Perchtold, Morys - Fischer (78. Mayer), Hofmann (87. Kolinger). Trainer: Rainer Adrion.

Bank: Hammel (ETW), Klauß, Sauter, Schuster.

KSV Hessen Kassel: Adler - Willers, Schönewolf, Zinke - Möller, Busch (46. Strobel), Kümmerle - Bayrak, Fießer, Berger - Bauer. Trainer: Matthias Hamann.

Bank: Lamczyk (ETW), Keim, Wojcik, Beyer, Schmidt.

Schiedsrichter: Raphael Seiwert (Merzig- Merchingen/Saarland) - Linienrichter: Bekim Kollcaku, Björn Eller.

Zuschauer: 1.100

Tor: 1:0 Fischer (29.)

Gelbe Karten: Perchtold (13., Unsportlichkeit /5. GK) - Busch (41., Foulspiel), Kümmerle (41., Foulspiel), Berger (79. Foulspiel)

 

>>> HR-Spielbericht

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Veröffentlicht: 28.10.2007

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Datum des Ausdrucks: 18.04.2024