Was man mit einem Sieg im Hessenpokal erreichen kann, haben die Löwen erst 2015 erfahren: Nach dem Titel im Landespokal bekam der KSV in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals den Bundesligisten Hannover 96 zugelost, der mit knapp 18.500 Zuschauern für ein ausverkauftes Auestadion sorgte und dem Gastgeber einen Umsatz von mehr als 100.000 EUR in die Clubkasse spülte. Trotz der unglücklichen 0:2-Niederlage war es ein unvergesslicher Fußballabend gegen die Erstliga-Stars der 96er. Eine Wiederholung eines derartigen Ereignisses wäre der große Traum vieler Nordhessischer Fußballfans. Doch bevor es soweit ist, wartet am Mittwoch im Achtelfinale eine hohe Hürde auf die Löwen. Der Neuling Eintracht Stadtallendorf ist gut gestartet und steht mit 18 Punkten stabil im Tabellenmittelfeld der Regionalliga Südwest. Wie unangenehm die Mannschaft von Trainer Dragan Sicaja zu bespielen ist, musste erst am vergangenen Freitag der Tabellenführer Kickers Offenbach erfahren. Der OFC gewann mit viel Mühe knapp mit 1:0, der Aufsteiger hat sich auch in diesem Spiel teuer verkauft. Wie so oft in den Wochen zuvor: Im letzten Heimspiel siegte die Eintracht 4:2 gegen die bisher so starke U-23 des VfB Stuttgart.
Stadtallendorf hat etwa 20.000 Einwohner und liegt 18 Kilometer östlich von Marburg in Mittelhessen. Seine Heimspiele trägt der TSV im Herrenwaldstadion aus, das etwa 6.600 Zuschauern Platz bietet. 2008 gelang dem Verein der Aufstieg in die Hessenliga, 2017 der Sprung in die Regionalliga Südwest. Mit dem früheren Nationaltorwart Eike Immel hat der TSV ein prominentes Präsidiumsmitglied, er ist Berater und Beisitzer.
Für den KSV geht es darum, nach den zuletzt eher unglücklich verlaufenden Spielen wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Das die Mannschaft Moral hat, hat sie bei den beiden Aufholjagden in Stuttgart und gegen Mainz nachhaltig bewiesen. Während die Löwen beim 3:3 gegen die Kickers zumindest mit einem Punkt belohnt worden sind, gingen sie bei der 3:4-Niederlage gegen die Reserve der Nullfünfer leer aus. Bei der schwierigen, aber reizvollen Aufgabe in Stadtallendorf ist es entscheidend, nicht erst wieder einen Rückstand aufholen zu müssen. Von Beginn an stabil stehen und nicht naiv spielen, so die Forderung von Trainer Tobias Cramer als Lehre aus dem Spiel gegen Mainz, als die junge Mannschaft berauscht von der eigenen Leistung zu euphorisch agierte und dafür bitter bestraft wurde. Cramer muss dabei auf Ingmar Merle verzichten, der aufgrund einer Erkrankung nicht zur Verfügung steht. Der Sieger aus der Partie Stadtallendorf gegen den KSV Hessen trifft im Viertelfinale übrigens auf den SC Willingen.
Oliver Zehe
Veröffentlicht: 16.10.2017
