Unter anderen Vorzeichen

KSV HESSEN - KSV BAUNATAL
Der Favorit heißt morgen erstmals Baunatal.
"Ja, das ist so", sagt Jens Rose, "Baunatal ist diesmal Favorit." Zum ersten Mal seit der Rückkehr des KSV Hessen Kassel in die Fußball-Oberliga. Wenn es gegen den Nachbarn ging, dann waren es bisher stets die Löwen, die in der besseren Ausgangsposition lagen.

Am Mittwoch um 19 Uhr kommt es im Auestadion zum sechsten Derby in dieser Zeit. Doch diesmal sind die Vorzeichen ganz anders. Die Zahlen: Der KSV Baunatal auf Platz fünf. 41 Punkte, 52:43 Tore. 17 Zähler hat die Mannschaft von Trainer Bernd Lichte seit der Winterpause geholt, dabei 17 Tore geschossen. Der KSV Hessen auf Platz 14. 31 Punkte, 48:45 Tore. Mit einer katastrophalen Bilanz im neuen Jahr. Kein Sieg, gerade vier Unentschieden erzielt. Ganze vier Tore geschossen bisher.

"Das ist natürlich schwer zu akzeptieren, dass die so weit vor uns stehen. Wir gönnen ihnen ja nicht das Schwarze unter den Fingernägeln", sagt Axel Feder. Für den langjährigen Löwen-Fan, früher Vorsitzender des Fanclubs Red Sioux, ist es ein komisches Gefühl, dass die Konstellation diesmal so ganz anders ist. Natürlich setzt Feder auf den Derby-Faktor: "Ich hoffe, dass deshalb ein Ruck durch die Mannschaft geht. Da warten wir schließlich schon seit Wochen drauf."

Auch Bernd Lichte geht mit komischen Gefühlen in die Partie, die er das Derby der Derbys in der Region nennt. Weil irgendwie nicht so viel auf dem Spiel steht wie in den letzten Jahren. Und weil seine Mannschaft ihn durch die schwachen Auftritte gegen Vellmar (1:1) und in Aschaffenburg (1:2) etwas ratlos gemacht hat. So wehrt er sich auch gegen die Favoritenrolle: "Natürlich sprechen die Vorzeichen diesmal für uns. Wir können ganz locker ins Auestadion fahren. Aber? Aber das kann auch schlecht für uns sein. Wir sind schließlich auch als Favorit ins Derby gegen Vellmar gegangen."

Vielleicht schwingt da ein wenig der Gedanke mit, den sie auch bei den Gastgebern hegen: Dass dies genau das Spiel ist, das die Löwen brauchen auf dem Weg aus der Krise. Sich reiben am Rivalen, die Stimmung anheizen. Die Baunataler nennen sich jetzt ja Drachen. "Das kann die Rivalität doch anheizen", scherzt Rose, der das personelle Wechselspiel zwischen beiden Klubs ebenso als zusätzliche Motivation ansieht wie die Tabellenkonstellation.

"Ist doch umso schöner", so Rose, "wenn man nachher gewinnt."

<i>Frank Ziemke, 03.05.05

HNA-Sportredaktion</i>

Veröffentlicht: 03.05.2005

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024