„Es reizt mich, in St.Pauli zu gewinnen“

INTERVIEW
Jens Rose und Matthias Hamann, Präsident und Trainer des KSV Hessen Kassel, im Gespräch über Personalien und Perspektiven.
Nach den Feiern ist vor der Saison: Der KSV Hessen Kassel, Aufsteiger in die Fußball-Regionalliga, plant bereits die neue Serie. KSV-Präsident Jens Rose und KSV-Trainer Matthias Hamann nehmen im Redaktionsgespräch mit Horst Seidenfaden, Rolf Wiesemann, Frank Ziemke und Florian Hagemann Stellung zu den aktuellen Themen.

<b>Nord oder Süd?</b>

Noch ist nicht geklärt, ob der KSV in der kommenden Saison in der Regionalliga Süd oder Nord spielen wird. Die fünf Vorstandsmitglieder des KSV und Trainer Hamann werden in einer Tefelonkonferenz klären, welchen Wunsch sie an den Deutschen Fußball-Bund weitergeben werden.

Hamann: „Ich habe mich für die Südgruppe ausgesprochen. Aus sportlicher Sicht nutzt es uns nichts, wenn wir 15 000 Zuschauer gegen St. Pauli hier haben - und wir verlieren 0:2. Aus der Südgruppe steigen nur vier ab, aus der Nordgruppe sind es fünf.“

Rose: „Ich habe schon ein klares Unentschieden dazu abgegeben. Es reizt mich ja schon, im Norden am Millerntor auf St. Pauli einen Punkt zu holen oder zu gewinnen.“

<b>Der Etat</b>

Der KSV plant mit einem Etat von 1,3 Millionen Euro, das ist für einen Regionalligisten sehr wenig - etwa halb so viel wie beim FC St. Pauli. In der zurückliegenden Oberliga-Saison kam der KSV mit 700 000 Euro aus. Mit den Sponsoren laufen Gespräche. Durch Fernsehübertragungen wird der KSV 365 000 Euro kassieren - diese Saison waren es nur knapp mehr als 10 000 Euro. Und dann sind ja da auch noch die Zuschauereinnahmen.

Rose: „Wir rechnen mit 2500 bis 3000 Besuchern pro Spiel. Insgesamt ist die Planung eher defensiv ausgerichtet. Wir wollen lieber im Winter noch eine Reserve haben, um dann noch einmal personell nachlegen zu können. Was die Sponsoren angeht, gibt es viele positive Signale. Wir stehen zu unseren Sponsoren, es wird aber auch neue geben. Die Euphorie ist groß.“

<b>Die Infrastruktur</b>

Rose: „Die Stadt hat mitgefeiert, jetzt muss sie auch ihren Teil dazu beitragen, dass die Bedingungen in der Regionalliga stimmen - zum Beispiel, was die Fertigstellung der Tribüne an der Gegengeraden anbelangt. Den Fertigstellungstermin kenne ich nicht. Ich gehe aber davon aus, dass mit Hochdruck daran gearbeitet wird und die Tribüne bis zum Saisonstart am ersten Augustwochenende errichtet ist. Gut, dass der Oberbürgermeister das in die Hand nimmt. Auch in Sachen Vip-Raum müssen wir was machen. Angedacht ist eine Container-Stadt vor dem Stadion. Flutlicht wird es in der kommenden Saison nicht geben. Wir hoffen, dass es im Jahr darauf installiert ist.“

<b>Der Kader</b>

Hamann: „Wir haben zwölf bis 13 Mann aus der derzeitigen Mannschaft, die den Stamm des Regionalliga-Kaders bilden werden. Dazu werden noch drei, vier Verstärkungen kommen: darunter ein oder zwei Verteidiger. Wir suchen mindestens einen großen Abwehrspieler mit einem starken linken Fuß. Darüber hinaus brauchen wir noch einen spielstarken Mittelfeldspieler und einen Stürmer. Alle Neuzugänge, die wir jetzt noch verpflichten, müssen Leistungsträger sein, die auch charakterlich zu uns passen. Dann hätten wir 17 bis 18 Mann plus Torhüter im Regionalliga-Kader. Daneben werden Perspektivspieler wie Tobias Oliev mittrainieren.“

<b>Personalie Bauer </b>

Nicht alle aus dem aktuellen Team werden es in den Regionalliga-Kader schaffen. Denn Hamann will allein schon in der Vorbereitung zweimal am Tag trainieren. Insbesondere für Thorsten Bauer und Kapitän Thorsten Schönewolf wird das ein Problem. Sie müssten an der Arbeit kürzertreten. Schönewolf hat schon angekündigt, dass er dies wohl nicht kann.

Hamann: „Wir werden aber allen Spielern aus dem Aufsteiger-Team ein Angebot machen und versuchen, sie im Verein zu behalten.“

<b>Personalie Adler</b>

Der Torwart führt noch Gespräche mit Rot-Weiß Oberhausen - jenem Verein, für den er eine Ausstiegsklausel im Vertrag mit dem KSV Hessen hat.

Hamann: „Je länger ich nichts höre von ihm, desto besser stehen die Chancen, dass er bei uns bleibt.“

<b>Das Ziel</b>

Hamann: „Ich will zwar immer Erster werden, aber im ersten Jahr geht es für uns nur um den Klassenerhalt. Es kommt auch darauf an, wie schnell wir uns an die neue Liga gewöhnen. Ich hoffe nicht, dass wir am Anfang immer nur die Stimmung in den Stadien genießen, und am Ende holen wir keine Punkte.“

Rose: „Viel macht auch das Umfeld aus. Wichtig ist, dass dies den zwölften Mann bildet. Darmstadt hat dieses Umfeld und ist erfolgreich. Eschborn hat es nicht - und ist jetzt wieder abgestiegen.“

<b>Das System</b>

Hamann: „In der Oberliga konnten wir schon 30 Meter in der gegnerischen Hälfte angreifen. So war auch unser Spiel angelegt. Das wird in der Regionalliga nicht mehr gehen. Da sind alle Teams gut organisiert. Wir werden jetzt erst an der Mittellinie angreifen können. Von da sind es noch 60 Meter zum Tor. Daher kommt es auf die Schnelligkeit an. Ich weiß noch nicht, ob wir den klassischen Spielmacher noch brauchen. Darüber habe ich auch schon mit unsererm Spielmacher Marc Arnold gesprochen.“


<i>hag / HNA-Sportredaktion

Mittwoch, 31. Mai 2006</i>

Veröffentlicht: 31.05.2006

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Datum des Ausdrucks: 23.04.2024