Sturm:"Das muss ich mir nicht länger antun"

KSV Hessen - 1. FC Schwalmstadt 0:3 (0:1)
Zerfallserscheinungen beim KSV Hessen. Nach der bitteren aber hochverdienten 0:3-Niederlage gegen den 1.FC Schwalmstadt ist KSV-Trainer Sturm ratlos und stellt sogar sein Amt zur Verfügung.
"Das zieht sich wie ein roter Faden durch diese Woche. Schon beim Training waren einige nicht recht bei der Sache, was sich heute auch im Spiel gezeigt hat", so ein ratloser Trainer Sturm in der Pressekonferenz. Und wahrlich, spielte der KSV in den ersten 20 Minuten noch ansehnlichen Fußball ohne allerdings zu glänzen, war alles weitere eine wahre Katastrophe. Sommerfußball mit wenig Einsatz, mit den Gedanken schon bei neuen Vereinen in der Oberliga oder in der Regionalliga (?), bei 70 Prozent der "noch" Löwenspieler schien dies heute augenscheinlich zu sein. Torwart Stollberg, letzte Woche noch tragische Figur, zählte heute zu den Leistungsträgern und seinen beherzten Glanztaten ist es zu verdanken, dass der KSV nicht noch höher verlor.

Neben Stollberg waren es Cesar, Krause und der später für den schwachen Nebe eingewechselte Warneke (musste leider Mitte der zweiten Halbzeit mit Geld-Roter-Karte den Platz verlassen), die ein wenig aus der Mannschaft hervorstachen. Auch Chalaskiewicz, der heute von Anfang an spielte, gehörte zumindest in der ersten Halbzeit zu den Besseren. Den Rest der Mannschaft kann man ohne weiteres gutes Landesligaformat bescheinigen. Grotesk, dass gerade einige von diesen sogar mit Regionalligavereinen in Kontakt stehen wollen (?).

Kommen wir kurz zum Spiel. Dem 0:1 ging ein katastrophaler Fehler von Tews voraus, der den Ball unmotiviert einem Schwalmstädter vor die Füße schoss, woraus ein Konter entstand, der von Petersohn mit einem wunderschönen Fallrückzieher ins KSV-Tor abgeschlossen wurde. Kurz zuvor hatten die Löwen die einzig gute Chance in Halbzeit eins, als Julio Cesar mit einem schönen Schuss Schwalmstadts Torwart Brill zu einer Glanztat zwang.

Wer gedacht hätte, der KSV würde nach der Pause endlich als motiviertes „Löwenrudel“ auftreten, der hatte sich getäuscht. Zarte „Miezekatzen“ versuchten, den allenfalls unterstes Oberliganiveau aufweisenden Schwalmstädtern, das Fürchten zu lehren. Alleine diese Aussage zeigt, wo der KSV spielerisch derzeit steht. Fehlendes Spielvermögen wird ergänzt durch Teamunfähigkeit einiger Spieler (ist das überhaupt eine Einheit, die da auf dem Platz steht?), fehlenden Kampfgeist, fehlendes Selbstvertrauen (Bauer) und eine Portion Selbstüberschätzung (siehe Regionalligaambitionen). Wenn es nicht so traurig wäre, der KSV Hessen könnte komplett in „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ auftreten.
Die weiteren Tore für Schwalmstadt seien hier nur erwähnt. Wiederum Petersohn (62.) und mit dem Schlusspfiff Wengerek machten die Pleite perfekt, zwischenzeitlich leistete sich Schwalmstadt noch den Luxus, einen Elfmeter 10 Meter über das Tor zu schießen.

Was bleibt als Fazit festzuhalten? Jedem muss klar sein, dass der KSV Hessen jetzt im Abstiegskampf steht. Die Frage ist nur, wie er da mit dieser Mannschaft rauskommen soll. Richtige „Teams“ schaffen das mit Motivation und Kampfgeist, der KSV Hessen ist aber im Augenblick weit von einem Team und dem dazugehörigen Geist entfernt. So kann es aber nicht weitergehen, das dürfte jetzt jedem bewusst geworden sein. Die aktuelle "Truppe" gefährdet mit ihrem Auftreten das, was in den letzten Jahren mühevoll in Kassel aufgebaut wurde. Jemand sollte schnell die Reißleine ziehen, sonst haben wir nächstens Jahr nette Derbys gegen den VfL Kassel oder Lohfelden. Bernd Sturm hat sie für sich schon gezogen: "Wir hatten diese Situation schon einmal nach dem Heimspiel gegen den FSV Frankfurt. Damals stand hier Ulli Thomale. Ich werde mich mit dem Vorstand in den nächsten Tagen zusammensetzen und das weitere Vorgehen besprechen. Das muss ich mir nicht antun, da bekomme ich einen Herzinfarkt nach dem anderen", stammelte er fassungslos nach dem Spiel.


<i>Carsten Müller</i>



KSV Hessen Kassel: Stollberg - Radler, Krause, Tews - Rudolph, Keim, Nebe, Chalaskiewicz, Beyer - Cesar da Rosa, Bauer - Trainer: Sturm

1. FC Schwalmstadt: Brill - Kirchner, Battenberg, Giese, Mangold - Keim, Schultz, Petersohn, Damm - Wengerek, Schäfer - Trainer: Schweigert

Eingewechselt: Warneke für Nebe (46.), Schönefeld für Beyer (67.)

Tore: 0:1 Petersohn (30.), 0:2 Petersohn (62.), 0:3 Wengerek (90.)

Gelb-Rote Karte: Warneke (73., wiederholtes Foulspiel)

Bes. Vork.: Schwalmstadt verschießt Foulelfmeter

Zuschauer: 1.100

Aufstellung

Veröffentlicht: 23.04.2005

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024