Noutsos rettet einen Punkt

HNA-ZUSAMMENFASSUNG VOM 3:3-UNENTSCHIEDEN GEGEN SIEGEN
Im Endspurt das Spiel noch aus dem Feuer gerissen.
Matthias Hamann schien unsicher. „Wir wussten gar nicht so recht, wer nun wem zum Punktgewinn gratulieren sollte“, erklärte der KSV-Trainer zum Treff mit seinem Kollegen Ralf Loose nach dem 3:3 (2:1) in der Fußball-Regionalligapartie der Löwen gegen die Sportfreunde Siegen. Doch dann gab er selbst die richtige Antwort: „Mit dem Punktgewinn sind wir besser bedient als Siegen.“

Korrekt! Denn nimmt man den gesamten Spielverlauf, muss man das zweitligaerfahrene Team aus dem Siegerland als klaren Punktsieger bezeichnen. Zielgerichtet und schnell im Spielaufbau, rasant in den Flügelläufen (Heller, Nauroth) und konsequent im Zweikampf (Bogusz, Islamoglu), dominierte die ballsichere Gästeelf über weite Strecken das Geschehen. Nur zum Sieg reichte es nicht. Warum?

Weil sich die Siegener in der Schlussphase eine taktische Dummheit erlaubten. Anstatt bei 3:2-Führung mit Nachdruck auf das 4:2 hinzuarbeiten, setzte man alles Vertrauen in die Konterstärke über den flinken Heller. Der Plan ging nicht auf. „Weil wir zuletzt unsere Konter nicht konsequent ausgespielt haben“, gab Ralf Loose zerknirscht zu.

Schon in der Anfangsphase der Partie erkannten die 4500 Zuschauer, dass es ein ganz schwerer Gang für die Löwen wird. Vom Anpfiff weg setzten die Siegener die KSV-Abwehr unter Druck. Sogar unter Dauerdruck, denn die Kasseler Offensivabteilung sorgte für keine Entlastung. Zu langsam und umständlich entwickelten sich die eigenen Angriffe, die schnell in kapitalen Abspielfehlern verpufften. Thorsten Bauer, wieder als alleinige Spitze, agierte als verzweifelter Einzelkämpfer im fast ballfreien Raum.

Dass die Löwen dennoch mit einer 2:1-Führung in die Halbzeitpause gingen, hatten sie zwei kapitalen Abwehrschnitzern der Gäste zu verdanken. Zunächst segelte Torwart Richter am Ball vorbei, den Bauer zum 1:0 einköpfte (28.). Kurz vor dem Wechsel nutzte Christoph Keim die Freiheit im Siegener Strafraum, um mit einem Drehschuss ins lange Eck das 2:1 zu markieren.

Das Blatt wendete sich allerdings gleich nach dem Wechsel, als Blessin mit zwei Treffern (49./56.) die Gäste mit 3:2 in Front schoss.

Das war der Moment, in dem Trainer Hamann endlich den taktischen Hebel umlegte und mit Oliev und Cesar zwei frische Offensivspieler ins Rennen schickte.

Das wirkte auf das KSV-Spiel wie eine erfrischende Dusche. Fortan stand Siegens Abwehr unter Druck. Die Überlegenheit nutzte der immer stärker aufspielende Saky Noutsos noch zum umjubelten Ausgleichstreffer (85.). Ein glücklicher Abschluss, der Mut macht. Jubilar Keims Forderung nach seinem 100. Spiel für die Löwen: „Jetzt müssen wir in Reutlingen einen Dreier nachlegen.“ Schön wär’s!


<i>Von Rolf Wiesemann
HNA-Sportredaktion

Montag, 23. Oktober 2006</i>



JULIO CESAR
<span class="smallfett">Als Julio Cesar kam</span>
<div class='boximcontent boximcontent_left'><img src='http://www.dasbesteausnordhessen.de/pictures/06-09-30-170715_KSV-SCPf_4895.JPG' border='1'><br clear='all'>Julio Cesar</div><i><br>Von den Fans gefordert, vom Trainer kritisiert</i>
Des Volkes Stimme war unüberhörbar. „Wir woll’n den Julio sehn“, sangen die ungeduldigen Fans auf der Tribüne schon kurz nach dem Seitenwechsel. Der trickreiche Brasilianer sollte mithelfen, die drohende Niederlage gegen Siegen abzuwenden.

Cesar kam. Nur siegen konnte er nicht. „Ich glaube, einige auf der Tribüne überschätzen ihn. Er spielt nicht mehr in der Oberliga, wo er sich an zwei, drei Gegnern vorbeispielen konnte. In der Regionalliga kommt er damit nicht durch“, bewertete Trainer Hamann den Auftritt seines Einwechselspielers.

In der Tat. Viel Produktives konnte Cesar zum Spiel nicht beisteuern. Ein paar Ansätze zu Sololäufen, ein harmloses Schüsschen aufs Tor - das war es schon.

Trotzdem hat die Schlussphase gezeigt, dass der Trainer sein taktisches Konzept noch einmal überdenken muss, ob er künftige Heimspiele nicht mit einer offensiveren Aufstellung beginnen will. Mit oder ohne Julio Cesar.


<i>Von Rolf Wiesemann
HNA-Sportredaktion

Montag, 23. Oktober 2006</i>



EINZELKRITIK
<span class="smallfett">Christoph Keim - Tor zum Jubiläum</span>

<div class='boximcontent boximcontent_left'><img src='http://www.dasbesteausnordhessen.de/pictures/06-10-21-181033_KSV-Siegen_5602-320.JPG' border='1'><br clear='all'>Feierte Jubiläum und ein Tor: Christoph Keim</div><br>Oliver Adler: Hatte viel zu tun und hielt alles, was zu halten war.

Turgay Gölbasi: Imponierte durch seine Zweikampf- und Laufstärke. Bester Mann.

Thorsten Schönewolf: Diesmal nicht so souverän wie gewohnt. Wurde bei zwei Gegentoren verladen.

Mario Klinger: Eher unauffällig, aber mit solider Leistung.

Christoph Keim: Torschütze zum 2:1 und Vorbereiter zum Siegtor in seinem 100. Ligaspiel für die Löwen. Ein Sonderapplaus für den Jubilar.

Sebastian Busch: Er räumt ab und räumt ab und räumt ab und ...

Jan Fießer: Diesmal weit von seiner Bestform entfernt.

Michael Mason: Nur zwei, drei Flügelläufe. Das ist zu wenig für 45 Minuten.

Saky Noutsos: Steigerte sich zum Ende hin enorm. Wuchs dann endlich auch in die ihm zugedachte Rolle des Spielmachers und Ballverteilers hinein. Krönung seiner guten Leistung war der Ausgleichstreffer kurz vor Spielende.

Daniel Beyer: Das war nicht sein Tag. Zu überhastet, zu viele Abspielfehler. Es werden sicherlich auch wieder bessere Tage kommen.

Thorsten Bauer: Rieb sich in vielen Zweikämpfen auf. Aber der Torjäger trifft wenigstens auch ins Tor.

Martin Wagner: War diesmal viel am Ball. Aber er muss noch mehr Courage in Richtung des gegnerischen Strafraums zeigen.

Tobias Oliev: Agierte mit viel Selbstvertrauen, ohne aber Akzente zu setzen.

Julio Cesar: siehe oben.



<i>Von Rolf Wiesemann
HNA-Sportredaktion

Montag, 23. Oktober 2006</i>

Veröffentlicht: 23.10.2006

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Datum des Ausdrucks: 24.04.2024