Dauerbrenner- Duo bringt Löwen auf stolze 42 Punkte

Sportfreunde Siegen - KSV Hessen 1:2 (1:0)
Chapeau, Löwen! Erster Saisonsieg (insgesamt 12!) nach einem Rückstand und die 40er-Marke geknackt! Noch besser: mit dem dritten "Dreier" in Folge und siebten Auswärtssieg hat Aufsteiger KSV Hessen fünf Spieltage vor Saisonende 42 Zähler auf dem Konto. Mit solch einem Punktestand ist noch kein Team in den letzten zehn Jahren abgestiegen. Trotz eines 0:1- Pausenrückstandes bewiesen die Löwen in der 2. Halbzeit Moral und Mut zur Offensive, drehten das Spiel, um Dank der Tore von Thorsten Schönewolf (62.) und Thorsten Bauer (74.) nach jeweiligen Freistoßhereingaben am Ende verdient mit 2:1 bei den Sportfreunden Siegen zu siegen.

Einzige Wermutstropfen im Freudenbecher: Marc Arnold schied kurz vor der Pause mit einer Bänderverletzung im rechten Sprunggelenk aus und Daniel Beyer wird wegen der erhaltenen fünften gelben Karte beim nächsten Heimspiel gegen den SSV Reutlingen (Samstag, 14.30 Uhr, Auestadion) fehlen.

Sie sind Arbeitskollegen bei einer Kasseler Krankenkasse, Feierabendfußballer, gebürtige Kasseler, Identifikationsfiguren und Sympathieträger beim KSV Hessen, Dauerbrenner im Team und fehlten in den letzten fünf Spieljahren, in denen sie bei den Löwen in Serie sind, kaum (der eine - auch Capitano genannt und eher fürs Tore verhindern zuständig - steht beim nächsten Auswärtsspiel in Pirmasens vor seinem 200. Liga-Spiel im Löwen- Dress, der andere - auch Totti genannt und fürs Tore schießen verantwortlich - absolvierte bisher 162 Liga- Einsätze für den KSV Hessen), verlängerten beide am Dienstag ihre Verträge um ein weiteres Jahr und - als wenn es Vertragsbestandteil gewesen wäre... - avancierten an diesem sommerlichen Samstag im April im Siegerland zu Matchwinnern:

Thorsten Schönewolf (köpfte ein zum 1:1) und Thorsten Bauer (schoss ein zum 2:1-Siegtor)

Doch bevor die "Tor- Thorstens" ihre Auftritte hatten sah es eine Halbzeit lang überhaupt nicht danach aus, dass die Löwen beim punktgleichen Tabellennachbarn und letztjährigen Zweitbundesligisten das Siegerland als Sieger verlassen. Das gastgebende Team von Trainer Ralf Loose verzeichnete vor der Pause deutliche Feldvorteile und wirkte obendrein aggressiver, um völlig verdient mit einer 1:0- Führung in die Kabine zu gehen.

Als die ansonsten solide KSV- Hintermannschaft ein Mal nicht im Bilde war, hatte Krebs seinen Freiraum im Strafraum konsequent genutzt und den mitgelaufenen Okpala bedient, der aus wenigen Metern mühelos nur mehr zu vollenden brauchte (40.).

Dann sahen die ca. 200 mitgereisten KSV- Anhänger eine für viele bestimmt unvergessliche zweite Halbzeit, in der nicht nur der Wechsel der Seiten sondern auch der Spielanteile folgte. Zugunsten der Gäste, die nunmehr eindrucksvoll ein Indiz für ihre physische Substanz, ihre Moral, Siegeswillen, Charakterstärke und Teamspirit sowie mannschaftliche Geschlossenheit ablieferten und somit als Lohn erstmals in dieser Saison einen Rückstand in einen Sieg verwandelten.

Trainer Matthias Hamann hatte mit Wiederbeginn taktische und personelle Veränderungen vorgenommen. Der solide aufspielende Mirko Dickhaut, stets bestrebt Ordnung ins KSV- Spiel zu bringen, wurde quasi zum „Bauern- Opfer“. Stürmer Julio Cesar da Rosa kam für die „Aktion Attacke“. Mario Klinger und Jan Fießer schalten sich im Wechsel in die Offensive ein. Daniel Beyer rückte von der rechten auf die linke Außenbahn und Denis Berger rotierte nach rechts, sodass beide noch mehr Zug zum Tor und durch die Mitte entwickeln konnten. Denn die Außenverteidiger Weikl und Dama überzeugten bis dato beim Gegner, während das Innenverteidiger- Paar Tobias Nickenig und dem Türken Cem Islamoglu (seit 1992 bei den SF Siegen) anfällig schien. Nicht zu verschweigen, dass, nachdem mit Marc Arnold beim KSV der Regisseur ausgeschieden war, nunmehr auch die Gastgeber mit dem gebürtigen Franzosen „Gaetan Krebs einen Schlüsselspieler verletzungsbedingt in der Kabine ließen und Trainer Loose Pfingsten brachte.

Der musste sogleich miterleben, wie der KSV die Sportfreunde schier zu „überrollen“ schien. Fünf Eckbälle in der ersten Viertelstunde nach der Pause waren nur ein Ausdruck der Kasseler Drangphase. War SF- Keeper Thomas Richter im ersten Spielabschnitt noch nahezu beschäftigungslos, hatte der 26jährige nunmehr viel zu tun. Erst die Direktabnahme von Thorsten Bauer – Richter parierte (49.), dann der fulminante Volleyschuss von Daniel Beyer halbrechts aus elf Metern – Richter reaktionsschnell zur Ecke (51.). Beim anschließenden Eckball von rechts durch Denis Berger „patzte“ Richter erstmals, ließ die Lederkugel fallen, doch sowohl Julio Cesar da Rosa, der das KSV- Spiel belebte, als auch Thorsten Bauer konnten die „Gunst des Fauxpas“ nicht nutzen (52.). Kurz darauf war Richter wiederum nach einem Schuss des unermüdlichen, bis dato jedoch glücklosen, Thorsten Bauer zur Stelle (53.). Dann schoss Jan Fießer beherzt aus 18 Metern, doch anders als bei seinem Sonntagsschuss vor zwei Wochen in Pfullendorf, war diesmal die Schuss- Streuung zu groß (60.).

Wo blieb das ersehnte und inzwischen längst überfällige Ausgleichstor? Sollten mal wieder „Standards“ wie zuletzt gegen den 1. FC Saarbrücken herhalten? Ja! Doch diesmal anders! Denis Berger brachte an seiner Wirkungsstätte vor der Winterpause einen Freistoßball von halbrechts mit links und viel Effet in den Strafraum, wo der aufgerückte Abwehrchef Thorsten Schönewolf goldrichtig in den Flugball lief und freistehend zum viel umjubelten 1:1- Ausgleichstor einköpfte (62.). Nach dem Siegtreffer in Pfullendorf, avanciert der KSV- Kapitän allmählich zum „Torschützen vom Dienst“ in der Fremde.

Während die Löwen sich nicht wie beim 3:3- Hinspiel mit einem Remis zufrieden geben wollten und weiter auf Sieg spielten, gelang Siegen der erste „Entlastungs- Angriff“ nach der Pause und „Mister Zuverlässig“ Olli Adler reagierte prächtig gegen den Flachschuss aus zwölf Metern halblinks im Strafraum durch den freistehenden Nils Pfingsten (65.).

Doch die Löwen gaben das Spiel jetzt nicht mehr her. Und…die Freistoß- Majorität! 66. Spielminute: 20 Meter Torentfernung – zentral zum Tor - Jan Fießer und Denis Berger standen am ruhenden Ball, der Österreicher trat an – welch ein Schuss – die Lederkugel klatscht an das Torgebälk. Das wär´s gewesen und ein „ausgerechnet Berger“ wird mancher der 3.383 Zuschauer (vor vierzehn Tagen gegen Spitzenreiter SV Wehen – Gratulation zum Aufstieg in die 2. Bundesliga übrigens – waren noch 8.000 Besucher im modernisierten, altehrwürdigen Leimbachstadion) gedacht haben. Der KSV Hessen bleibt am Drücker und Richter fliegen die (Eck-) Bälle nur so um die Ohren. Siegen weiß bis auf gelegentliche Konterangriffe, wobei gleich zwei Mal Thorsten Schönewolf mit seinem Kopfball- und Stellungsspiel seine an diesem Tag herausragende Leistung unterstreicht, den Löwen nichts mehr entgegen zu setzen.

Und der KSV Hessen wiederum setzte bei diesen sommerlichen Temperaturen noch einen drauf – das Siegtor. Und was für eins! Eine verrückte Szene! Halblinks aus 20 Metern brachte Jan Fießer einen Freistoß herein, der zunächst verunglückt schien, ehe Daniel Beyer den Ball mit dem Absatz „brasilianisch“ weiterleitet und hinter ihm Thorsten Bauer in Torjäger- Manier am Fünfmeter- Raum vollendete. „Ich wusste, dass der Ball durch kommt,“ bemerkte der 29jährige nachher und konnte somit seinen Gedanken- Vorsprung vor des Gegners Hintermannschaft zum 13. Saisontor nutzen, nachdem Bauer – wie die HR- Fernsehbilder bewiesen – kurz zuvor ein klarer Foulelfmeter verwehrt wurde. Sogar ein Handspiel des Gegners übersah der ansonsten überzeugende Schiedsrichter Robert Kampka, der von den Linienrichtern Daniel Iaccarino und Simon Marx assistiert wurde.

Es folgte eine spannende Schlussphase. Erst zischte ein Distanzschuss von SF- Kapitän Peter Nemeth am KSV- Tor vorbei (78.), dann war Daniel Beyer, der unbedingt noch sein Tor vor seiner „Gelb- Pause“ machen wollte, nach einer feinen Flanke von Turgay Gölbasi am zweiten Pfosten einköpfbereit, doch Nickenig nickte den Ball vor dem KSVer ins Toraus.

In den Schlussminuten rannten die Gastgeber mit dem Mute der Verzweiflung an, doch immer wieder waren fleißige Löwen Endstation und als dann Oliver Adler einen langen Ball auf Okpala abgezockt gegen den SF- Stürmer ins Toraus rollen liess, war schließlich auch das Spiel aus und der sechste Löwen- Sieg in 2007 perfekt. Er kommt einem „gefühlten Klassenerhalt“ gleich, wobei die Löwen vor dem bevorstehenden Aufsteiger- Duell mit dem SSV Reutlingen, gegen den die Hamann- Schützlinge nach der 1:2- Hinspielniederlage motiviert genug sein sollten, gut beraten sind, jetzt da weiter zu machen, wo sie die letzten drei Spiele aufgehört haben…!

Herbert Pumann

STATEMENTS der TRAINER

Matthias Hamann (KSV): „Aufgrund der zweiten Halbzeit ist der Sieg völlig verdient. Die Pausenführung von Siegen war nicht unverdient und wir haben dann einige Gegenmaßnahmen ergriffen, die zum Erfolg führten und unsere gute Auswärtsbilanz ausbauen ließen. Mit 42 Punkten haben wir jetzt einen entscheidenden Schritt zum Klassenerhalt getan.“

Ralf Loose (SF Siegen): „Wir sind gut ins Spiel gekommen und führten verdient zur Pause. Wegen muskulärer Probleme musste dann Krebs ersetzt werden. Kassel war in der 2. Halbzeit engagierter und wir haben zu wenig dagegen gehalten, so dass es insgesamt eine verdiente Niederlage war“.

Sportfreunde Siegen: Richter – Weikl, Nickenig, Islamoglu, Dama (66. Binder) – Gaede, Nemeth – Blessin – Bettenstaedt (62. Vujevic), Okpala, Krebs (46. Binder). Trainer: Loose.

KSV Hessen Kassel: Adler – Gölbasi, Schönewolf, Suslik, Kümmerle – Dickhaut (46. Cesar da Rosa), Klinger – Beyer (90. Busch), Arnold (36. Fießer), Berger – Bauer. Trainer: Hamann.

S
chiedsrichter: Robert Kamka (Plüderhausen) – Zuschauer: 3.383

Tore: 1:0 Okpala (40.), 1:1 Schönewolf (62.), 1:2 Bauer (76.)

Gelbe Karten:
Dama (41.), Gaede (86.) – Suslik (22.), Beyer (23.), Kümmerle (54.) alle wegen Foulspiel.

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Veröffentlicht: 28.04.2007

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Datum des Ausdrucks: 16.04.2024