Kasseler-Taktik-Talk

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!)aniel
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Re: Kasseler-Taktik-Talk

Beitrag von !)aniel » 25. Sep 2012, 11:51

Bernd RWS 82 hat geschrieben:...meiner meinung nach ist das spiel des ksv im mittelfeld zu sehr "gequetscht" - alles tummelt sich in der mitte - auf außen ist selten mal einer der bis zur grundlinie geht und ne gescheite flanke rein bringt
Das fällt mir auch vermehrt auf. Ich weiß gar nicht warum, die Jungs laufen ja eigentlich wie die Blöden, aber irgendwie habe ich immer das Gefühl, wir seien permanent und überall auf dem Platz in Unterzahl. Vorllam wenn es über die Flügel nach vorne geht.
Wie gesagt: keine Ahnung woran das liegt, aber scheinbar hapert es da an Unterstützung durch den AV, den nahen 6er oder auch durch Gallus.
Stattdessen turnt da immer wieder der nominelle Mittelstürmer rum, sodass in der Mitte 0 Abnehmer für eventuelle Flanken sind. Null. Und das wobei Flanken eh schon Mangelware sind. Keine Überzahl mal auf einem Flügel im letzten Drittel, keine Doppelpässe, keine Läufe mal zur Grundlinie. Und wenn doch jemand mal einen hohen Ball in die Mitte schlägt, herrscht da meist wirklich gähnende Leere.

Ich will da nochmal an den in meinen Augen treffenden Beitrag von Heidelberger anknüpfen, der das Problem wie ich finde gut aufzeigt:

Heidelberger hat geschrieben:Für mich ist Mayer auf dem linken Flügel keine Idealbesetzung. Der sollte als hängende Spitze zentraler spielen und Schmeer (oder Damm) unterstützen, weil unser 9er allein gg die gegnerischen Abwehrspieler einen sehr schweren Stand hat. Mit nur einer Spitze zu spielen macht eigentlich nur Sinn, wenn man klassische Flügelspieler hat, so wie damals, als Ochs und Tornie den Bauer gefüttert hatten. Merle und Mayer interpretieren aber diese Rolle auf Außen anders.
Ich habe auch in Erinnerung, dass Becker kurz nach der Verpflichtung als linker Mittelefeldspieler bezeichnet wurde, was er wohl in Magdeburg auch öfter gespielt hat, nicht umsonst kam er dort auf 5 Vorlagen und 4 Tore.
Und auch Pinheiro wurde eher als Offensivspieler erwartet. In der zweiten Liga spielte er meist im rechten (offensiven) Mittelfeld oder Rechtsaußen.

Aber diese Positionsbezeichnungen und Spitzfindigkeiten sind doch nur Beiwerk.
Im Endeffekt verharrt ein Spieler ja nicht statisch auf ein und der selben Stelle, sondern agiert in einem sogenannten, vielzitierten "Aktionsradius", den er ausgehend von seiner Rolle in der taktischen Grundordnung beackert.
Da spielt es im Endeffekt auch keine Rolle ob man diese nun als 4-3-3, 4-2-3-1, 4-4-1-1 oder 4-4-2 bezeichnet. Das sind ja lediglich Hilfestellungen um in unterschiedlichen Spielsituationen die grundsätzliche grobe Ausrichtung leichter beschreiben zu können.

Was zählt ist doch Zusammenspiel zwischen - vereinfacht gesagt - den drei Mannschafsteilen und in diesen Teilen untereinander. Zusammenspiel ist jetzt nicht nur zu verstehen als Passspiel an sich, sondern auch und hauptsächlich als grundlegende Abstimmung in Offensive und Defensive, die Laufwege mit und ohne Ball, sowie das Aufrücken, Pressen und Fallenlassen sowohl bei gegnerischem, als auch eigenem Ballbesitz.

Und hier liegts doch im Argen.
Dadurch, dass wir mit aller Konsequenz verteidigen, wirkt unser Spiel logischerweise relativ risikounfreudig. Das heißt ich habe den Eindruck, dass wir ein aggressives Pressing vermeiden, die Außenverteidiger sehr tief stehen und auch die 6er eher abwartend denn agressiv vorgehen. Vorne laufen sich Gallus und Schmeer/Damm/Bobo zwar die Hacken wund, hecheln aber meist bei gegnerischem Ballbesitz nur hinterher, da man viel zu gestreckt agiert und die restlichen Spieler hinten meist zwar sehr kompakt, aber eben auch abwartend agieren.
Das hat zur Folge, dass Dieck und auch Hammann nicht viel für die Offenisve tun (können).
Die tiefe Ausrichtung der gesamten Mannschaft bedeutet, dass Ballgewinne meist erst kurz vor oder am eigenen Sechzehner erfolgen oder der Gegner aufgrund der Kompaktheit eben gezwungen wird, aus aussichtsloser Position abzuschließen und uns einen Torabstoß zu bescheren. Das Laufpensum um aus dieser Situation als Außenverteidiger auch noch Offensivaufgaben zu übernehmen, kann niemand über 30-40 Spiele die Saison absolvieren.
So denke ich mir ist jedenfalls der theoretische Plan, den ich mir vorstellen könnte, dass ihn Uwe Wolf verfolgt, was in der Defensive ja auch meist gut klappt, wie gegen Hoffenheim aber auch mal in die Hose gehen kann.

Durch die späten Ballgewinne, generiert man aber sich immer wiederholende Angriffsszenarien, auf die sich ein Gegner leicht einstellen kann, da der Überraschungsmoment fehlt.

Novem
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Re: Kasseler-Taktik-Talk

Beitrag von Novem » 25. Sep 2012, 16:26

Ich möchte gerne mal meine Meinung zu einem möglichen Taktikverhalten aufzeigen.
Meine Analyse basiert dabei auf einer Grundordnung von 4-1-4-1 (auf dem Papier), einer offensiven Anordnung von 3-3-3-1 und einer defensiven Variante von 4-3-2-1 (Tannenbaum).

Ich habe (hoffentlich) dabei die jeweiligen Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler und die bisherigen Eindrücke der Saison mit berücksichtigt.

Die Ausgangs-11 für meine Analyse sieht folgende Spieler vor:
Nulle, Dieck, Müller, Rahn, Hammann, Pinheiro, Gaede, Becker, Gallus, Damm, Mayer

Ich weiß, dass taktische Grundordnungen und theoretische Spielsituationen eher stückwerk sind, nichtsdestoweniger möchte ich es einmal zur Diskussion anregen:

Zunächst die defensive Grundordnung, also das taktische Verhalten bei Ballbesitz des Gegners, möglichst nicht nach einem sinnlosen Ballverlust, da so die Räume schwerlich wie u. s. zugemacht werden können:

Hat der Gegner den Ball, so ändert sich für die 4 Verteidiger (Dieck, Müller, Rahn und Hammann) grundsätzlich erstmal nichts. Die zentrale Aufgabe kommt hier den drei Mittelfeldspielern Becker, Gaede und Pinheiro zu. Um die Lücken und somit potientielle Passwege in die "Schnittstellen der Abwehr" zu stopfen, deckt Becker den Raum, welcher sich sowohl vor, als auch auf einer Linie mit Dieck und Müller ergibt, zu. Er läuft je nach Anspiel der angreifenden Mannschaft in die sich auftuende Lücke. Seine "Zuständigkeit" bleibt grds. die linke Abwehrseite. Dasselbe machen Pinheiro auf der gegenüberliegenden Seite und Gaede zentral.
Dies könnte in etwa so aussehen:

---------Becker----------------Gaede------------Pinheiro--------------------------------
Dieck---------------Müller ---------------Rahn----------------Hammann-----------------

---------------------------------Nulle----------------------------------------------------

Somit besteht quasi eine doppelte Raumdeckung für die potentiellen offensiven Anspiele der gegnerischen Mannschaft.
Vor o. g. Spielern verteidigen Gallus, Damm und Mayer im Bereich der Mittellinie den Spielaufbau des Gegners. Somit sind die Räume eng, Anspiele können, wenn gut umgesetzt, nur noch horizontal erfolgen.

Bei Ballgewinn wird blitzartig umgeschaltet. Mayer agiert dabei als Art "9 1/2er" mit allen Freiheiten, Damm und Gallus besetzen die Flügel, bis von hinten nachgelaufen wird.

Somit sind wir auch bei der offensiven Variante des Systems, in welchem Becker und Mayer die zentralen Rollen zukommen.

Bei eigenem Ballbesitz, also wenn das Spiel von hinten heraus oder nach defensiven Einwürfen, Abstößen etc. selbst aufgebaut werden muss, ergibt sich in der Verteidigung eine Dreierreihe bestehend aus Müller, Gaede und Rahn. Die Außenverteidiger schalten sich wie verkappte Flügelspieler in das Spiel ein und hinterlaufen optimalerweise bei Vorstößen die Außen Damm und Gallus. Becker gibt in dieser Anordnung den Ballverteiler. Er holt die Bälle aus der eigenen VT und treibt sie nach vorne, spielt sie nach Außen oder sucht eine andere geeignete Anspielstation. Mayer agiert wieder mit allen Freihheiten vorne, was ihm dahingehend gerecht wird, da er nicht so sehr der Spielaufbauer, sondern eher der Kämpfer ist, der auch mal ein Pfund aus der 2. Reihe ablassen kann.

Die offensive Anordnung sähe wie folgt aus:

----------------------------------Mayer---------------------------------------------
----------------Gallus------------------------------------Damm--------------------

---------------------------------------Pinheiro--------------------------------------
Dieck-------------------------------------------------------------------Hammann--
----------------------------------Becker--------------------------------------------

------------------------Müller-----Gaede------Rahn--------------------------------

-----------------------------------Nulle--------------------------------------------

Vorteil der beschriebenen Varianten (off./def.) ist in jedem Fall, dass auch bei Ballverlust der Weg auf die Position der entsprechend anderen Variante nicht zu weit ist. Andernfalls ist immer eine Absicherung in Form eines Mitspielers vorhanden, welche als Balljäger fungieren kann.

Es ist alles ziemlich theoretisch, muss ich zugeben. Vom Grundgedanken her sollte es nichtsdestoweniger dem angestrebten Spiel: "offensiv variabel, defensiv sicher" gerecht werden.
"Ich mache nie Voraussagen und werde das auch niemals tun."
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Re: Kasseler-Taktik-Talk

Beitrag von !)aniel » 25. Sep 2012, 16:33

Pep, bist dus? ;)

Corona
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Re: Kasseler-Taktik-Talk

Beitrag von Corona » 25. Sep 2012, 17:02

Sachlich ja, inhaltlich gut eher nein.
Hasta la Victoria siempre!

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Re: Kasseler-Taktik-Talk

Beitrag von Corona » 25. Sep 2012, 17:48

casseler hat geschrieben:
Corona hat geschrieben:Sachlich ja, inhaltlich gut eher nein.
Mit inhaltlich gut war nicht gemeint, ob es dir gefällt oder nicht, sondern bezog sich auf die Mühe die sich u.A. Novem und !)aniel gemacht haben :wink:
Hat mit gefallen nix zu tun, es ist zum Teil einfach Stuss.
Aber du hast recht, schön zu sehen, dass man sich intensiv Gedanken macht ;)
Hasta la Victoria siempre!

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Re: Kasseler-Taktik-Talk

Beitrag von Heidelberger » 25. Sep 2012, 18:52

Corona hat geschrieben:
casseler hat geschrieben:
Corona hat geschrieben:Sachlich ja, inhaltlich gut eher nein.
Mit inhaltlich gut war nicht gemeint, ob es dir gefällt oder nicht, sondern bezog sich auf die Mühe die sich u.A. Novem und !)aniel gemacht haben :wink:
Hat mit gefallen nix zu tun, es ist zum Teil einfach Stuss.
Stuss hin, Kokolores her - wir genießen in diesem Thread halt unseren fachlich-sachlichen Schreibdurchfall. Gewissermaßen eine Internet-Variante der Logorrhö, die sich gemeinhin in Foren breitmacht. :lol: :lol:

Unser Trainer mag´s wohl nicht, wenn wir uns seinen Kopf zerbrechen. :cry:

Um den Durchfall (vorerst) zu stoppen, gibt´s ´ne gute Kur, Corona (alias Señor Lobo?):

Seamos realistas y hagamos lo imposible = Victoria en Pfullendorf! :D

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Re: Kasseler-Taktik-Talk

Beitrag von Reiherwälder » 25. Sep 2012, 19:38

Das eine Stürmertor ist kein Zufall, sondern das Produkt einer ziemlich verfehlten Offensivtaktik. Angeblich spielen wir nicht mit einem, sondern mit drei Stürmern. Aha. Auf dem Platz sehe ich davon nichts. Oft hat der ballführende Spieler in der Offensive nicht eine Anspielstation - und weg ist die Pille. Das ist schon alles sehr durchsichtig, was da bislang vorne passiert, das muss man schon sagen. Es spricht für sich, dass man sehr weit zurückblättern muss, um das letzte KSV-Tor zu finden, was sauber rausgespielt wurde. Fernschüsse, Elfmeter, Abstauber - das ist der Alltag. Bringt kurzfristig natürlich auch Punkte, keine Frage, aber langfristig auch Erfolg...?

Lösung des Problems: Mayer wieder in den Sturm beordern, ob Damm oder Schmeer daneben ist egal. Dahinter eine Raute mit Gaede/Becker, Pinheiro, Merle und Gallus. Und insgesamt alles mit etwas mehr Laufarbeit und Zug zum Tor.

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Re: Kasseler-Taktik-Talk

Beitrag von Viervierzwei » 25. Sep 2012, 21:44

Heidelberger hat geschrieben: Zum Thema: Ich dachte, dass Becker und Pinheiro für die Außenpositionen verpflichtet wurden. Dass sie jetzt aber auf den beiden 6er-Positionen etabliert sind, macht es für Wolf schwierig, sie da wieder wegzunehmen. Gerade Pinheiro stopft sehr viele Löcher und gewinnt wichtige Defensivzweikämpfe. Daher ist er zentral bestens aufgehoben. Wenn man ihn nach rechts versetzt, wäre die Frage, wer an Beckers Seite seine Rolle so gut ausfüllen soll? Marz habe ich noch nicht gesehen, Riske ist nicht so ballsicher wie Pinheiro und Gaede muss erst wieder zurückfinden.

Für mich ist Mayer auf dem linken Flügel keine Idealbesetzung. Der sollte als hängende Spitze zentraler spielen und Schmeer (oder Damm) unterstützen, weil unser 9er allein gg die gegnerischen Abwehrspieler einen sehr schweren Stand hat. Mit nur einer Spitze zu spielen macht eigentlich nur Sinn, wenn man klassische Flügelspieler hat, so wie damals, als Ochs und Tornie den Bauer gefüttert hatten. Merle und Mayer interpretieren aber diese Rolle auf Außen anders.
Ich kann Dir da nur zustimmen. Dass wir bisher wenig Tore geschossen haben, ist sicherlich der grundsätzlichen Defensivausrichtung mit zwei Sechsern und nur einer Spitze geschuldet und auch dem Umstand, dass wir bisher des Öfteren mit dem einen Punkt zufrieden waren und im Zweifel (wie beispielsweise gegen Elversberg und Ulm) das Risiko gescheut und nicht auf Sieg gespielt haben. Der Erfolg gibt dem Trainer bisher absolut recht. Wir haben noch keinen einzigen Punkt liegen gelassen. Trotzdem erspielen wir uns insgesamt zu wenig Torchancen, was immer dann, wenn wir in Rückstand geraten oder Standardsituationen nicht zum Torerfolg führen, zu Problemen führen kann.

Das komplette Mittelfeld umzubauen macht sicherlich keinen Sinn. Dass würde auch kein Trainer ohne Not machen. Aber wenn Mayer und Becker, der m. W. für die linke Außenbahn geholt wurde, einfach mal die Positionen tauschen würden, könnte das von Vorteil sein. Mayer ist einfach kein Flügelspieler. In einer zentraleren Rolle als der offensivere Part im defensiven Mittelfeld neben Pinheiro oder auch mal als hängende Spitze (anstelle eines zweiten Sechsers) könnte er wahrscheinlich mehr bewirken. Pinheiro wurde als Offensivallrounder angekündigt, er ist denke ich aber im defensiven Mittelfeld gut aufgehoben.

Merle und Mayer rackern beide viel, können sich durchsetzen, haben einen guten Schuss und kommen schnell zum Abschluss. Im Gegensatz zu Ochs und Tornieporth sind beide Spieler aber keine typischen Vorbereiter, sodass der eine Stürmer in einer ohnehin defensiven Grundausrichtung oft in der Luft hängt. Hinzu kommt, dass wir zwar gute Stürmer haben, aber keinen absoluten Torjäger wie es Totti war. Wenn jemand offensiv für Spielkultur sorgen kann, dann sicherlich Gallus, auch wenn er mich bisher noch nicht voll überzeugen konnte, allerdings musste er auch zumeist nach 70 Minuten vom Feld. Becker über links und Marz über rechts könnten vielleicht dafür sorgen, dass der jeweilige Angreifer (egal ob Damm, Schmeer oder Henel) vorne mehr Zuspiele bekommt. Mal sehen, ob UW nach der Niederlage bereits gegen Pfullendorf die Mannschaft umstellen wird. Auch wenn unser Plan bisher aufging, glaube ich kaum, dass wir ohne uns spielerisch zu verbessern, den zweiten Platz auf Dauer verteidigen können.

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