Zum Liveticker

Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

Frust und Kritik vom Kapitän

NACH DEM DARMSTADTSPIEL
Der KSV Hessen weiß seit Samstag, dass er noch keine Spitzenmannschaft ist.
Die Erkenntnis war ebenso eindeutig wie frustrierend, beim Blick nach vorn schon ein Anflug von Resignation zu spüren. Die 0:2-Niederlage des KSV Hessen Kassel im Oberliga-Spitzenspiel gegen Darmstadt 98 sorgte rund um das Auestadion für tiefe Depression. Denn in der Beurteilung des eigenen Auftretens waren sich alle einig. "Wir haben enttäuscht und verdient verloren", meinte Trainer Thomas Freudenstein. "Wir können offensichtlich nicht richtig mit dem Druck umgehen", ärgerte sich Torhüter Zoran Zeljko. Und Thorsten Schönewolf gestand: "Ich habe von mir und von uns einfach mehr erwartet." Der Kapitän ging nach der enttäuschenden Leistung, die den KSV im Titelrennen weit zurückwarf, mit seinen Mannschaftskameraden hart ins Gericht. "Das darf einfach nicht passieren, wie wir uns hier den Schneid abkaufen lassen", schimpfte er. Und: "Das kann einfach nicht sein, dass einige hier nervös sind. Man kann sich die ganze Woche auf ein Spiel vorbereiten. Das muss man können, wenn man eine Spitzenmannschaft sein will."

Gegen Darmstadt waren die Löwen von diesem Anspruch weit entfernt. Vor allem das Mittelfeld war angesichts der aggressiven Darmstädter Gangart restlos überfordert. Für Kopfschütteln sorgte vor allem die schwache Leistung von Rudi Istenic, der sich kaum in Szene setzt. Freudenstein nahm den Ex-Profi zwar in Schutz - "Wir dürfen nicht alles an ihm festmachen" - sagte jedoch auch: "Wir haben ihn mit anderen Ansprüchen geholt."

Weil aus dem Mittelfeld nichts kam, hingen die Spitzen Thorsten Bauer und Neuzugang Tobias Nebe völlig in der Luft. Stärkster, weil am energischsten eingreifender, Mannschaftsteil, war so noch die Hintermannschaft. Doch auch die leistete sich entscheidende Schnitzer. Beim 0:1 kam Saridogan im Fünfmeterraum unbedrängt zum Kopfball, bei Beigangs 0:2 leistete Schönewolf mit einem Stellungsfehler Schützenhilfe. Zudem musste Zeljko mit einigen Großtaten weitere Gegentreffer verhindern. Kein Wunder also, dass der Blick nach vorn eher nüchtern ausfällt. Ein wenig erinnert alles an die vergangene Saison, als Eschborn vorwegmarschierte und der KSV nur mühsam folgen konnte. Angesichts von bereits neun Punkten Rückstand meint Zoran Zeljko: "Die Messe ist erst einmal gelesen. Wir können nur noch Hoffen, dass Darmstadt mal stolpert", hängte angesichts des starken Auftritts der Lilien aber gleich die Frage an: "Wie sollen die stolpern?" Ähnlich sieht es Schönewolf: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Darmstadt viele Punkte lässt. Trotzdem muss unser Ziel jetzt sein, eine Serie zu starten." Trainer Freudenstein, dessen erste Niederlage ausgerechnet eine ganz bittere war, will erst einmal gar nicht mehr auf den Gegner schauen. "Wir müssen jetzt vor allem sehen, dass wir an Stabilität gewinnen", sagt er. Auf seinen Hauptangreifer wird er dabei vielleicht noch länger verzichten müssen. Julio Cesar musste am Freitag sein erstes Training mit dem Ball gleich wieder abbrechen. "Das sieht nicht gut aus", sagt Freudenstein. Er meinte den Brasilianer. Und hatte zugleich noch einmal die Erkenntnis eines ernüchternden Fußball-Nachmittags für die Löwen in Worte gefasst.


<i>Von Frank Ziemke

(HNA-Sportredaktion, 08.09.2003)</i>

Veröffentlicht: 08.09.2003

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 25.04.2024