Wende kam in Vellmar

HALBSERIENFAZIT
Titelaspirant KSV Hessen arbeitet sich spät aus der sportlichen Krise.
Das waren schwere Wochen für die Löwen-Fans. Wir haben die Schnauze voll, riefen die enttäuschten Anhänger des KSV Hessen schon nach der 2:3-Niederlage beim Aufsteiger in Waldgirmes. Das war Anfang September, und als einen Monat später das Nordhessen-Derby in Schwalmstadt ebenfalls mit 1:2 den Bach runterging, legten sich die Fans sogar mit den Spielern an.

Durch die Pleite fiel der hoch gewettete Titelanwärter mit bis dahin erreichten vier Siegen, einem Remis und sechs Niederlagen auf Rang zehn zurück. Ein sportliches Desaster für den Traditionsklub. Wie konnte es dazu kommen? Eine Frage, auf die nur schwer eine Antwort zu finden war. Zu erkennen war nur, dass - nach dem hinter Darmstadt knapp verpassten Aufstieg - die vom Vorstand und Trainer Hans-Ulrich Thomale neu formierte Mannschaft keine war.

Neuzugang Sven Teichmann fand im Mittelfeld keine Bindung zum bis dahin dominierenden Regisseur Slawomir Chalaskiewicz, Julio Cesar hatte nach seinem missglückten Polen-Abenteuer Anlaufschwierigkeiten, Torjäger Thorsten Bauer traf nicht mehr, und die Aussperrung von Markus Krause aus disziplinarischen Gründen schwächte die Abwehr entscheidend.

Unter dem Druck der Öffentlichkeit trat Trainer Thomale am 4. Oktober zurück. Doch erst als die Löwen mit der 0:3-Heimpleite gegen den Tabellenletzten Bernbach unter Thomale-Nachfolger Bernd Sturm ihren spielerischen Offenbarungseid geleistet hatten, griff der Veinsvorstand hart durch.

Gehaltskürzung und das Einfrieren der Prämien sollte die Spieler wieder auf Trab bringen. Das Experiment gelang. Der Umschwung kam in der zweiten Hälfte des Nordhessen-Derbys in Vellmar, als der KSV Hessen einen 0:2-Pausenrückstand in einen triumphalen 5:2-Sieg umwandelte. Von da ab holten die Löwen aus vier Spielen (11:1 Tore) drei Siege und kletterten bis auf Tabellenrang sechs. Die Krise ist überwunden, der Traum vom Aufstieg allerdings lange ausgeträumt. Der KSV muss sich neu orientieren.

Die weitere Stabilisierung der Mannschaft ist Pflicht. Verstärkung für die nächste Saison notwendig. Durch weitere Talente aus der Region, aber auch routinierte Akteure mit Profi-Erfahrung von außerhalb.

Die allerdings sollten dann auch halten, was man sich von ihnen verspricht.


<i>Von Rolf Wiesemann,

HNA-Sportredaktion, 16.12.2004</i>

Veröffentlicht: 16.12.2004

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024