Löwen in einem schlechten Traum

KSV HESSEN - KSV BAUNATAL 2:2
KSV Hessen fühlte sich beim 2:2 an Vorjahres-Niederlage in Baunatal erinnert.
Das Derby hatte Spuren hinterlassen in den Gesichtern. Am deutlichsten bei Henning Lichte. Die Lippe des Baunataler Mittelfeldspielers war dick geschwollen und aufgeplatzt. Folge eines Ellbogen-Stoßes von Markus Krause. Der übermotivierte Verteidiger des KSV Hessen Kassel hatte später auch noch Hennings Bruder Jan-Moritz an der Seitenlinie rüde gefoult, stand am Rande des Platzverweises und wurde von Trainer Thomas Freudenstein früh vom Feld genommen. Krauses Auftritt war irgendwie symbolisch für einen KSV Hessen, der im Derby "nach zwanzig Minuten und zwei Toren mit allem aufgehört hat, was wir uns vorgenommen hatten", wie Freudenstein befand. Nach der schnellen Führung durch die Treffer von Chalaskiewicz (9.) und Owusu (18.) wurden die Gastgeber immer unsicherer. Und standen nach Ochs Anschlusstreffer (65.) und Cihans Ausgleich in den Schlussminute - beide in Unterzahl, nachdem Witzke Rot gesehen hatte (60.) - sichtlich unter Schock.
Während der Großteil seiner Mitspieler fast fluchtartig den Weg in die Kabine suchte, stand Nico Radler mit leerem Blick auf der Tartanbahn und fühlte sich wie in einem schlechten Traum. "Alles war wie bei der Niederlage letztes Jahr in Baunatal. Wir wollten früh attackieren, aber die haben es gemacht." In der Tat war es vor allem das Pressing der Gäste schon in der Löwen-Hälfte, das den KSV sichtlich aus dem Konzept brachte und immer mehr verunsicherte. Radler selbst, der sich in der zweiten Hälfte allerdings deutlich steigerte, und vor allem Krause leisten sich so immer wieder unnötige Ballverluste schon beim Spielaufbau. Die Taktik von Baunatals Trainer Bernd Lichte ging damit auf: "Wir wussten, dass sie hinten spieltechnisch nicht zu den Stärksten gehören und wollten sie unter Druck setzen."
Erstaunlich war aber, dass als Folge auch das Löwen-Mittelfeld immer mehr den Faden verlor. "Dass es uns selbst gegen zehn Leute nicht gelungen ist, die Partie zu kontrollieren, spricht nicht für Reife", schimpfte Freudenstein, der gestand: "Dieses Unentschieden ist wie eine Niederlage."


<i>Von Frank Ziemke

(HNA-Sportredaktion, 15.08.2003)</i>

Veröffentlicht: 15.08.2003

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024