Beyer trifft, Löwen jubeln

KSV Hessen - TSG Hoffenheim 1:0 (1:0)
Verdienter Sieg gegen den Liga-Favoriten.
Das ist einfach sensationell. Aufsteiger KSV Hessen Kassel mischt als Tabellenzweiter in der Spitzengruppe der Fußball-Regionalliga Süd mit. Nach dem 2:0-Auftaktsieg in München feierten die Löwen gestern Abend mit einem 1:0 (0:0)-Erfolg über den Titelaspiranten TSG Hoffenheim ihren zweiten Saisonerfolg.

Ein von 7500 Zuschauer mit stürmischem Jubel bedachter Triumph, den Linksaußen Daniel Beyer mit einem Flachschuss in der 56. Minute sicherte.

Nach dem Punktverlust beim 2:2 gegen 1860 II wollten die Hoffenheimer das Auestadion im Sturm nehmen. Die Rangnick-Schützlinge legten los wie die Feuerwehr. Mit direktem Pass- und konsequentem Flügelspiel sollte die frühe Führung fallen. Die Löwen-Abwehr stand unter Dauerdruck. Nur mit langen Befreiungsschlägen konnten sich die Mannen um Kapitän Schönewolf etwas Luft verschaffen.

Doch nach einer Viertelstunde war das Strohfeuer des Favoriten abgebrannt. Jetzt bestimmte der KSV die Angriffsrichtung. Und die verlief immer häufiger gegen das vom jungen Kirschbaum gehütete TSG-Tor. Vorwiegend über die linke Seite, wo Daniel Beyer gleich mehrfach im Brennpunkt stand. In der 20. Minute ließ der Blondschopf einen Flankenball von Busch von seiner Brust ins Aus prallen anstatt den Kopf zu nehmen. Drei Minuten später zirkelte er einen Kopfball knapp neben das Tor. Seine dritte Chance vergab der Linksaußen, als er nach einem Querpass von Bauer den Torwart anschoss (25.).

Drei Riesenchancen, die zwar nichts einbrachten, die aber die Überlegenheit und Effektivität der Löwen-Offensive dokumentierten. Der Grund lag im endlich konstruktiveren Spielaufbau, um den sich der junge Jan Fießer, Routinier Marc Arnold und auch Thorsten Bauer verdient machten, obwohl der KSV-Torjäger meist von zwei Hoffenheimer Abwehrrecken (Göttlicher, Haas) abgeschirmt wurde.

Einen Rückschlag mussten die Löwen in der 26. Minute allerdings einstecken. Innenverteidiger Dominik Suslik räumte mit Kreislaufproblemen seinen Platz. Trainer Matthias Hamann war zum Umbau der Abwehr gezwungen. Turgay Gölbasi rückte nach innen, Sebastian Busch übernahm den Platz auf der rechten Außenbahn.

Nach der Pause nahm der KSV seinen Spielfaden gleich wieder auf. Und der Offensiv-Elan der Löwen wurde endlich auch belohnt. Nach einer Kopfballvorlage des spielfreudigen Bauer nahm Beyer erneut Maß. Und diesmal passte wirklich alles. Durch die Beine des sich ihm entgegenwerfenden Torhüters schoss den Ball zum umjubelten Führungstreffer ins Tor (56.). Ein Jubelsturm fegte durchs Stadion.

Ein hochverdienter Vorsprung, denn die Hoffenheimer kamen nur noch sporadisch vor das Kasseler Tor. Dann fast immer über die Außen, wo Martin Wagner und Busch ihren Gegenspielern oft zu viel Spielraum ließen.

Zwar verstärkten die Badener in der Schlussphase noch einmal ihre Bemühungen, den Ausgleich zu erzielen, aber die brenzligen Situationen vor dem Löwen-Tor hielten sich in Grenzen. Dank dem immer wieder ideal postierten Thorsten Schönewolf und einem bierruhigen Torwart Olli Adler.


<b>Stimmen der Trainer:</b>

Ralf Rangnick (Hoffenheim): Von der Organisation her haben wir in der ersten Hälfte eine ganz ordentliche Partie geboten, aber leider keine Tore erzielt. Der letzte Pass war zu ungenau, und die Laufwege stimmten nicht. Nach dem Wechsel haben wir zu tief gestanden. Das war sehr naiv. Die Niederlage ist bitter für uns.

Matthias Hamann (KSV): Wir wollten das Spiel so lange wie möglich offen halten. Das ist uns gelungen, und damit hat die Zeit für uns gespielt. Zu Anfang haben wir etwas zu viel Respekt gezeigt, und unsere Chancen zu hastig vergeben. Aber dann hat die Mannschaft genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Eine geschlossene Leistung von A bis Z.


<i>Von Rolf Wiesemann
HNA-Sportredaktion

Donnerstag, 10. August 2006</i>


<span class="smallfett">Umleitung bis zum Messeparkplatz</span>

<i>Fans des KSV Hessen mussten viel Geduld haben</i>

Der Andrang war groß, auf der Frankfurter Straße ging es rund eine Stunde vor Spielbeginn nur im Schritttempo voran. Auch in der anderen Richtung sah es nicht besser aus. Bis zur Autobahn-Abfahrt Kassel-Auestadion staute sich der Verkehr auf der rechten Spur zurück. Viel Geduld brauchten die KSV-Fans gestern, um das erste Regionalliga-Heimspiel der „Löwen“ gegen den Titelfavoriten Hoffenheim zu sehen. Und viele mussten sogar noch ein Stück weiter zum Stadion laufen, als gewohnt. „Das Aufkommen war so groß, dass wir die Fahrzeuge bis zum Messeparkplatz umgeleitet haben“, berichtete der zuständige Einsatzleiter, Polizei-Hauptkommissar Wilhelm Küllmer.

Erstaunlich früh allerdings hatten sich die Zuschauer auf der erweiterten Südtribüne eingefunden, wo ein Teilstück für die Hoffenheimer Fans abgetrennt wurde. „Es ist jetzt viertel vor Sechs und die Blöcke sind bereits voll. Eigentlich haben wir damit erst zu Spielbeginn gerechnet“, erzählt protex-Mitarbeiter Marco Herr.

Doch ganz so entspannt ging es dann doch nicht weiter. Über Funk informierte eine Kollegin, dass es wohl Unmut bei den KSV-Fans auf den Stehrängen gab. Viel zu dichtgedrängt würden sie stehen, dabei sei doch der Block der Hoffenheimer nur zur Hälfte gefüllt. „Es ist schon total stressig heute und natürlich können wir die beiden Fan-gruppen nicht in einen Block stecken. Wenn das Spiel begonnen hat, wird sich das aber schon wieder beruhigen“, sagte die Kollegin im Vorbeigehen.

Ganz andere Probleme gab es vor dem Kassenhäuschen der Haupttribüne. Um 18 Uhr, also pünktlich zum Anpfiff, warteten immer noch Dutzende Fans in zwei langen Schlangen. Zehn Minuten später verkündete Marita Knese dann die Hiobsbotschaft für die letzten kartenwilligen Fans: „Wir sind ausverkauft. Die Südtribüne ist dicht.“ Norbert Imhof aus Kassel konnte es gar nicht glauben: „Ich stand 20 Minuten im Stau auf der Frankfurter Straße und hier warte ich nun auch schon mindestens eine Viertelstunde. Das ist sehr ärgerlich.“

Doch dann gab es wieder Hoffnung. Protex-Teamchef Ernesto Plantera verwies auf noch 100 freie Plätze auf der Nordtribüne. „Dann sind wir aber wirklich ausverkauft“, versichert Plantera, immer mit einem Ohr am Funkgerät. Das dürfte allerdings während des Spiels relativ ruhig geblieben sein, da die 80 mitgereisten Hoffenheimer Fans keinerlei Probleme bereiteten.


<i>Von Torsten Kohlhaase
HNA-Sportredaktion

Donnerstag, 10. August 2006</i>

Veröffentlicht: 10.08.2006

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Datum des Ausdrucks: 20.04.2024