Als Carsten Baumann ein krummes Ding drehte

KSV-HISTORIE
Horst Seidenfaden über das denkwürdige 6:4 gegen Jahn Regensburg an einem bitterkalten Februartag im Jahre 1973.
Es war eines jener Spiele, von denen es im Auestadion hunderte gegeben hat. Unattraktiver Gegner, unattraktives Wetter - unattraktives Fernsehprogramm als Alternative. Kein Wunder: Im Februar 1973 gab es außer drei westdeutschen und einem ostdeutschen Programm kein Angebot in der Glotze.

KSV gegen Jahn Regensburg also. Eine Woche zuvor hatte der KSV gegen den 1. FC Nürnberg 2:2 gespielt - eine der besseren Begegnungen in dieser durchwachsenen Saison. Es war kalt an jenem Samstag, 17. Februar, der Boden schneebedeckt, das konnte nur ein grausiges gegurke werden. Trotzdem hin ins Stadion. Auf die Gegengerade, etwa Höhe Mittellinie. Einige waren da von denen, die immer da waren. 4000 insgesamt, immerhin.

Kein Geld für eine Bratwurst, Getränk war überflüssig. Dann ging es los - und nach 90 Minuten waren zehn Tore gefallen. Sechs für den KSV, vier für Jahn Regensburg. Schon nach zehn Minuten hatte Carsten Baumann, der bisher so wenig überzeugende Neuzugang von Werder Bremen getroffen - später machte er noch ein zweites.

Und eines der Tore war ein gewaltiges Ding: Vom linken Strafraumeck mit dem linken Außenrist in einer unglaublichen Kurve ins lange Eck. Der gefrorene Boden half mit - aber gegen dieses krumme Ding waren Manni Kaltz' Bananenflanken eher kerzengerade Hereingaben.

Auch Bomber Hansmann traf zweimal, Ey und Maciossek besorgten die restlichen Tore. Der KSV auf Rang elf - und auf dem Heimweg wunderte man sich, wie wenig man von der Kälte gemerkt hatte.

Und es blieb die Erkenntnis, dass es sich auch gegen die grauen Mäuse immer lohnte, ins Stadion zu gehen. Man könnte ja sonst was verpassen.


<i>HNA-Sportredaktion
Freitag, 28. Juli 2006</i>

Veröffentlicht: 28.07.2006

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024