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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

Fluch des spÀten Tores

HNA-ZUSAMMENFASSUNG VON DER 1:3-NIEDERLAGE IN HOFFENHEIM
Fußball-Regionalligist KSV Hessen kassiert in Hoffenheim eine bittere 1:3-Niederlage.

Es ist immer müßig, darüber nachzudenken, wie alles gekommen wäre, wenn. Aber einen kleinen Gedanken lohnt es sich zu verschwenden: Was wäre gewesen, wenn Fußball-Regionalligist KSV Hessen Kassel am Samstag bei der TSG Hoffenheim, bei dem Aufstiegsaspiranten schlechthin, das gesamte Spiel über so aufgetreten wäre wie in den ersten 25 Minuten? Dann hätten die Löwen 0:3, vielleicht 0:4 verloren, dann hätten sie die Niederlage schnell abgehakt - in der Gewissheit, dass der Gegner wirklich besser und eine Nummer zu groß war.

Aber so?

Aber so kam es, dass KSV-Stürmer Thorsten Bauer völlig aufgebracht den Platz verließ und „so eine Scheiße" in die kalte Luft brüllte, dass seine Mannschaftskameraden unmittelbar nach dem Schlusspfiff apathisch auf dem Feld standen und dass viele nach der Partie vor allem ein Wort bemühten: niedergeschlagen. Weil der Aufsteiger bis zur 83. Minute ein 1:1 beim Favoriten hielt und dann doch noch mit 1:3 unterlag. Weil sich die Mannschaft nach miserablem Beginn und schnellem 0:1-Rückstand fing, anschließend klug agierte, den Gegner aus dem Konzept brachte, kämpfte - und doch nicht belohnt wurde.

„Wir hatten sie im Griff"

Was die Sache so bitter macht: Das 2:1 deutete sich nicht an - Hoffenheim war zwar in der zweiten Halbzeit optisch überlegen, kam aber zu keiner Torchance. Einfache Pässe landeten im Aus, die TSG schien ratlos. „Wir hatten sie im Griff", wie KSV-Verteidiger Christoph Keim später sagte. Das sah auch sein Trainer so. Auch deshalb hatte Matthias Hamann keine Veranlassung gesehen für einen Wechsel im Team: „Alles hatte sich eingespielt. Ich wollte nichts durcheinanderbringen."

Doch dann spielte Francisco Copado einen Ball durch die Kasseler Abwehr hindurch in die Spitze, Kai Hesse und Tomislav Maric behinderten sich gegenseitig, doch schließlich schoss der ehemalige Bundesligaspieler aufs Tor. Es passte, dass der Ball anschließend KSV-Torhüter Oliver Adler durch die Beine rutschte. Unglücklicher geht es kaum. „Das Tor schmerzte umso mehr, weil wir kaum mehr eine Chance hatten, das Ganze zu drehen", sagte Matthias Hamann später. Er sprach von einem psychologischen Knacks. Ausdruck dessen war das 3:1 durch Selim Teber kurz vor Schluss.

Schlechter Beginn

Der Anfang ist schnell erzählt: Bis der KSV richtig ins Spiel kam, hatte er schon einen Treffer durch Copado nach Turgay Gölbasis schwerem Patzer kassiert - und nach Tormöglichkeiten der Hoffenheimer mehrmals kräftig durchatmen müssen. Doch nach Keims Ausgleich mit der Hacke im Anschluss an eine Freistoßflanke Kim Schwagers lief es ab Mitte der ersten Halbzeit für die Kasseler - auch wenn Torwart Oliver Adler später monierte, dass seine Vorderleute keinen vernünftigen Konter haben setzen können. Einen Konter, der womöglich die Führung gebracht hätte. Doch dazu fehlte die Durchschlagskraft.

So gehen die Kasseler Löwen mit einem bitteren Erlebnis in das letzte Spiel des Jahres 2006, das so erfolgreich war für sie. „Wir müssen uns jetzt schütteln und dann für einen positiven Abschluss gegen Elversberg am kommenden Samstag sorgen", sagte Matthias Hamann, der selbst ein wenig niedergeschlagen wirkte.

 

Von Florian Hagemann
HNA-Sportredaktion
Montag, 04. Dezember 2006

 

Einzelkritik
Keim: Torschütze und Abwehrrecke

Turgay Gölbasi nach grobem Patzer vor dem 0:1 stark verunsichert


Oliver Adler: Verhinderte in der ersten Halbzeit durch zwei Glanzparaden das 0:2. Glücklos beim 1:2.

Turgay Gölbasi: Schwerer Patzer vor dem 0:1: Sein Abwehrversuch diente Francisco Copado als Vorlage. Der brauchte nur noch einzuschieben. Danach sehr verunsichert.

Thorsten Schönewolf: Der Innenverteidiger wirkte in den ersten 20 Minuten nicht immer sicher, steigerte sich allerdings.

Mario Klinger: Längst nicht so stark wie gegen die kleinen Bayern. Seine Vorstöße verpufften meist – und einer endete mit einem Fehlpass. Der Hoffenheimer Konter führte beinahe zum 0:2 (12. Minute).

Christoph Keim: Wäre bei einem Punktgewinn Mann des Tages geworden: Torschütze, zudem eine starke Defensivleistung trotz leichter Zerrung im Oberschenkel.

Daniel Beyer: Der Mittelfeldspieler war bemüht, konnte aber kaum Akzente setzen. Kam auf der rechten Seite kaum durch.

Mirko Dickhaut: Sein erster Einsatz seit dem 13. Spieltag in der Anfangself. Anpassungsschwierigkeiten zu Beginn, später solide. Aber: Den verletzten Busch konnte er nicht zu 100 Prozent ersetzen.

Jan Fießer: Rackerte viel, ohne groß aufzufallen.

Kim Schwager: Für ihn gilt dasselbe wie für Beyer – mit einer Ausnahme: Seine Flanken sorgen stets für Gefahr.

Marc Arnold: Diesmal mehr Arbeitsbiene als Kreativzentrum. Aber auch in der Rolle gut. Sein zweiter Dämpfer kam am Abend: Er wurde nicht Torschütze der Woche

Thorsten Bauer: Rieb sich in Zweikämpfen auf – meist ohne Erfolg. War im Sturm auf sich allein gestellt.

Murat Turhan und Saky Noutsos: Kamen erst spät – ohne Wertung.

 

 

 

Alles Hopp in Hoffenheim

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zoomDer sensible Trainer: Ralf Rangnick, Coach in Hoffenheim.
Foto: Rote Kurve

Ralf Rangnick war eigentlich schon fertig mit seinen Ausführungen zum Spiel, hatte die Fragen während der Pressekonferenz beantwortet, auch wenn die Antworten selten etwas mit den Fragen zu tun hatten. Doch dann sagte der Trainer der TSG Hoffenheim noch etwas – irgendwie aus heiterem Himmel. Der Sieg seines Teams gegen den KSV Hessen Kassel sei auch die richtige Antwort auf die Kasseler Schlachtrufe gewesen. Und außerdem: Auch beim Hinspiel in Kassel hätten sich die Hoffenheimer ja etwas anhören müssen. Darauf hatte auch die Rhein-Neckar-Zeitung nochmal aufmerksam gemacht. Als „Scheiß Millionarios“ seien die Hoffenheimer in Kassel beschimpft worden.

In Hoffenheim sorgten die vielleicht 200 mitgereisten Fans aus Kassel dann mit einer Variation für Spaß und Aufregung - je nachdem, wie man es sieht: Als der KSV lange kein Land sah, sangen sie: „Wir haben keinen Multimillionär.“

Das konnte deshalb bis zu Ralf Rangnick am fast anderen Ende des Dietmar-Hopp-Stadions - benannt nach dem Hoffenheimer Multimillionär - dringen, weil die 2000 Hoffenheimer so gut wie gar nicht zu hören waren - da konnte sein, was wollte. Etwa die Animation durch den Stadionsprecher: „Auf geht’s jetzt nochmal, TSG-Fans, hopp.“ Alles Hopp in Hoffenheim. Nur die Zuschauer machen nicht hopp. Und so kam es, dass auch die weiteren Schlachtrufe der Kasseler gut zu verstehen waren – zum Beispiel: „Und ihr wollt zweite Liga sein?“ Da stand es 1:1.

Ralf Rangnick ärgerte das. Rangnick, den Sensiblen. Man könnte meinen, er habe nie auf Schalke gearbeitet.


hag/HNA-Sportredaktion
Montag, 04. Dezember 2006

Veröffentlicht: 04.12.2006

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Datum des Ausdrucks: 25.04.2024