Gereiztheit und Ratlosigkeit

NACH DER NIEDERLAGE KSV - OBER-RODEN
Der Großteil der Zuschauer hatte längst fluchtartig das Stadion verlassen, die Spieler waren in die Katakomben geflüchtet. Nur zwei Löwen waren immer noch da.
Sven Teichmann saß frustriert auf dem Rasen und starrte ins Leere. Thorsten Bauer stand einige Meter entfernt, die Hände in die Hüften gestemmt, schüttelte ungläubig den Kopf und schaute mit einer Mischung aus Frustration und Verärgerung hinüber zur Gegengeraden. Dorthin, wo während der 0:2-Niederlage des KSV Hessen Kassel gegen Ober-Roden Gesänge gekommen waren wie: �Wir wollen die Zweite sehen.� Häme, die der Torjäger nicht nachvollziehen kann: �Wir haben schon ein paar tolle Fans�, ereifert sich der Torjäger, �einige hier klatschen schon nach zehn Minuten gegen uns.�

Die Stimmung ist gereizt im Auestadion. Und bei der Ursachenforschung für die andauernde Misere beim Fußball-Oberligisten macht sich immer mehr Hilflosigkeit breit. �Ich verstehe das alles nicht�, sagt Bauer, �im Training üben wir, mit kurzen Pässen durchs Mittelfeld zu kommen. Im Spiel ist das nach fünfzehn Minuten vergessen.�

Der KSV findet keine Linie. Besonders deutlich wurde das gegen Ober-Roden im Mittelfeld. Lange Bälle statt Spielaufbau - so ist in dieser Liga keinem Gegner beizukommen, der so geordnet steht wie Ober-Roden. Es ist die Zeit der Kopflosigkeit - auch, weil die Köpfe fehlen. �Ich nenne keinen Namen, aber wir sind im Mittelfeld nicht da, wo wir hinwollen,� sagte Trainer Hans-Ulrich Thomale. Einer, der sich angesprochen fühlen muss, ist Slawomir Chalaskiewicz. Der Routinier rennt seiner Form meilenweit hinterher. Zum einen will ihm nichts gelingen. Chancen wie die in der 15. Minute hätte Chala in der vergangenen Spielzeit hundertprozentig genutzt.

Auch bei den Standardsituationen wird das fehlende Selbstvertrauen des 40-Jährigen deutlich - ebenso wie die Probleme, seit die Führungsrolle zwischen Chala und Teichmann geteilt ist. Bei Freistößen scheinen sich beide nicht einig, wer wann schießt. Und egal, wie die Entscheidung ausfällt, das Ergebnis ist stets gleich - nämlich schlecht. Was auch bei Thomale unerklärlich ist. Schließlich wurden Freistöße und Eckbälle zuletzt intensiv trainiert. Und einem Fan, der wissen will, ob nicht festgelegt sei, wer die Freistöße schießt, entgegnet der Trainer unwirsch: �Ich habe einen 40- und einen 35-Jährigen auf dem Platz. Die werden das wohl unter sich ausmachen können.�

Wie gesagt: Die Stimmung beim KSV ist derzeit eine Mischung aus Gereiztheit und Ratlosigkeit.

<i>(Frank Ziemke/HNA-Sportredaktion, 27.09.2004</i>

Veröffentlicht: 27.09.2004

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