Interessanter Artikel aus dem Darmstädter Echo.Auch meiner Meinung nach bedarf die Regionalliga dringend einer Reform.Wer will schon Zweitvertretungen sehen.Es macht keinen Spaß dem sterben von Traditionsvereinen zuzuschauen.
Der Zuschauerzuspruch in der Fußball-Regionalliga war in der Premieren-Saison vom großen Gefälle geprägt.
Die dreigleisige Fußball-Regionalliga, die ihre Premierensaison am Wochenende beendet hat, stellt die Symbiose aus einer kommerziellen Wettbewerbsliga und einer Nachwuchs-Förderliga dar. Eine Symbiose soll Vorteile für beide Seiten bringen. Genau das ist das Problem: Im Wettbewerb stehen erste Mannschaften mit Nachwuchsteams der professionellen oder semiprofessionellen Erst-, Zweit- und Drittligisten. 22 zweite und 32 erste Mannschaften spielen in den drei Regionalligen Süd, West und Nord. Ein ungesundes Verhältnis, wie die erste Spielzeit deutlich nachwies.
Denn die Symbiose funktioniert als Wettbewerb nicht wirklich. Alle Regionalligisten sind in den meisten Fällen komplett auf Nachwuchsspieler angewiesen, weil sie sich kaum etablierte Profis leisten können.
Die Etatplanung der Vereine mit ersten Mannschaften bleibt eine Gleichung mit vielen Unbekannten, nachdem die Zuschüsse aus dem Fernsehvertrag durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) für die neue Saison um 30 000 auf rund 90 000 Euro gekürzt wurde (plus 30 000 zweckgebunden für Jugendarbeit). In der Spielzeit 2010/2011 sollen es dann noch insgesamt 90 000 Zuschuss sein. Auch wenn diese Gelder nur an Vereine mit ersten Mannschaften fließen, entsteht dennoch ein Ungleichgewicht. Weil in der Viertklassigkeit angedachte weitere Einnahmequellen eher gering ausfallen (gerade regionale). Daher erfahren die Einnahmen durch Zuschauer besondere Bedeutung.
Doch besonders zweite Mannschaften bringen nur ein geringes Zuschauerpotenzial zu Auswärtsspielen mit, die Einnahmen der Gastgeber sind geringer. Und das bei gleichem Ausgaben-Aufwand (Hilfskräfte, Sicherheitspersonal und, und, und).
Überhaupt die Zuschauerzahlen. Durch die Zwischenschaltung der neuen, durchaus attraktiven Dritten Liga (bei 20 Vereinen insgesamt etwa 2,11 Millionen Zuschauer in 380 Spielen) haben die drei Regionalligen an Publikumszuspruch eingebüßt: Rund 1,367 Millionen passierten in den 918 Spielen die Kassen. Der Zuschauerschnitt spricht mit 5568 zu 1490 eindeutig für die Dritte Liga. Der Verteilungskuchen ist begrenzt.
Zudem fällt das Publikums-Gefälle innerhalb der vierten Klassen extrem aus. Zwischen Spitzenreiter 1. FC Magdeburg aus dem Norden (146 913) und Schlusslicht Spvgg Greuther Fürth II aus dem Süden (3890) klafft eine erhebliche Diskrepanz. Bezeichnend, dass sich die meisten zweiten Mannschaften beim Zuschaueraufkommen in hinteren Tabellenregionen befinden. Und auch die Ausnahmen Schalke 04 II und 1860 München II haben ihre Position einem Spiel mit einer fünfstelligen Zuschauerzahl zu verdanken. Auch ein Zusammenhang zwischen Erfolgsfußball und Zuschauern ist nicht direkt herstellbar.
Diese Entwicklung ist für eine gedeihliche Zukunft der dreigleisigen Regionalliga nicht förderlich. Dem begrüßenswerten Ansatz des DFB und der Vereinigung der Proficlubs DFL, einen breiten gemeinsamen Unterbau für die Profiligen zu schaffen, steht die Realität im Widerspruch.
Die Gremien im deutschen Fußball werden sich nach nur einem Jahr erneut mit dem Thema Regionalligen befassen müssen. Auch aus dem Trend heraus, dass Vereine die Teilnahme an diesen Ligen nicht mehr finanzieren können (bisweilen auch aus eigenem Verschulden) oder wollen. Das betrifft nicht nur kleine Clubs aus Dörfern wie beim TSV Großbardorf zu, sondern auch Vereine aus größeren Städten wie im Fall FSV Ludwigshafen-Oggersheim, die sich gar nicht erst wieder um eine Regionalliga-Lizenz bemüht haben. Auch die hohen technischen Anforderungen an die Spielstätten und die Finanzierung dieser Bedingungen schrecken eher ab.
Das trifft besonders auf die fünftklassigen Ligen zu. In Hessen war es schwierig, überhaupt einen Aufsteiger zu finden. Bayern Alzenau schließlich nahm als Zweiter die Möglichkeit wahr, während Hessenmeister SC Waldgirmes oder die drittplatzierte Viktoria Urberach frühzeitig abgewunken hatten. Die Gefahr erschien zu groß, die Regionalliga finanziell nicht stemmen zu können. Noch ist offen, ob alle sportlich qualifizierten Regionalligisten die Lizenz erhalten werden.
Die Situation dürfte sich dann noch verschärfen. Deshalb, und weil die Gelder längst nicht mehr im größeren Umfang fließen, sind Strukturänderungen nötig. Die Vereine mit ersten Mannschaften würden es in der Mehrzahl begrüßen, wenn die zweiten Mannschaften eine eigene Regionalliga bilden würden und unter sich blieben. Doch damit wären die Proficlubs nicht einverstanden. Sie wollen für ihren Nachwuchs den Vergleich mit ersten Mannschaften, anstatt eine Nachwuchsrunde auszuspielen.
Die Symbiose aus Wettbewerbs- und Nachwuchs-Förderliga wird weiter Voraussetzung für die Zusammensetzung der Regionalligen bleiben. Angesichts der Macht-Verhältnisse im deutschen Fußball bleibt dem DFB kaum eine Möglichkeit, tiefgreifende Reformen ohne Zustimmung der DFL durchzusetzen.
Eine Zukunft jedenfalls hat die derzeitige Form der Regionalligen nicht. Im Gegenteil. Angesichts dem fast zwangsläufigen Aufstiegsanspruch drohen Vereine, finanziell hoch zu pokern. Falls das schief geht, ist die Insolvenz die logische Folge. Und daran kann weder den Proficlubs noch dem DFB gelegen sein.
Hans-Jürgen Kalweit
8.6.2009
http://www.echo-online.de/suedhessen/te ... ?id=755936