Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt

KSV-HISTORIE
Manuel Brandenstein über das Heimspiel, das nur noch gewonnen werden musste - 2:2 gegen Hannover 96 im Juni 1985.
Ganz Nordhessen fieberte am 2. Juni 1985 dem letzten Saison-Heimspiel des KSV Hessen Kassel gegen Hannover 96 entgegen. An diesem Sonntag, so hofften nicht nur die 23 000 im lange zuvor ausverkauften Stadion, sollte ein Traum in Erfüllung gehen: der Aufstieg in die 1. Bundesliga. Nie zuvor war eine Kasseler Mannschaft so nah dran am Sprung in die Eliteklasse. Nur noch ein einziger Heimsieg, und in der nächsten Saison würden vor unseren Augen Bayern und der HSV an den Ball treten.

Zwei Stunden vor dem Anpfiff ergatterten ich und einige Mitschüler einen Platz auf der Gegengeraden. In brüllender Hitze trieften wir auf den heißen Stufen dem historischen Ereignis entgegen, während nicht wenige Nachzügler mit Plätzen auf den Bäumen vorlieb nehmen mussten.

Der schon vor der Partie gegen seinen Willen verabschiedete Helmut Hampl war nach dem Anpfiff wohl besonders motiviert. Zunächst knallte er einen abgewehrten Eckball volley in den Torwinkel und versenkte wenig später einen Strafstoß flach zum 2:0. Nach nur 28 Spielminuten machte sich grenzenloser Jubel breit. Wir schauten uns gleichzeitig etwas ungläubig an: Sollte es das Schicksal nach all den Enttäuschungen zuvor diesmal tatsächlich gut mit den Löwen meinen?

Doch Hannover glich noch in der ersten Halbzeit aus. Die Stimmung wandelte sich von himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt. Danach half es dem KSV auch nichts, dass er groß auftrumpfte und Thomas Freudenstein laut ZDF-Reporter Töpperwien wie der junge Rummenigge spielte. 5000 Hannoveraner feierten ihren Torhüter Ralf Raps und das 2:2 wie einen Sieg. Für den KSV war nun im letzten Saisonspiel in Nürnberg ein Punkt Pflicht.

Veröffentlicht: 31.07.2006

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Datum des Ausdrucks: 20.04.2024