Deja-vu- Erlebnis gegen Donaustädter

FC Ingolstadt 04 - KSV Hessen 3:0 (1:0)
Mit einer indiskutablen Leistung kassierte der immerhin sechs Spiele unbesiegte KSV Hessen Kassel bei einem der vor der Saison gehandelten Favoriten um den Aufstieg mit 0:3 (Halbzeit 0:1) im vierten Auswärtsspiel seine erste Niederlage. Der ebenfalls auswärts seither Erfolg gewohnte FC Ingolstadt feierte seinerseits gegen "Lieblings- Klub KSV Hessen" den ersehnten, ersten Heimsieg. Da Sebastian Busch die gelb- rote Karte erhielt, waren die Löwen ab der 60. Spielminute gar zu Zehnt. Siehe auch PRESSESPIEGEL!

KSV- Trainer Matthias Hamann vertraute getreu dem Motto „Never change a winning team“ der Sieg- Startformation vom vergangenen Samstag. Routinier Thorsten Schönewolf, der nach seiner Schultereckgelenksprengung vor vier Wochen zwar zuletzt am Dienstag im Pokalspiel in Altenlotheim einen gelungenen Test hatte, doch noch nicht vollständig für den „Liga- Alltag“ hergestellt ist (der KSV- Kapitän: „ich bin derzeit bei 70 Prozent Leistungsvermögen“), nahm ebenso auf der Bank Platz wie Dominik Suslik nach seiner abgelaufenen Spiel-Sperre.

So sehr das Vertrauen des KSV- Coachs nachvollziehbar ist, doch was war denn dann diesmal mit seinen Schützlingen los? Klar, diese überwiegend junge Mannschaft wird Leistungsschwankungen und auch –Tiefs unterliegen, doch gleich so? Oder liegt auf den Duellen mit dem FC Ingolstadt für den KSV Hessen tatsächlich ein Fluch?

0:5 vor einem Jahr im September im Auestadion, 0:2 im März im Rückspiel in Ingolstadt und jetzt im MTV- Stadion dieses 0:3. „Ich werde meinen Manager fragen, ob ich nächstes Mal gegen diesen Gegner nicht Urlaub nehmen darf,“ gab sich KSV- Trainer Matthias Hamann bei der Pressekonferenz, die im VIP-(!) Zelt am Stadion weniger eine solche und eher ein Show- Event widerspiegelte, in „Galgenhumor“.

Beim "FCI- Fluch" von allen guten Tugenden verlassen

Es war nicht die Niederlage als solche, sondern die Art und Weise, wie sie von statten ging! Die Löwen schienen wie von allen guten Tugenden verlassen, die sie in den letzten Wochen noch so eindrucksvoll demonstriert hatten. Wo waren Leidenschaft, Aggressivität, engagiertes Zweikampfverhalten, taktische Disziplin, Teamgeist, die noch zuletzt zu den verdienten und begeisternden Siegen gegen Elversberg und bei den Stuttgarter Kickers sowie der famosen Aufholjagd gegen Ex- Zweitligist SpVgg Unterhaching geführt hatten, hin? Apropos Stuttgarter Kickers. So wie die Löwen gegen die „Degerlocher“ Siege mit Selbstverständlichkeit und Serie einfahren, existiert gegen den FC Ingolstadt das andere „Phänomen“. Als wenn der KSV in diesen Duellen stets eine „Saison- Auszeit“ nimmt.

Nach bereits zwei Heimniederlagen gegen die Stuttgarter Kickers und Tabellenführer Jahn Regensburg (nächster Gast im Auestadion, Samstag, 14 Uhr) sowie dem Remis gegen Siegen zeigte das Team von Trainer Jürgen Press von Beginn an, dass die Gastgeber unbedingt im vierten Heim- Auftritt den ersten Sieg wollten! Der KSV Hessen kam den zuletzt zuhause gescholtenen Donaustädtern dabei gerade recht.

Und wehe, wenn Wohlfahrt und Weggefährten los gelassen! Will heißen: wenn die spiel- und laufstarken Ingolstädter ins Spiel und auf Touren kommen, und der Gegner sie gewähren lässt, ist der FCI- Express kaum zu stoppen. Der SC Pfullendorf (0:3) und die SV Elversberg (1:5) bekamen in dieser noch jungen Saison auf eigenem Platz gegen die Press- Elf die Grenzen aufgezeigt und jetzt auch der KSV Hessen bei seinem erneuten Deja-vu- Erlebnis mit dem Vorjahres- Mitaufsteiger.

KSV Hessen von Beginn an in die Defensive gedrängt

Enorm druckvoll und siegeswillig startend, gingen die Rot- Schwarzen auch schnell in Front, was dem FCI die nötige Sicherheit gab. Dabei schienen Spielführer Michael Wenczel und Co. in der Defensive durchaus verunsichert, was die Löwen jedoch nicht zu nutzen wussten, weil sie selbst in der Defensive jede Menge zu tun hatten. Wie beim frühen Führungstor des Vorjahres- Fünften. Nach einem gegen Michael Kümmerle geahndeten, umstrittenen Foulspiel, brachte Rechtsverteidiger Ralf Keidel den Freistoß von rechts in den Strafraum, wo sich keiner für Stürmer Steffen Wohlfarth zuständig fühlte, der sich somit per Kopfball ins Eck und dem 1:0 (12.) zugleich ein persönliches Geburtstagsgeschenk bereitete. Nach 282 Spielminuten ohne Gegentor auf des Gegners Platz hatte es den KSV Hessen um die jüngste und vor einer Woche so ausgezeichnete Innenverteidigung der Liga – Tobias Willers (20) und Sebastian Zinke (22) – also nun erwischt. Und keine fünf Minuten später tauchte der permanente „Unruhestifter“ Wohlfarth wieder vor Oliver Adler auf, lupfte den Ball frei vor dem KSV- Keeper über diesen und auch über das Tor. Als dann noch Leitl mustergültig vom agilen Demir halbrechts im Strafraum frei gespielt wurde und Adler gegen den Flachschuss des Ex- Darmstädters sein ganzes Können aufzubieten hatte, wurde es dem diesmal im blauen Dress spielenden, zuverlässigen Löwen- Rückhalt zu viel!

„Zeigt euch“ forderte der 39jährige seine Mitspieler auf, endlich mal aktiv zu werden und auch was im Spiel nach Vorne zu tun, um die eigene, nonstop beschäftige Hintermannschaft zu entlasten. Gesagt, getan. Spielführer Denis Berger setzte nach 22 Spielminuten den ersten Offensiv- Akzent und sich über links durch. Die Linksflanke des 24jährigen hatte so viel Effet, dass FCI- Innenverteidiger Malte Metzelder den Ball gen eigenes Tor beförderte, wo die Lederkugel von der Lattenunterkante zurück ins Spielfeld prallte. Es sollte jedoch bei diesem „Strohfeuer“ bleiben und prompt im Gegenzug war wieder Wohlfahrt im Strafraumzentrum frei und köpfte aus günstiger Position den Ball am KSV- Gehäuse vorbei. Zwei Rettungstaten des verlässlichen und besten KSVers an diesem Freitagabend - Keeper Oliver Adler - und von Sebastian Busch (gegen Leitl) war es zu verdanken, dass es für die in allen Belangen überlegenen Gastgeber beim vollauf verdienten 1:0 zur Pause blieb.

Spiel- Entscheidung kurz nach der Pause

Doch die Automobil- Städter machten vor gerade Mal 1.750 Zuschauern nach dem Seitenwechsel da weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatten. Offensiv stark und offensiv freudig drängten die „Schanzer“ auf eine baldige Entscheidung. Allen voran der wuchtige Wohlfahrt, der an diesem Freitagabend nicht unter Kontrolle zu bringen war. Nach einem satten Schuss fand der athletische FCI- Stürmer, der die Löwen schon im Vorjahr ärgerte, seinen Meister in Oliver Adler. Dann war jedoch auch der Dauer beschäftigte KSV- Keeper machtlos, als Außenstürmer Andreas Buchner rechts im Strafraum zum Zuge kam, quer legte auf „Wirbelwind“ Ersin Demir, der mit einem Drehschuss aus neun Metern, der obendrein von Daniel Möller unhaltbar für Adler abgefälscht wurde, zum 2:0 vollendete (52.).

Als dann binnen sechs Spielminuten Sebastian Busch wegen wiederholtem Foulspiel von Schiedsrichter Alexander Schlutius mit der gelb- roten Karte des Feldes verwiesen wurde, war die Partie praktisch entschieden. Zwar brachte der eingewechselte, pfeilschnelle Serdar Bayrak für die nunmehr dezimierten Löwen Belebung und war nach einem Eckball von Berger mit einem Drehschuss fast zum Anschlusstor erfolgreich (ein Ingolstädter rettete kurz vor der Torlinie, 73.), doch der unaufhaltsame Steffen Wohlfahrt, der allerdings zuvor Glück hatte, nach einem harten Einsteigen gegen Daniel Möller nicht verwarnt zu werden, setzte mit seinem, ebenfalls abgefälschten, Rechtsschuss aus halbrechter Position von der Strafraumgrenze in´s lange Eck und somit seinem fünften Saisontor den Schlusspunkt (88.).

Zuvor hatte KSV- Coach Matthias Hamann mit Arne Schmidt für Thorsten Bauer und Christoph Keim für Denis Berger zwecks Schadensbegrenzung (das Torverhältnis kann in dieser „Quali- Saison“ besonders bedeutend sein) bereits zwei Defensiv- für zwei Offensiv- Akteure gebracht.

FAZIT: Nüchtern betrachtet, klar, dass jede Serie (hier die Auswärts- Serie der Löwen) mal ein Ende hat und dass diese junge KSV- Mannschaft mal früher oder später einen Durchhänger und Dämpfer erhalten wird. Das war letzte Saison nicht anders! Jetzt wird sich zeigen, wie das Hamann- Team aus diesem Spiel fortan hervor geht. Am kommenden Samstag gegen Tabellenführer Jahn Regensburg, den nächsten Gegner in der „Kasseler Donau- Woche“ (erst Ingolstadt, dann dessen „Nachbar“ Regensburg) bietet sich im Auestadion für die Löwen eine besondere Herausforderung und Gelegenheit, um die Antwort zu LEISTEN!

Herbert Pumann

 

KOMMENTARE der TRAINER

Matthias Hamann (KSV Hessen): „Der FC Ingolstadt hat sich den Sieg redlich verdient. Meine Mannschaft hatte heute unterirdisch gespielt. Zweikampfstärke und Laufbereitschaft fehlten. Es gilt das Spiel schnell abzuhaken“.

Jürgen Press (FC Ingolstadt): „Wir haben über 90 Minuten einen tollen FCI gesehen. Der Sieg konnte gar noch höher ausfallen. Um den ersten Heimsieg zu landen, sagte Heiko Gerber vor dem Spiel, dass wir den Bock umstoßen müssen. Ich kannte den Spruch nicht, doch jetzt weiß ich, was er damit meinte.“

 

FC Ingolstadt: Lutz – Keidel, Metzelder, Wenczel, Gerber – Buchner, Leitl, Jungwirth, Schmidberger – Demir, Wohlfahrt.

Eingewechselt: 67. Kroll für Schmidberger, 75. Strobl für Buchner, 84. Schlauderer für Demir. Bank: Huber (ETW), Obele, Miethaner, Neunaber.

KSV Hessen Kassel: Adler – Möller, Willers, Zinke, Kümmerle – Beyer, Fießer, Busch, Berger – Strobel, Bauer.

Eingewechselt: 70. Bayrak für Beyer, 71. Schmidt für Bauer, 78. Keim für Berger.
Bank: Lamczyk (ETW), Schönewolf, Suslik, Tanjic.

Schiedsrichter: Alexander Schlutius (Lingenfeld) – Assistenten: Markus Fandel, Christoph Schmitz - Zuschauer: 1.750

Tore: 1:0 Wohlfarth (12.), 2:0 Demir (52.), 3:0 Wohlfahrth (88.)

Gelbe Karten: Wenczel (Foulspiel, 54.), Strobl (Foulspiel, 81.) – Berger (Foulspiel, 65.)

Gelb- Rote Karte: Busch (wiederholtes Foulspiel, 59.)

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Veröffentlicht: 14.09.2007

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Datum des Ausdrucks: 23.04.2024