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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich für das Interesse und wünscht noch ein schönes Wochenende.

Der KSV Hessen kassiert eine blamable 3:8-Klatsche zum Saisonabschluss

Der Jubel der anderen
Als der Schiedsrichter abpfiff und der Trainer aufs Spielfeld lief, übergossen ihn die Spieler mit Sekt, den sie an der Seitenlinie gebunkert und flugs dort abgeholt hatten.

Sie strahlten, sie jubelten, sie umarmten sich. Sie hatten es geschafft. Die Hände zum Himmel. Nur Oliver Adler hatte ein anderes Ziel: die Kabine. Schnell weg von diesem Ort. Denn es waren nicht seine Jungs, die dort feierten. Sie gehörten zum Gegner, zum zweiten Team des TSV 1860 München, das mit einem Sieg im Auestadion gegen den KSV Hessen Kassel den Klassenerhalt in der Fußball-Regionalliga schaffte.

Was Adler, den Torwart des KSV, so sprachlos machte, war nicht der Triumph des Kontrahenten an sich; es war vielmehr die Höhe des Erfolges, die ihn in einen Schockzustand versetzte: 8:3. In Worten: acht zu drei. Anders ausgedrückt: Adler kassierte an diesem Nachmittag mehr Gegentore als sein Kollege aus San Marino am Abend gegen die deutsche Nationalmannschaft. Das sind neue Dimensionen für den 39-Jährigen.

"Ich schäme mich bis auf die Knochen." Thorsten Schönewolf

Welch Debakel, welch Blamage für den KSV an einem Tag, an dem die Spieler mit den 5555 Fans den schon lange sicheren Klassenerhalt feiern wollten. An einem Tag, an dem solche Mannschaften wie der KSV, die schon lange den Klassenerhalt sicher haben, gegen Mannschaften wie den TSV 1860, die den Klassenerhalt noch lange nicht sicher haben, ganz gerne mal verlieren, aber nicht so dämlich wie die Kasseler. Nicht so wehrlos. Nicht so, dass die anderen, die den Klassenerhalt nun nicht mehr sichern, von Wettbewerbsverzerrung sprechen können. Nicht 3:8 eben.

Nicht alle waren wie Oliver Adler ohne Worte nach der Partie, die eigentlich ein nettes Spielchen zum Saisonende hätte werden sollen, statt Harmonie aber nur Misstöne brachte. "Ich schäme mich bis auf die Knochen", sagte Thorsten Schönewolf, der Kapitän. Und Thorsten Bauer, immerhin noch zweifacher Torschütze, erklärte: "Das war eine Katastrophe, was wir gespielt haben. Einfach bitter." Nur Trainer Matthias Hamann blieb gelassen, sprach von einem Einzelereignis und bat, nicht zu vergessen, dass der KSV sein Saisonziel sehr wohl erreicht habe: den Klassenerhalt. Platz zehn. Eine tolle Sache. Wäre da nicht dieses 3:8.

"Das war eine Katastrophe. Einfach bitter." Thorsten Bauer

Kam das 2:4 zur Halbzeit noch unglücklich zu Stande, so steuerte der KSV nach dem Seitenwechsel eine gepflegte Portion Gleichgültigkeit zum außergewöhnlichen Erfolg der Gäste bei. So unbedrängt zu Toren kamen Ralf Schmitt, Björn Ziegenbein, Jose Holebas und Lukasz Szukala wohl zuletzt im Kindergarten, als die Steppkes aus der anderen Gruppe schon heulend an Mamas Rockzipfel hingen, weil die anderen stärker waren.

Dass in den ersten 45 Minuten der KSV in Ansätzen sogar Fußball spielte und auch Bundesliga-Schiedsrichter Dr. Jochen Drees seinen Anteil hatte an zwei der vier Münchner Tore, war da schon vergessen. Der Unparteiische pfiff vor dem 1:2 einen Elfmeter für 1860, der keiner war, und vor dem 1:3 einen Freistoß, der keiner war. Drees schaffte es somit zum zwölftschlechtesten Mann auf dem Platz.

An die Leistung der KSV-Akteure kam aber auch er nicht heran. Oliver Adler schlich anschließend zwar wortlos von dannen, kommentiert hatte er das Spiel dennoch: Zwei Minuten nach dem 2:8 in der 69. Minute, als die Hochrechnung für das Endergebnis ein beängstigendes 3:11 ergab, ereignete sich die Szene, die alles sagt: Als die Fans Beifall klatschten, nachdem der Torwart einen Ball gefangen hatte, drosch er ihn auf die Tribüne - frei nach dem Schnauze-voll-Prinzip. Die Saison hat für den KSV ein Spiel zu lange gedauert. Den Gegner freute es.

Von Florian Hagemann/HNA-Sportredaktion / 04.06.2007

Veröffentlicht: 04.06.2007

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Datum des Ausdrucks: 25.04.2024