Am Feiertag zu den Löwen!

Am Feiertag zu den Löwen!

Blog36 blickt auf das kommende Heimspiel

Wenn am Feiertag der KSV um 14 Uhr die U23 des SC Freiburg im Auestadion empfängt, treffen neuerdings ähnliche Vereinsphilosophien aufeinander.

Zugegeben: den SC Freiburg und den KSV Hessen Kassel trennen Welten. Naja, vielmehr Ligen. Drei um genau zu sein. Und dennoch sind sie mit ihren Philosophien nicht weit voneinander entfernt. Man könnte sogar den Eindruck gewinnen, der KSV habe sich in seiner Neuausrichtung im Sommer am Sportclub aus dem Breisgau ein Beispiel genommen. Da wäre unter anderem die vorbildhafte Jugendarbeit, die den Freiburgern seit Jahrzehnten den Platz auf der großen Fußballbühne sichert – auf diese Karte setzt auch die sportliche Leitung unter Trainer Tobias „Cralle“ Cramer beim KSV.

Wer am Dienstag bei der U23 des SC Freiburg auf dem Platz steht, hat extrem gute Chancen, sich irgendwann im Profikader von Sympathieträger-Trainer und Fußballphilosoph Christian Streich wiederzufinden. Mit Alexander Schwolow, Christian Günter, Nicolas Höfler, Julian Schuster und Marco Terrazino gehören derzeit mindestens fünf Spieler zur Startelf des Bundesligisten, die schon in der Jugend das Trikot der Freiburger trugen oder zumindest für die U23 aufliefen. Optimales Scouting im Jugendbereich erspart dem Verein teure Investitionen auf dem Transfermarkt. Wer dann noch höher hinaus will, mit dem wird ordentlich Kasse gemacht: Schätzungsweise 20 Millionen Euro legte Borussia Dortmund in diesem Sommer für den U21-Nationalspieler Maximilian Philipp hin. „Für so einen Batzen Geld müsste Cralles Oma lange für Stricken“, denkt sich da der knauserige Nordhesse. Philipp lief einige Jahre in der U23 der Freiburger auf, er hatte mit zwei Buden auch seinen Anteil an der fulminanten 0-5-Heimklatsche, welche der SC dem KSV im Mai 2014 verpasste. Der Neu-Dortmunder ist kein Einzelfall: auch mit Spielern wie Johannes Flum oder Daniel Caligiuri erzielten die Freiburger Erlöse, mit denen sie ihr bewährtes Modell sauber refinanzieren konnten. All das macht die Freiburger zu einer Bastion des ehrlichen Fußballs im großen Ausverkaufsgeschäft des DFB. Daher sollten wir die Freiburg-Reserve am Dienstag im Auestadion herzlich willkommen heißen – auch wenn aus unserer Sicht die U23-Teams der Profivereine nichts in der Regionalliga zu suchen haben.

Der SC Freiburg II kommt als Aufsteiger nach Kassel und spielt bisher eine mehr als beachtliche Saison. Aktuell rangieren die Schwarzwälder Kirschtorten auf Platz 5 der Tabelle. Der Titel des Favoritenschrecks ist ihnen jetzt schon nicht mehr zu nehmen: Zuhause fegte man die Offenbacher Kickers mit 5-1 und den 1. FC Saarbrücken mit 3-1 vom Platz, bei Waldhof Mannheim gelang ein 1-0-Auswärtssieg. Zum Glück, soviel steht fest, gehen unsere Löwen am kommenden Dienstag nicht als Favorit auf den Platz. Vielleicht hilft das.

Eine weitere Ähnlichkeit zu unseren Löwen ist, dass die U23 des SC Freiburg, wenn’s drauf ankommt, „ja gar nicht aufsteigen will!“. Ist diese Aussage beim KSV mehr oder weniger ein nicht zu belegender Mythos, ist sie beim Sportclub völlig zutreffend: in der Saison 2013/14 qualifizierten sie sich gemeinsam mit der SG Sonnenhof Großaspach für die Aufstiegsspiele zur 3. Liga und belegten nach einer beeindruckenden Saison den 2. Platz in der Tabelle. Doch wie der KSV kickt auch Freiburg II lieber in der Regionalliga. Freundlich ließ man der U23 von Mainz 05 den Vortritt, die sich in den Aufstiegsspielen souverän gegen die TSG Neustrelitz durchsetzte. Zwei Jahre später war dann aber auf einmal der Spaß vorbei für die Freiburger: etwas überraschend stieg man aus der Regionalliga in die Oberliga Baden-Württemberg ab, die man in der darauffolgenden Spielzeit aber nach Belieben dominierte. Am Ende stand dann der sofortige Wiederaufstieg in die Regionalliga Südwest.

Am „Tag der deutschen Einheit“ sind nun die Löwen Gastgeber für die sympathische Truppe aus dem Breisgau. Ein angenehmer Gegner am Feiertag also und so haben sich die Marketingstrategen beim KSV nicht lumpen lassen und machen den Spieltag zum „Familientag“: 2 Erwachsene (Mann/Mann, Mann/Frau, Frau/Frau) plus zwei Kinder zahlen für vier Plätze auf der Osttribüne gerademal 20 Euro Eintritt. Quasi geschenkt. Dazu gibt es bereits ab 10 Uhr ein buntes Kinderprogramm: Seifenblasenshow, Glücksrad, Luftballonfiguren. Auch ein Clown ist da (soviel sei verraten: es handelt sich dabei nicht um unseren Ex-Trainer Jörn Großkopf). Während also externe Fachkräfte die Kinder bespaßen, können sich die Eltern am Löwen-Treff auf dem Stadionvorplatz schon mal genüsslich einen ballern – alles zum Zweck der Vereinsrettung versteht sich und frei nach Harald Juhnkes Definition von Glückseligkeit: „Keine Termine und leicht einen sitzen!“

Wer dann bei Anpfiff alle guten Manieren über Bord werfen möchte, ist dann auch in Block 36 ein gern gesehener Gast, wo wie eh und je gepöbelt und geflucht wird, Familientag hin, Familientag her. Stadionerlebnis halt.

Text: Blog36
www.blog36.de

Veröffentlicht: 02.10.2017

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024