Ehemalige Spieler stellen Forderungen an den klammen VfB - Jetzt entscheidet das Gericht
Vom Süsterfelder Kampf ums liebe Geld
22.02.10
Kassel. Nun wird auch im Streitfall Andreas Mayer gegen den VfB Süsterfeld das volle Programm gefahren. Nachdem sich beide Seiten gestern vor dem Kasseler Arbeitsgericht während einer Güteverhandlung nicht einigten, wird die Sache jetzt am 15. April von einem Richter entschieden. Es geht um etwa 12000 Euro, die der Ex-Profi Mayer (37) vom Verbandsliga-Spitzenreiter beansprucht.
Bereits im März muss sich das Gericht mit Forderungen befassen, die Mayers früherer Mannschaftskollege Daniel Möller (27) an den Verein stellt. Hier soll es gar um 60000 Euro gehen. Mayer wie Möller waren im Sommer des vergangenen Jahres zum VfB gestoßen, hatten den inzwischen in argen Finanznöten steckenden Klub aber in der Winterpause verlassen. Offiziell hatte der VfB Anfang des Jahres erklärt, die Trennungen seien in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt. Waren sie aber offensichtlich nicht.
Die Unstimmigkeiten zwischen Mayer und dem Klub begannen bereits im November nach der Pleite des Hauptsponsors MEG, eines Versicherungsunternehmens, das dem Vereinsvorsitzenden Mehmet E. Göker gehörte. Für den VfB hatte dies zur Folge, dass der Klub fortan finanziell auf dem Trockenen saß. Kein Geld, keine Gehaltszahlungen. Letztmals gab’s Abschlagszahlungen Ende November. Da aber stimmte die Chemie zwischen Mayer und dem Klub schon nicht mehr.
Letzter Einsatz im November
Zuletzt im Team stand der 37-Jährige am 8. November. Danach, so der Klub, habe er sich abgemeldet. „Mayer sagte, er sei nicht frei im Kopf“, sagt VfB-Anwalt Roland Wille. Keine Arbeit, ergo kein Gehalt, so die Folgerung des Vereins. Mayer hält dagegen. Er habe am 9. November ein ärztliches Attest vorgelegt und dies im Beisein mehrerer Zeugen dem damaligen Sportdirektor Thomas Herwig übergeben. Später habe er zwar nicht mehr gespielt, sei aber stets da gewesen. „Ich stand zur Verfügung.“ Karsten Lichtenberg, seit Ende Januar Nachfolger Gökers als Vereinschef, erklärt, nichts von einer Krankmeldung zu wissen. Allerdings räumt er ein, dass er zu den Vorgängen im Verein vor seiner Wahl eigentlich kaum was sagen könne. „Dazu weiß ich nichts.“ Mayer fordert Gehaltszahlungen von Oktober bis Januar 2010. Seit dem 1. Februar kickt er für den norddeutschen Oberligisten SV Meppen.
VfB drohen teure Folgen
Sollte das Gericht Mayer und Möller Recht geben, hätte dies für den VfB also kostspielige Folgen. Dennoch verbreitet der klamme Klub Optimismus. Seit Monaten heißt es, dass man mit namhaften, seriösen Unternehmen über Sponsorenverträge im Gespräch sei. Lichtenberg gestern erneut: „Mit vier oder fünf Partnern liegen unterschriftsreife Verträge vor.“ Dass bald Vollzug gemeldet wird, hoffen sehnlichst die verbliebenen Kicker. Denn auch denen wurde seit dem Herbst nichts mehr überwiesen. Anfang Januar hatte Spielertrainer Karsten Hutwelker, mittlerweile auch VfB-Sportdirektor, mitgeteilt, dass sich der größte Teil der Fußballer zu Gehaltseinbußen bereit erklärt hätte. Sollten sie andere Vereine finden, könnten sie gehen. Gebrauch davon haben seitdem zwei Kicker gemacht: Vincente Buongiorno spielt jetzt für den Verbandsligisten Sand, Arne Schmidt für den NRW-Oberligisten Verl. Die anderen warten gezwungenermaßen ab.
Zu ihnen gehört auch Daniel Beyer, der bis zum Sommer 2008 noch beim Nachbarn KSV Hessen war. Der 27-jährige Mittelfeldspieler beschreibt die Lage nüchtern. „Kein schöner Zustand.“ Ja, es werde regelmäßig trainiert. Nein, so richtig wisse niemand, wie es weiter- geht. Nein, er habe keinerlei Verzichtserklärung unterschrieben.
Die Restserie für den VfB beginnt - sofern es der Winter zulässt - am nächsten Samstag auswärts in Eiterfeld. Zurzeit führen die Süsterfelder die Tabelle mit elf Punkten Vorsprung an. Gegenüber dem Zweiten, dem KSV Hessen Kassel II, haben sie allerdings bislang zwei Spiele mehr ausgetragen. Der Meister steigt in die Hessenliga auf.
Von Uli Brehme (
www.hna.de)