Moin!
Was mich interessieren würde: Gibt es irgendwo, seriös dokumentiert und nicht im Bild-Zeitungsstil aufgebauscht, verlässliche Schadensmeldungen über eingetretene Sachbeschädigungen (verbrannte Kleidung) bzw. Körperverletzungen (Verbrennungen) als Folge eines aus dem Ruder gelaufenen Pyroeinsatzes? Gibt es solche Zahlen historisch dokumentiert über einen Zeithorizont von 20 Jahren? Lässt sich auf der Basis derartiger Erkenntnisse eine Stigmatisierung dieses Choreographieelements rechtfertigen?
Um eins deutlich zu machen. Die Kriminalisierung dieses Elements ist aus meiner Sicht in den Augen eines obrigkeitsstaatlich denkenden Menschen nachvollziehbar, die damit verbundenen Emotionen, die für mich das Grundelement des passiven Fußballerlebens widerspiegeln, werden damit jedoch rigoros unterbunden. Der Wechsel dieser Betrachtungsphilosophie in den zurückliegenden 20 Jahren muss doch irgendwie lanciert worden sein. Die Fragen sind nur: Seit wann, durch wen und warum? Ich räume ein, selbst nie zu Schaden gekommen zu sein. Wenn das anders wäre, würde ich fraglos eine alternative Haltung vertreten (müssen). Stattdessen sehe ich in Gedanken noch die rot leuchtende Nordtribüne zu unseren Oberliga- oder Verbandsligazeiten, als mit Absprache ein Feuerzauber noch möglich war und das gesamte Stadion begeistert zuschaute und applaudierte, auch wenn hans sich daran nicht erinnern kann oder will. Stattdessen wird dieses Verhalten heute kriminalisiert und damit zwangsläufig für alle unnötigerweise gefährlich. In Halle blieben Pfiffe wegen einer entsprechenden Choreographie zur Eröffnung aus, komisch nicht?
http://www.youtube.com/watch?v=qNMntUcnfo4
Als abschreckendes Beispiel wird natürlich das grob fahrlässige Verhalten, das es aufgrund der Rahmenbedingungen - die geändert werden könnten - sicher auch ist, der Dresdner Fans herangezogen. Pfiffe von den eigentlichen BVB-Fans gab es dafür aber nicht, die kamen im Wesentlichen aus dem Sitzplatzbereich. Eher stilles Bewundern für diesen Mut und das damit verbundene Risiko gab es von der gelben Wand. Jede Menge interessierter Kameramänner gab es natürlich auch, besonders im Sitzplatzbereich. Doppelmoral nennt man das Wohl. So wie dieses Thema jedoch mittlerweile vor die Wand gefahren worden ist, wird hier sicherlich kein Konsens mehr herstellbar sein.
http://www.youtube.com/watch?v=SWzS77pQU6Y
http://www.youtube.com/watch?v=G5KJimgJ ... =endscreen
Das unsere Situation in Deutschland letztlich aber nur Kindergeburtstag ist, das zeigt der nachfolgende Mitschnitt. Das ist mal ein Derby, dass den Namen auch verdient, noch dazu in Liga 2, Lecce vs. Bari. Auch wenn hans hier die Werte der kantschen Aufklärung gefährdet sieht, unverzügliche Erziehung und Kontrolle anmahnt, ja den Untergang des Abendlandes auf unbotmäßige Weise vor Augen geführt bekommt - ich bin als stiller Beobachter nur fasziniert und wünschte mir, live vor Ort gewesen zu sein, auch wenn am Ende die falsche Mannschaft gewinnt, denn 1985, in Lecces erster Erstligasaison, habe ich mit deren Ultras in Florenz die Kurve geteilt. Ich muss sagen, sie haben sehr viel dazu gelernt...
http://www.youtube.com/watch?v=CaZAF6wIffQ
Keine Frage, wenn die Erkenntnisse des Arbeitspapiers eingeleitet werden, wird sich der Fußball weiter verändern. Ich glaube nicht, dass der selbstverständliche Famlienausflug der Gutverdiener in Liga 1, denn nur die können das überhaupt, noch den gleichen Reiz, den gleichen Zauber umweht, wenn die Ultraszene verschwunden ist. Die Folge sind reine Sitzplatzarenen und sich leerende Stadien, so wie auf der Insel. Ich bin gespannt, was daraus wird.
schnurz