„Die Arbeit fängt erst an“

JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG
KSV Hessen startet mit Sparetat und bewährter Führung ins Abenteuer Regionalliga.
Lag es an der schwülen Hitze im Schalander-Saal der Martini-Brauerei oder an der schwierigen Materie? Als es darum ging, die hitzige Diskussion zwischen Antragswelle und Satzungsänderungen zu entwirren, geriet die Mitgliederversammlung des KSV Hessen am Mittwochabend an den Rand einer Wahl-Parodie. Nur ihren Humor verloren bei dem Durcheinander alle Wortführer nicht, so dass Wahlleiter Hans Kneese - trotz leichter Orientierungsschwierigkeiten - am Ende klare Ergebnisse verkünden konnte.

Das wichtigste Resultat: Die neue Vorstandsmannschaft ist identisch mit der altbewährten (siehe Kasten rechts). Einstimmig wiedergewählt von den anwesenden 159 Klubmitgliedern, die ihren Vorsitzenden Jens Rose, Trainer Matthias Hamann und die ebenfalls anwesenden Spieler der ersten Mannschaft mit donnerndem Applaus feierten.

Gerade zu Beginn der Veranstaltung, als der Klubchef seinen Rechenschaftsbericht ablegte, näherte sich der Zeiger auf dem Stimmungsbarometer im schwitzenden Löwen-Rudel dem Thermometer-Höchststand der Raumtemperatur. Kein Wunder, hatte Rose doch durchweg positive Nachrichten zu vermelden: Acht Jahre KSV Hessen (seit Neugründung 1998), dabei fünfmal aufgestiegen, zweimal Platz zwei. Rose: „Diese Bilanz muss uns erst einmal einer nachmachen“.

Mit der Krönung der bisherigen Vereinsarbeit aber, dem frischen Aufstieg in die Regionalliga Süd, so Rose, „fängt für uns die Arbeit erst an“. Das vorrangige Ziel des KSV Hessen sei es, dort, wo er jetzt hingekommen ist, auch drin zu bleiben.

Die Chance für den Aufsteiger, die neue Klasse zu erhalten, sieht der Vorsitzende trotz des Fehlens namhafter Neuzugänge als machbar an. „Wir vertrauen den jungen Spielern, weil sie bei uns nicht nur einen Vertrag unterschrieben, sondern auch ein Stück ihrer Herzen eingetauscht haben.“ Auch den Ausbau des Auestadions wertet Rose, aller Verzögerung zum Trotz, als dicken Pluspunkt. „Mit der neuen Tribüne auf der Gegengerade wird das Auestadion wieder zum Hexenkessel. Das werden die Gegner zu spüren bekommen.“

Dass „der Traditionsverein mit dem kleinen Portemonnaie“ (Rose) trotz aller Euphorie mit beiden Beinen auf der Erde bleibt, konnte Schatzmeister Herrmann Schmidt belegen. Nachdem die zurückliegende Oberligasaison (Etat 818 000 Euro) mit einem Plus von 7900 Euro abgeschlossen wurde, wird weiter behutsam kalkuliert. Der geplante Etat für die Regionalliga, der beim DFB eingereicht wurde, liegt gerade mal um 500 000 Euro höher als der Oberliga-Etat (siehe Kasten nebenan). Auch die Zuschauereinnahmen wurden mit 2650 pro Heimspiel niedrig angesetzt. Rose: „Da haben wir den Durchschnitt der Zahlen für die Regionalliga Süd genommen“.

Während Satzungsänderungswünsche aus formalen Gründen verschoben wurden, stimmte das Plenum dem Antrag des Schatzmeisters zu, künftig das Geschäftsjahr dem Kalenderjahr anzugleichen, um Kosten zu sparen.


<b>Planzahlen für die Saison 2006/2007</b>

<i>Einnahmen: 1.290.000 Euro</i>



Spielbetrieb Regionalliga 386.000

Marketing/Sponsoring 432.000

TV-Gelder/Transfers 432.000

Beiträge/Spenden 110.000

Sonstiges 10.000



<i>Ausgaben: 1.288.000 Euro</i>

u.a.

Personal/Spielbetrieb

1.051.500

2. Mannschaft 25.000

Jugend 82.000

Damen 6.500

Verwaltung 40.000


<i>Überschuss: 2.000 Euro</i>


<b>Führungsspitze des KSV Hessen</b>


<i>Vorstand</i>
1. Vorsitzender: Jens Rose
Stellvertreter: Holger Günther
Vorstandsmitglied: Jochen Gabriel
Schatzmeister: Herrmann Schmidt


<i>Aufsichtsrat:
</i>
Karl-Heinz Bonnet
Holger Brück
Christian Kropf
Dr. Michael Lacher
Rolf Schwarz


<i>Von Rolf Wiesemann
HNA-Sportredaktion

Freitag, 21. Juli 2006</i>



HNA-KOMMENTAR
<span class="smallfett">Die richtige Entscheidung</span>

Viele hatten es sicherlich anders erwartet. Nach dem Aufstieg in die Fußball-Regionalliga hätte der KSV Hessen in die Vollen gehen müssen. Bei den Spielerverpflichtungen, beim Management, beim Saisonetat - nicht kleckern sondern klotzen! Mit vollem Risiko hinein ins Profi-Fußballgeschäft.

Der KSV-Vorstand hat der Verlockung widerstanden, er hat einen anderen Weg gewählt. Nämlich den, der den Löwen bisher Erfolg gebracht hat. Durch eine solide, kontinuierliche Aufbauarbeit ohne finanzielles Risiko. Dafür stehen Klubchef Jens Rose und seine Mannschaft. Dafür wurden sie jetzt vom Vereinsvolk mit ihrer einstimmigen Wiederwahl belohnt.

Zu Recht. Denn Vernunft muss vor Wunschdenken gehen. Ein Aufstocken des Etats auf den Regionalliga-Schnitt von 2,5 bis 3 Millionen Euro hätte die Klubfinanzen schon vor dem ersten Anpfiff in eine gefährliche Schieflage gebracht. Und wohin das führen kann, mussten die Löwen-Fans bereits zweimal leidvoll erfahren.

Die Entscheidung, das finanzielle Risiko zu minimieren, ist richtig, auch wenn das sportliche dadurch steigt. Nicht nur die Löwen-Fans werden die Daumen drücken, dass der Balanceakt gut ausgeht.

<i>Von Rolf Wiesemann
HNA-Sportredaktion

Freitag, 21. Juli 2006</i>

Veröffentlicht: 21.07.2006

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Datum des Ausdrucks: 18.04.2024