„Mein GefĂŒhl sagte mir schon frĂŒh, dass es vorbei ist“

Julio Cesar
Ausgerechnet Julio. Der Publikumsliebling und HoffnungstrĂ€ger mit dem klangvollen Nachnamen Cesar da Rosa muss die Löwen verlassen. Immerhin gibt es fĂŒr ihn ein Abschiedsspiel. Trainer Matthias Hamann hat versprochen, dass er heute gegen 1860 MĂŒnchen II zur Anfangsformation gehört.
Eine Art Dankeschön an den dienstältesten Löwen. Der ist zwar traurig ob der Gegebenheiten, freut sich aber darauf, sich in gebührender Art und Weise von den Fans verabschieden zu dürfen. „Ich will ein gutes Spiel machen.“

Sechs Jahre hat der Brasilianer für den KSV gespielt, war an zwei Aufstiegen beteiligt. Doch nun ist Schluss. Weil dem mittlerweile 28-jährigen Stürmer in der Regionalliga zu oft seine Grenzen aufgezeigt wurden. Schnell und kämpferisch ist er nach wie vor. Seine Dribblings aber haben bei den gegnerischen Abwehrreihen an Schrecken verloren. Er kommt immer seltener durch, lässt sich nach außen abdrängen und übersieht häufig in seinem Übereifer besser platzierte Kollegen. Das hat Konsequenzen. Sein Vertrag wird nicht verlängert.

Vor sechs Jahren war Cesar aus Italien kommend zum KSV, damals noch ein Landesligist, gestoßen. Und Julio erwies sich als Glücksgriff. Ein Strafraumspieler der Extraklasse. Der seine Gegner schwindlig spielte und Tore wie am Fließband schoss. Die Fans dankten es ihm, Julioooo wurde zum Schlachtruf. Auch nach dem Aufstieg in die Oberliga änderte sich daran zunächst nichts, ja, Julio wurde sogar mit Profiteams in Verbindung gebracht. „Mainz war an mir dran“, bestätigt er heute. Doch Irgendwie kam der Deal damals nicht zustande. Stattdessen unterschrieb er beim polnischen Zweitligisten Stettin. Es sollte ein kurzer Aufenthalt dort werden. Schon nach wenigen Wochen war er wieder an der Fulda. Gleich in der ersten Nacht in der Fremde hatten Unbekannte sein Auto aufgebrochen, sein gesamtes Hab und Gut gestohlen. „Das reichte.“

Den Überflieger hatte das Glück verlassen. Und daran änderte sich auch in Kassel bis auf Weiteres nichts. Er verletzte sich, fiel lange aus. Und als er wieder zur Verfügung stand, passte er irgendwie nicht mehr ins System. Mit der Folge, dass er trotz aller Anfeuerungsrufe auf den Rängen immer häufiger nur auf der Bank saß.

„Eine komische Zeit“, beschreibt Julio die jüngste Vergangenheit, wobei er schon früh ahnte, was auf ihn zukommen sollte. „Mein Gefühl sagte mir, dass meine Zeit beim KSV vorbei ist.“ Wie geht es jetzt weiter? Julio fühlt sich nach wie vor zu Höherem berufen, hofft immer noch auf einen Ruf aus den Profiligen. Über allem aber steht der Wunsch, in Deutschland zu bleiben. Und da darf es denn auch ein kleinerer Verein sein. Vielleicht Oberligaaufsteiger Lohfelden in der Nachbarschaft? Julio schließt nichts aus, hofft auf eine schnelle Entscheidung.

Von Uli Brehme

HNA-Sportredaktion, 02.06.07

Veröffentlicht: 02.06.2007

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 23.04.2024